
Foto: Joachim Rieger
Judith Grümmer
Audiobiografien junger sterbender Eltern als Erinnerung: Familienhörbuch gGmbH
Judith Grümmer (64) begleitete als Hörfunkjournalistin die Entstehung der Hospizbewegung und die Entwicklung der Palliativmedizin seit Beginn der Achtzigerjahre. So hatte die dreifache Mutter intensive Berührungspunkte mit sterbenden Menschen und ihrem Bedürfnis, den Hinterbliebenen eine Erinnerung zu hinterlassen. Ab 2003 begann Grümmer nebenberuflich Audiobiografien für private und institutionelle Kunden zu realisieren. Zunächst meist für Senior:innen. Grümmer trieb seit der Geburt ihrer eigenen Kinder aber besonders ein Gedanke um: der Bedarf sterbender Eltern von minderjährigen Kindern, ihre Lebensgeschichten über den Tod hinaus zu bewahren. Ab 2017 begann sie in Kooperation mit einer Klinik, Familienhörbücher für und mit tödlich erkrankten jungen Eltern zu erstellen.
2019 entschied sich die dreifache Mutter dafür, die Familienhörbuch gGmbH zu gründen und sich in Vollzeit auf die Produktion der Audiobiografien zu konzentrieren. Das Sozialunternehmen arbeitet auf der Basis von Spenden und die betroffenen Familien erhalten die Hörbücher kostenlos. Neben der Schaffung eines unersetzlichen Andenkens möchte Grümmer mit ihren Familienhörbüchern den Tod junger Eltern– und die Trauer der hinterbliebenen Kinder – stärker in den gesellschaftlichen Fokus rücken. Die jungen Palliativpatient:innen, die die Geschichte ihres Lebens als Audiobiografie hinterlassen, eint in den meisten Fällen eine Krebsdiagnose: jährlich erkranken deutschlandweit ca. 37.000 Eltern minderjähriger Kinder neu an Krebs. Rund ein fünftel der Erkrankungen kann nicht geheilt werden.
In den vergangenen Jahren machte Judith Grümmer aus ihrem Ein-Frau-Projekt ein wachsendes Sozialunternehmen mit einem etablierten ca. 60-köpfigen Team aus Engagierten und freiberuflichen Hörbuchdesigner:innen. Insgesamt sind unter Grümmers Leitung bereits ca. 200 Familienhörbücher entstanden.