Arbeiten im Ruhestand – selbstbestimmt, sinnvoll, bezahlt Mäuse für Ältere e.V.
Als Cornelia Sperling und Wolfgang Nötzold 2014 in Essen den Verein Mäuse für Ältere gründen, reagieren sie damit auf eine Situation, die viele Menschen betrifft, die das Rentenalter erreicht haben. Immer mehr Ältere wollen auch im Ruhestand beruflich aktiv bleiben – sei es aus finanziellen Gründen oder aus dem Wunsch nach Sinn und gesellschaftlicher Teilhabe. Doch häufig fehlt der Zugang zu passenden Jobs, genauso wie das nötige Wissen oder der Mut, um noch einmal neu zu starten.
Genau das wollen die beiden ändern. Die selbstständige Macherin und der leidenschaftliche Vernetzer haben sich zusammengetan, um ältere Menschen zu ermutigen und zu befähigen, auch nach dem Erwerbsleben bezahlte Tätigkeiten aufzunehmen – jenseits von Ehrenamt und überholten Altersbildern.
Doch Mäuse für Ältere geht noch weiter. Die Initiative arbeitet eng zusammen mit städtischen Stellen, der Wirtschaftsförderung, Volkshochschulen und Ehrenamtsagenturen. Sie organisiert regelmäßige Gesprächskreise, hält Vorträge, unterstützt Gründungsgruppen in anderen Städten und begleitet Teamgründungen, um gemeinsam Aufträge zu akquirieren – etwa in den Bereichen Lektorat, Nachhilfe oder handwerkliche Dienstleistungen.
Das Herzstück ist eine eigene Online-Plattform mit integrierter Jobbörse. Der Ansatz: Empowerment durch Selbstorganisation. Mehr als 3.000 Menschen haben bisher die Beratungsangebote genutzt, und es wurden rund 5.000 Stellen über die Plattform veröffentlicht. Zielgruppe sind Rentnerinnen und Pensionäre, die weiterhin beruflich aktiv bleiben möchten – oder es aus wirtschaftlicher Notwendigkeit müssen. Gleichzeitig wendet sich Mäuse für Ältere an Unternehmen, die dem Fachkräftemangel begegnen und das Potenzial älterer Menschen bewusst nutzen möchten.
Cornelia Sperling und Wolfgang Nötzold sind die treibenden Kräfte hinter dem Projekt und bringen ihre umfangreiche Berufs- und Lebenserfahrung ein. Beide engagieren sich seit vielen Jahren in der Bildungs-, Sozial- und Stadtteilarbeit. Sperling hat sich intensiv mit dem Konzept des „aktiven Alterns“ beschäftigt, Nötzold war vor allem in innerstädtischen Nachbarschaftsinitiativen aktiv. Gemeinsam nutzten sie ihre Netzwerke, um die Idee bekannt zu machen. Was als lokale Initiative begann, ist inzwischen eine gut vernetzte Anlaufstelle in den Ruhrgebietsstädten Essen, Dortmund und Bochum. Weitere Kommunen zeigen Interesse an dem Modell.
Mit ihrer Gründung stärken Sperling und Nötzold die Selbstwirksamkeit älterer Menschen. Sie setzen ein Zeichen gegen Altersarmut, Fachkräftemangel und die gesellschaftliche Ausgrenzung im Ruhestand. Das Gründer-Duo hat nicht nur ein praktisches Modell geschaffen, sondern auch ein gesellschaftliches Umdenken angestoßen: für eine neue Sicht aufs Alter – als selbstbestimmte, produktive und sinnstiftende Lebensphase.