Irina Scherbakowa
Foto: Eva Gerberding

Russlands unbequemes Gewissen – Irina Scherbakowa

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Sie war sich sicher: „Ich gehe nie weg!“ Kurz nach Ausbruch des Krieges hat Irina Scherbakowa Moskau doch verlassen – und wurde in Abwesenheit zur Volksfeindin erklärt. Als Premiere zeigen wir das Porträt von Eva Gerberding (ARTE/NDR) über eine der mutigsten Personen der russischen Emigration.

Die ARTE-Filmpremiere im KörberForum ist zurück – mit der neuesten Dokumentation von Eva Gerberding (ARTE/NDR).

Irina Scherbakowa war sich sicher: „Ich gehe nie weg!“ und hat zu Beginn des Krieges gegen die Ukraine Moskau dann doch Hals über Kopf verlassen. Mit nur kleinem Gepäck ging sie zuerst nach Tel Aviv, später nach Berlin.

Die russische Germanistin und Kulturwissenschaftlerin ist Gründungsmitglied der Menschenrechtsorganisation Memorial, die 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. In über 30 Jahren ermutigte sie Stalin-Opfer und deren Angehörige, Zeugnis abzulegen und rief Schüler:innen auf, sich mit der eigenen Familiengeschichte zu beschäftigen. Ende Februar 2022 verfügte ein russisches Gericht in letzter Instanz die Auflösung von Memorial. Die Geschäftsstellen wurden durchsucht, verwüstet und geschlossen. Viele Mitglieder wurden verhaftet. Irina Scherbakowa wurde in Abwesenheit zur Volksfeindin erklärt.

In ihrem Buch „Die Hände meines Vaters. Eine russische Familiengeschichte“ (Droemer, 2017) erzählt sie, die in einer russisch-jüdischen Familie aufgewachsen ist, von der ihr Leben begleitenden Frage ihrer Großmutter: „Was hat uns verschont?“ Irina Scherbakowa steht für ein europäisches Schicksal in bewegten Zeiten und ist eine der interessantesten und mutigsten Persönlichkeiten der russischen Emigration in Europa.

Das anschließende Gespräch mit Irina Scherbakowa und der Regisseurin Eva Gerberding moderiert Johanna Eisenhardt, Körber-Stiftung.

Eine Kooperation mit ARTE.

  • Eva Gerberding studierte Slawistik, Geschichte und Kunstgeschichte in Hamburg. Sie ist (vor allem) in Russland regelmäßig als Autorin von Funk- und Printmedien, sowie Reisebücher tätig. Seit 1999 ist sie Autorin und Regisseurin für TV-Dokumentationen, für ARTE zuletzt mit den Porträts von Nino Haratischwili, Ljudmila Ulitzkaja und jetzt Irina Scherbakowa.

  • Irina Scherbakowa ist Gründungsmitglied der NGO MEMORIAL, die 2022 vom Obersten Gerichtshof Russlands unrechtmäßig liquidiert wurde und im selben Jahr den Friedensnobelpreis erhielt. Dort koordinierte die promovierte Germanistin, Übersetzerin und Historikerin u.a. den Geschichtswettbewerb für Jugendliche. Seit Sommer 2022 lebt sie im deutschen Exil und setzt als Vorstandsvorsitzende des Vereins Zukunft MEMORIAL die Arbeit fort.

  • Johanna Eisenhardt ist Sozial- und Politikwissenschaftlerin. Nach ihrem Studium sammelte sie Erfahrungen im Projektmanagement in der Vereinsarbeit und als Büroleitung eines mittelständischen Unternehmens. Seit 2019 ist sie als Programm Managerin im Bereich Demokratie, Engagement, Zusammenhalt tätig. Im Schwerpunkt Exil ist sie unter anderem an der jährlichen Konferenz Exile Media Forum beteiligt.

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