Tage des Exils Bonn
Vom 30. August bis 14. September 2024 fanden in Kooperation mit der Bundesstadt Bonn zum ersten Mal die Tage des Exils in Bonn statt. Ein umfangreiches Programm mit 40 Veranstaltungen an insgesamt 27 Orten in der Stadt boten die Möglichkeit, sich mit historischen und aktuellen Erfahrungen des Exils und mit politischer Verfolgung, Flucht, Zugehörigkeit, Fremdheit und Entwurzelung auseinanderzusetzen. Das facettenreiche Programm wurde mit zahlreichen Bonner Partnern wie Kinos, Museen, privaten Initiativen und Vereinen, städtischen Einrichtungen und Stiftungen entwickelt.
Der Schirmherr, der in Südafrika geborene Schriftsteller Christopher Hope, eröffnete die Tage des Exils mit der Rede zum Exil.
Unser Kooperationspartner
Die Bundesstadt Bonn
Vor 75 Jahren wurde in Bonn die freiheitliche, demokratische Grundordnung der Bundesrepublik erarbeitet und am 23. Mai 1949 verkündet. 50 Jahre war Bonn Bundeshauptstadt und ist bis heute Standort von Ministerien und Bundesbehörden sowie der UN für 26 ihrer Organisationen. Mit dem „Forum Exilkultur“ legt Bonn als Sitz der UN-Flüchtlingshilfe einen besonderen Fokus auf die im Grundgesetz verankerten Menschenrechte. Die Transformation des Windeckbunkers in einen Ort der Exilkultur ist Teil der Strategie, Bonn als lebendigen Ort der Demokratieforschung und -vermittlung zu stärken.
Der Schirmherr: Christopher Hope
Der Schriftsteller Christopher Hope stammt aus Südafrika. Während der Apartheid sprach er sich in seinen Gedichten und Romanen gegen das rassistische Regime aus. Seine Veröffentlichungen fielen unter die staatliche Zensur. Hope ging 1975 ins Exil. Heute lebt er in Frankreich.
„Ich glaube, dass es niemals zuvor eine Zeit gab, in der freies Denken so bedroht war wie heute, nicht nur in offen repressiven Regimen, sondern zunehmend auch in Gesellschaften, die sich einst offen und tolerant nannten. Ich bin Schriftsteller aus Südafrika, einem Land, in dem Bürgerinnen und Bürger in streng abgegrenzte Rassenghettos gesperrt wurden, die ganz ohne Ironie ethnische ‚homelandsʻ hießen und doch alles andere als Heimat waren. Ich habe Südafrika in der Mitte der 1970er Jahre verlassen, als meine Gedichte und andere Bücher von mir vom Apartheid-Regime verboten wurden. Viele von uns glaubten, dass mit dem Ende der Apartheid ein gewisses Maß an Freiheit Einzug halten würde und in gewisser Weise war das auch so – und dann auch wieder nicht.
Die Regierung des neuen Südafrika plant, die freie Meinungsäußerung unter dem Vorwand der Bekämpfung von ‚Hassredenʻ zu unterdrücken. Die angedachte Zensur verspricht genauso absurd und drakonisch zu werden wie die des alten Regimes. Sie ist uns allen also nur allzu bekannt. Sollte dieses Gesetz verabschiedet werden, so könnte ein ‚falschesʻ Wort, egal ob in Wort oder Schrift , einen jahrelang hinter Gitter bringen. Schriftstellerinnen und Schriftsteller werden sich nicht mehr trauen zu sagen, was sie denken, aber wenn sie nicht mehr sagen, was sie denken, so landen ihre Texte ganz hinten in der Schublade oder sie wandern in ein inneres Exil, welches genauso einsam ist wie der Verlust der Heimat. Es ist ein Privileg, der Schirmherr der Tage des Exils 2024 zu sein.
Man sagt, Schriftsteller seien ganz natürliche Exilanten mit einem Hang zur Einsamkeit. Aber das Exil ist schwierig, herzzerbrechend, sogar tödlich und doch vertrauter denn je. Es ist wunderbar, ein kleiner Teil einer größeren Bewegung zu sein, welche jene, die weit weg von zu Hause sind, sieht und unterstützt.“
Das Key Visual der Künstlerin Farkhondeh Shahroudi
Für die Tage des Exils in Bonn und den Umschlag des vorliegenden Programmhefts hat die iranische Künstlerin und Poetin Farkhondeh Shahroudi das Key Visual gestaltet. 1962 in Teheran geboren, floh sie als junge Frau aus dem Iran. Dabei führte sie ihr Weg über Frankreich und Belgien 1990 nach Deutschland ins Exil. Hier hat sie einige Jahre in Dortmund verbracht und auch studiert. Heute lebt und arbeitet die Künstlerin in Berlin.
Shahroudis künstlerische Arbeit ist mehrfach ausgezeichnet worden. 2022 bekam sie den Hannah Höch Förderpreis und 2023 den Exile Visual Arts Award der Körber-Stiftung. 2024 erhielt sie ein vom Goethe-Institut gefördertes Stipendium für das International Studio & Curatorial Program (ISCP) in New York.
Ihre Kunstwerke zeichnen sich durch eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit Themen wie Exil und Vertreibung aus. Dabei setzt sie unterschiedliche Materialien und Medien ein und verbindet bildende Kunst, Handwerk, Grafik und Lyrik. Durch Shahroudis Einsatz von Handschrift, dem Nähen und Verflechten diverser Materialien wie in der raumgreifenden Arbeit „Two“ im Key Visual entstehen eindrucksvolle Arbeiten. Diese schweben zwischen dem Sozialen und dem Asozialen, dem Politischen und dem Privaten, dem Öffentlichen und dem Intimen, dem Innen und Außen, zwischen Verständlichkeit und Unlesbarkeit.
Der Medienpartner
Die Bonner Tageszeitung General-Anzeiger begleitet die Tage des Exils als Medienpartner.