
Stimmen der Freiheit: Vom Kriegsreporter zum Staatsfeind
Weil er über den Bürgerkrieg in seiner Heimat berichtete, wurde der äthiopische Journalist Amir Aman Kiyaro verhaftet. Heute spricht er mit der ehemaligen Botschafterin Brita Wagener über die Folgen des Krieges, die Zeit in der Haft und ein Land, in dem die Presse weiter unterdrückt wird. Es moderiert Wolfgang Krach, Süddeutsche Zeitung.
Als 2020 in Äthiopien ein brutaler Bürgerkrieg zwischen der Zentralregierung in Addis Abeba und den Kräften der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) ausbrach, wurde die Lage für Journalistinnen und Journalisten besonders gefährlich. Dennoch reiste der Journalist Amir Aman Kiyaro in das Kriegsgebiet, um über die Ereignisse dort zu berichten. Nach seiner Rückkehr aus der Region Oromia wurde er verhaftet und des „Terrorismus“ sowie der „Kollaboration mit Äthiopiens Feinden“ beschuldigt.
Lange Verhöre und Misshandlungen, fehlende Schlafplätze, katastrophale Hygiene und mangelhafte Verpflegung prägten seinen Alltag im Gefängnis. Nach vier Monaten kam er gegen Kaution frei, die Anklage wurde später fallen gelassen.
Die Opferzahlen des Bürgerkriegs sind bis heute unbekannt, da die äthiopische Regierung Informationen durch eine strikte Nachrichtensperre blockierte. In Oromia kommt es nach wie vor zu gewalttätigen Konflikten, die in den internationalen Medien jedoch kaum Beachtung finden. Wie gelingt es äthiopischen Journalistinnen und Journalisten dennoch, die Wahrheit über den Krieg ans Licht zu bringen?
Vor dem Bürgerkrieg galt Äthiopien als „Reformpartnerland“ Deutschlands. Doch wie sieht diese Partnerschaft nach dem Krieg aus? Soll Deutschland weiterhin in ein Land investieren, in dem kritische Berichterstattung systematisch unterdrückt wird? Und wie verhält sich die deutsche Bundesregierung zu einem Machthaber, der einst als Friedensbringer gehandelt wurde, sich aber als Kriegstreiber enttarnte?
Darüber spricht der Journalist Amir Aman Kiyaro mit der ehemaligen deutschen Botschafterin in Äthiopien Brita Wagener. Es moderiert Wolfgang Krach, Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung.
In Kooperation mit der Herbert und Elsbeth Weichmann-Stiftung, der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte und der Süddeutschen Zeitung.
Veranstaltung in deutscher und englischer Sprache mit Simultanübersetzung.
Der äthiopische Journalist Amir Aman Kiyaro hat über Krieg und Konflikte in seiner Heimat berichtet. Dabei hat er Verbrechen auf allen Seiten dokumentiert. Im Herbst 2021 führte ihn seine Berichterstattung in den westlichen Teil von Oromia, einer Region in Äthiopien. Hier interviewte er Mitglieder der Oromo-Befreiungsarmee (OLA), die gegen die Regierung unter Abiy Ahmed kämpft. Dies führte zu seiner Verhaftung und einer harten viermonatigen Haft, da er der "Kollaboration mit Äthiopiens Feinden" beschuldigt wurde. Derzeit ist er Stipendiat der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte.
Brita Wagener studierte Rechtswissenschaften in Bonn und Hamburg und trat nach dem Zweiten Juristischen Staatsexamen 1983 in den Auswärtigen Dienst der Bundesrepublik Deutschland ein. Nach Posten in Kairo, New Delhi, Tel Aviv und der Zentrale in Bonn und Berlin war sie in den letzten zehn Berufsjahren Generalkonsulin in Istanbul und New York und Botschafterin im Irak und bis 2020 in Äthiopien mit gleichzeitiger Akkreditierung bei der Afrikanischen Union.
Wolfgang Krach ist Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung, zuvor war er stellvertretender Chefredakteur. Von 2003 bis 2007 war er deren geschäftsführender Redakteur und Newsdesk-Chef. Von 1997 bis 2002 war er beim Spiegel tätig, zuletzt als Leiter des Deutschland-Ressorts. Wolfgang Krach hat Philosophie an der Hochschule für Philosophie in München/Philosophische Fakultät S. J. studiert.
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