Oleg Orlow
Foto: Maurice Weiss/MEMORIAL

Protest als Bürgerpflicht: Dissidenten und Widerstand in Russland

Sagen, was ist, zeigen, was war – aber um welchen Preis? Ein Gespräch mit dem Menschenrechtsaktivisten Oleg Orlow und der Historikerin Irina Scherbakowa von MEMORIAL über Mechanismen von Unterdrückung, staatliche Gewalt und zivilgesellschaftliche Protestkultur in Russland. Es moderiert Gabriele Woidelko.

Restplätze ab 29. Aug 2024 9:00 Uhr
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Sie verstehen es als ihre Bürgerpflicht, sich für Aufklärung von Unrecht einzusetzen, die Wahrheit zu sagen, und sie zahlen einen hohen Preis dafür: Der Menschenrechtsaktivist Oleg Orlow sprach sich in Russland öffentlich gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine aus und wurde wegen „Diskreditierung der russischen Armee“ zu zweieinhalb Jahren Haft im Straflager verurteilt.

Die promovierte Historikerin Irina Scherbakowa setzt sich seit Jahrzehnten für eine Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Stalinismus in der ehemaligen Sowjetunion ein und sieht einen direkten Zusammenhang zwischen einer unzureichend aufgearbeiteten Gewaltgeschichte und aggressiven aggressiven politischen Repressionen im heutigen Russland.

Als einer von 16 Inhaftierten, die in dem internationalen Gefangenenaustausch mit Russland Anfang August 2024 freigekommen sind, wurde Oleg Orlow aus der Russischen Föderation ausgewiesen. Irina Scherbakowa musste ihr Heimatland nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Frühjahr 2022 aus Sicherheitsgründen verlassen.

Orlow und Scherbakowa sind Gründungsmitglieder der Menschenrechtsorganisation MEMORIAL. Seit über zehn Jahren steht MEMORIAL unter dem Druck russischer Behörden. Zunächst im eigenen Land als sogenannter „ausländischer Agent“ eingestuft, wurde MEMORIAL International 2022 vom Obersten Gerichtshof der Russischen Föderation liquidiert. Im selben Jahr wurde die Organisation für ihre Arbeit mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Im Mittelpunkt des Gesprächs mit Orlow und Scherbakowa steht die Frage nach den Traditionen, Chancen und der Wirkmächtigkeit zivilgesellschaftlichen Protests in Russland. Welche Rolle spielt die Dissidentenbewegung der Sowjetunion für das Selbstverständnis derjenigen, die sich heute mit friedlichen Mitteln in Russland gegen Krieg, Unrecht, staatliche Willkür und den Missbrauch von Geschichte als politische Waffe einsetzen? Was bedeutet es, sich in Russland heute für Menschenrechte und historische Aufklärung einzusetzen? Und welche Möglichkeiten gibt es, aus dem erzwungenen Exil heraus die Arbeit fortzusetzen?

Es moderiert Gabriele Woidelko, Körber-Stiftung.

Eine Veranstaltung in russischer Sprache mit Simultanübersetzung.

  • Oleg Orlow ist Menschenrechtsaktivist und Gründungsmitglied von MEMORIAL. Seit 40 Jahren spricht er sich öffentlich gegen russische Kriegs- und Aggressionspolitik aus und nahm mehrfach an Mahnwachen gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine teil. Im Februar 2024 wurde Orlow wegen "wiederholter Diskreditierung der Streitkräfte" in Russland zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Freilassung im Rahmen des Gefangenenaustausches im August 2024 setzt er seine Arbeit als Co-Vorsitzender des Menschenrechtszentrums von MEMORIAL im Exil fort.

  • Irina Scherbakowa ist Gründungsmitglied der NGO MEMORIAL, die 2022 vom Obersten Gerichtshof Russlands unrechtmäßig liquidiert wurde und im selben Jahr den Friedensnobelpreis erhielt. Dort koordinierte die promovierte Germanistin, Übersetzerin und Historikerin u.a. den Geschichtswettbewerb für Jugendliche. Seit Sommer 2022 lebt sie im deutschen Exil und setzt als Vorstandsvorsitzende des Vereins Zukunft MEMORIAL die Arbeit fort.

  • Gabriele Woidelko ist Osteuropa-Historikerin und Slawistin und leitet bei der Körber-Stiftung in Hamburg den Bereich Geschichte und Politik, dessen Projekte sich mit Geschichtsvermittlung, Erinnerungskultur und den historischen Wurzeln aktueller Konflikte beschäftigen.

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