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Im Gespräch mit Jacqueline Kühl

Jacqueline Kühl hat bereits mit 15 angefangen sich politisch zu engagieren. Angefangen mit Fridays for Future ist sie heute Sprecherin der Grünen Jugend im Kreisvorstand Rendsburg-Eckernförde, Teil des Bildungsteams in Schleswig-Holstein, sowie Beisitzerin im Landesvorstand der Grünen Jugend.

Du hast jung begonnen, dich zu engagieren und standest schon mit 15 in der Zeitung, weil du geehrt wurdest. Wann hast du angefangen – und wie kam es dazu?

Ich habe im März 2021 angefangen, mich politisch zu engagieren, also kurz vor meinem 15. Geburtstag. Durch die Streiks von Fridays for Future in meinem Heimatort Rendsburg wurde ich, wie viele andere 2019, politisiert, dort war ich u.a. bei meinen ersten Demos.

Dann war Corona. Eigentlich hatte ich voll Bock mich weiter zu engagieren, kam dann aber eben erst 2021 wieder dazu. Die Treffen waren immer weniger online und bald haben wir uns dann auch in Präsenz getroffen. Mir machte sowohl das politisch engagiert sein Spaß, z.B. Demos mit zu organisieren, Pressegespräche zu führen und Reden zu halten, aber auch einfach die Menschen, die man in dieser Zeit kennenlernen und die Erlebnisse, die man miterleben durfte, haben mich persönlich weiter gebracht.

  • Fridays for Future
    Fridays for Future Fotos: privat
  • Grüne Jugend
    Grüne Jugend

Was bedeutet Demokratie für dich?

Für mich bedeutet Demokratie genau das, was ich gerade mache. Mich politisch und sozial zu engagieren! Aber auch die Arbeit, die politische Jugendorganisationen machen, z.B. Mehrheiten zu organisieren. Die Demos gegen Rechts in meinem Heimatort Rendsburg sind dafür auch ein gutes Beispiel: Innerhalb kürzester Zeit hat sich ein Bündnis gegründet (Organizing) und eine Demo, die größte Demo Rendsburgs, mit ca. 2500 Menschen auf die Beine gestellt (ich durfte sogar eine Rede halten). Und genau all diese Rechte, die wir haben, z.B. Demos zu organisieren, ist für mich Demokratie. Es gibt immer weniger Demokratien auf dieser Welt, das zeigen immer wieder Studien und auch innerhalb Deutschlands sinkt die Zahl an Menschen, die hinter der Demokratie stehen. Wir sollten also nicht stolz auf unser „Heimatland“ / unsere „Nation“ sein, sondern auf unsere Demokratie.

Seit wann bist du bei Fridays for Future und der Grünen Jugend aktiv?

Bei Fridays for Future war ich besonders stark von März 2021 bis Dezember 2022 aktiv. Mittlerweile unterstütze ich, soweit es zeitlich möglich ist, die Demos in Kiel. Besondere Erlebnisse waren für mich der Großstreik in Berlin im Oktober 2021, dort standen wir mit tausenden Menschen auf der Straße und die Landtagswahlkampagne von Fridays for Future Schleswig-Holstein. Wir hatten eine coole Social-Media Kampagne und als Abschluss fand ein Zentralstreik in Kiel statt.

Bei der Grünen Jugend bin ich auch seit März 2021 aktiv, zunächst war ich Beisitzerin im Kreisvorstand und seit zwei Jahren bin ich Sprecherin im Kreisvorstand Rendsburg-Eckernförde. Zudem bin ich seit zwei Jahren im Bildungsteam der Grünen Jugend Schleswig-Holstein. Seit März 2024 bin ich Beisitzerin im Landesvorstand der Grünen Jugend Schleswig-Holstein.

Zentralstreik in Kiel, 2021
Zentralstreik in Kiel, 2021 Foto: privat

Warum engagierst du dich?

Ich engagiere mich, um die Menschen auf Missstände aufmerksam zu machen und hoffe dadurch Veränderungen zum Besseren zu bewirken. Das macht mich glücklich und gibt mir das Gefühl meinen Teil beizutragen für eine bessere und gerechtere Zukunft.

Was ist dir bei deinem Engagement besonders wichtig?

Betrachte ich die Arbeit bei Fridays for Future, dann auf jeden Fall: die Menschen auf die Straße zu bringen und dadurch Menschen zu politisieren. Aber auch themenspezifisches Wissen in die breite Masse zu tragen sowie auf aktuelle Themen aufmerksam zu machen.

Auch bei der Grünen Jugend ist es mir wichtig, Menschen zu politisieren und politische Bildungsarbeit zu leisten, z.B. zum Thema Klassenbewusstsein. Aus diesem Grund bin ich seit ca. zwei Jahren im Grünen Jugend SH Bildungsteam. Zudem bietet mir die Grüne Jugend die Möglichkeit, mich vor Ort zu engagieren und auch außerhalb der Demos durch politische Aktionen auf den Straßen sichtbar zu bleiben: z.B. zum Thema „Mieten“ oder „Tax the Rich“, denn es braucht eine starke politische Linke.

Was interessiert dich am Thema Klimaschutz?

Wie breit gefächert das Thema Klimaschutz doch eigentlich ist: Es ist eben nicht nur, dass man sich für das 1,5-Grad-Ziel einsetzt, sondern dass man dies eben auch für eine sozialgerechte Zukunft einsetzt. Hierbei müssen besonders die Folgen für den globalen Süden betrachtet werden, aber auch, wieviel es uns eigentlich kostet, keinen Klimaschutz zu machen. All diese Unterthemen machen Klimaschutz für mich zu einem interessanten Thema, denn Klimaschutz darf nicht nur einzeln betrachtet werden. Eine sozial-ökologische Transformation ist daher ein großer Wunsch von mir.

Glaubst du, dass soziales Engagement Menschen zufriedener macht?

Auf jeden Fall. Mir hat mein soziales Engagement durch schwere Zeiten geholfen. Ich sage immer, mein soziales Engagement ist meine Ressource, ohne diese positive Arbeit würde mir auf jeden Fall etwas fehlen.

Was würdest du anderen Jugendlichen antworten, die dich fragen, warum sie sich auch für eine gute Sache einsetzen sollten?

Es ist egal, inwiefern du dich engagierst, ob es in der Schule, in einem Verein oder einer Partei ist … Das Gefühl, etwas zum Besseren verändern zu können und/oder andere Menschen zu unterstützen bzw. zu helfen, bewirkt nicht nur was, sondern macht einen selbst auch glücklich und zufriedener. Außerdem lernst du dadurch neue Menschen kennen, die für dieselbe Sache kämpfen und dieselben Werte vertreten wie du. Schon dadurch entsteht sowas wie ein Gemeinschaftsgefühl.

Wie reagieren deine Freundinnen und Freunde und deine Familie auf dein Engagement?

Meine Familie steht total hinter mir. Mein Vater ist sogar in die IG Metall eingetreten, weil er sich auch politisch bzw. gewerkschaftlich, engagieren wollte. Meine Freunde und Freundinnen fragen sich, ob das nicht alles ein bisschen zu viel wird, akzeptieren aber, dass ich manchmal keine Zeit habe.

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Oh, schwierige Frage … ich würde ganz allgemein sagen, dass ich mir einfach eine soziale, gerechte Zukunft wünsche. So viel schlimmes passiert auf dieser Welt und innerhalb Deutschlands (Rechtsruck, soziale Probleme, Demokratieunverständnis, fehlender Klimaschutz), doch wir dürfen nicht die Hoffnung verlieren und gerade durch ein soziales Engagement kann man wieder seine eigene Selbstwirksamkeit finden.

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