Das Key Visual der Tage des Exils trägt den Titel „Aktenzeichen 605“ – die Signatur, unter der die Akte von Sara Nabils Asylverfahren verzeichnet ist.

Foto: Sara Nabil

Tage des Exils in Frankfurt am Main

Vom 1. bis zum 17. September 2022 fanden die Tage des Exils erstmalig außerhalb Hamburgs, in Kooperation mit dem Deutschen Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, in Frankfurt am Main statt. Rund 30 Frankfurter Kultur- und Bildungseinrichtungen beteiligten sich daran mit eigenen Ausstellungen, Konzerten, Lesungen und anderen Angeboten. Mehr als 40 Veranstaltungen in der ganzen Stadt luden dazu ein, sich auf vielfältige Weise mit dem Thema Exil auseinanderzusetzen. Mit den Tagen des Exils geben wir Menschen im Exil eine Plattform, schlagen die Brücke zwischen Gegenwart und Vergangenheit und regen zu Dialog und Verständigung zwischen Alt- und Neubürger:innen an. So möchten wir zu einem besseren Zusammenhalt in der Stadt beitragen.

Tage des Exils in Frankfurt am Main: Das Programmheft zum Download

Unser Kooperationspartner

Das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek

Als Teil des kulturellen Gedächtnisses Deutschlands sammelt, dokumentiert und archiviert die Deutsche Nationalbibliothek alle Medienwerke in Schrift, Bild und Ton, die seit 1913 in gedruckter und digitaler Form in und über Deutschland oder in deutscher Sprache veröffentlicht werden. Mit über 43 Millionen Medieneinheiten ist sie dabei die größte Bibliothek Deutschlands. Sie verfügt mit dem Deutschen Exilarchiv 1933–1945 und dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum über wertvolle und reichhaltige Spezialsammlungen. Ihre Bestände und Dienstleistungen bietet sie in den Lesesälen in Leipzig und Frankfurt am Main und, soweit rechtlich möglich, weltweit in digitaler Form an. Die Deutsche Nationalbibliothek versteht sich als Wissenschafts-, Bildungs- und Kultureinrichtung und bietet an ihren Standorten ein vielfältiges Programm mit Ausstellungen, Veranstaltungen, Führungen und Bildungsangeboten.

Das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek ist ein Ort der Auseinandersetzung mit den Themen Exil und Emigration während der Zeit des Nationalsozialismus. Die umfangreiche Sammlung umfasst Zeugnisse dieses Exils: Publikationen, institutionelle und persönliche Nachlässe. Die Gründung des Exilarchivs wurde von Exilierten selbst mitinitiiert, die darin ein Instrument der politischen Aufklärung sahen. Auch deshalb hat die kulturelle Vermittlungsarbeit einen besonderen Stellenwert: Durch Ausstellungen, Veranstaltungen und Publikationen wird die Vielschichtigkeit des Exils vermittelt und damit ein wichtiger Beitrag zu einer lebendigen Erinnerungskultur geleistet.

Die Schirmherrin: Parastou Forouhar

Parastou Forouhar war Schirmherrin der Tage des Exils 2022. Sie wurde 1962 im Iran geboren und kam 1991 nach Deutschland. Forouhar ist eine weltweit anerkannte Künstlerin und leitet aktuell eine künstlerische Klasse an der Kunsthochschule Mainz. Sie engagiert sich gegen politische Repression und Gewalt und agiert als Mittlerin zwischen den Kulturen.

Parastou Forouhar lebt seit 1991 in Deutschland im Exil.
Parastou Forouhar lebt seit 1991 in Deutschland im Exil. Foto: Sepehr Atefi

„Mein persönlicher Lebensweg, der mich 1991 aus dem Iran nach Deutschland führte, hat mich gelehrt, dass das Leben im Exil eine ambivalente Erfahrung ist, die sich nicht nur auf den Verlust alter Bindungen und Dinge beschränkt. Ob ein so tiefer Einschnitt im Leben als bereichernd empfunden wird, hängt letztlich davon ab, wie und in welcher Form zwischenmenschliche Begegnungen stattfinden. Der Austausch ist der Schlüssel, sich im neuen Umfeld zuhause zu fühlen.

In schweren Zeiten wie diesen, in denen Kriege, Tyrannei, fehlende ökonomische und ökologische Lebensgrundlagen Menschen aus ihrem vertrauten Lebensumfeld vertreiben, verfolgen die Tage des Exils das Ziel, eine Plattform der Begegnung und des Austauschs zu sein. Unterschiedliche Schicksale im Exil werden beleuchtet und mit historischen wie aktuellen Fluchterfahrungen in Beziehung gesetzt. Indem wir Brücken von der Vergangenheit in die Gegenwart schlagen und Begegnungen zwischen einzelnen Menschen ermöglichen, möchten wir gemeinsam einen achtsamen Umgang mit­ und eine gerechte Haltung füreinander schaffen. Ich bin zuversichtlich, der Dialog zwischen Alt-­ und Neubürgern der Stadt wird neue Wege des gegenseitigen Verständnisses ebnen, die zu begleiten mir Ehre und Freude zugleich sind.“

Parastou Forouhar

Rede zum Exil von Parastou Forouhar

Foto: Alexander Paul Englert
Rede der Schirmherrin Parastou Forouhar

Eröffnung der Frankfurter Tage des Exils am 1. September 2022 in der Deutschen Nationalbibliothek

Das Key Visual der Künstlerin Sara Nabil

Das Key Visual der Tage des Exils trägt den Titel „Aktenzeichen 605“ – die Signatur, unter der die Akte von Sara Nabils Asylverfahren verzeichnet ist
Das Key Visual der Tage des Exils trägt den Titel „Aktenzeichen 605“ – die Signatur, unter der die Akte von Sara Nabils Asylverfahren verzeichnet ist Foto: Sara Nabil

Das Key Visual der Tage des Exils 2022, das auch das Cover des Programmheftes illustriert, hat die Künstlerin und Menschenrechtsaktivistin Sara Nabil gestaltet. Sara Nabil wurde 1994 in Kabul, Afghanistan geboren. Bereits im Alter von 14 Jahren engagierte sie sich als Künstlerin und zeigte z.B. in der Gruppenausstellung „Make Art. Not War“ (Berlin, 2008) erste Arbeiten. Von 2013 bis 2015 studierte sie Politikwissenschaften an der Karwan University in Kabul. Als politische Künstlerin von den Taliban verfolgt, bat sie 2015 in Deutschland um Asyl. Seit 2016 studiert Sara Nabil Kunst an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main. Zentrale Themen ihrer künstlerischen Arbeit sind ihre eigene Fluchterfahrung und die Rechte afghanischer Frauen und Mädchen. Mit ihrer jüngsten Ausstellung, die bis zum 28. August 2022 in der Kunsthalle Mannheim zu sehen ist, reagiert sie auf die Folgen der erneuten Machtübernahme der Taliban im August 2021. Während der Tage des Exils wird bei Heussenstamm ihre Ausstellung „Life without Shadow“ gezeigt . Das Key Visual trägt den Titel „Aktenzeichen 605“ – die Signatur unter der die Akte von Sara Nabils Asylverfahren verzeichnet ist.

Die politische Künstlerin Sara Nabil wurde von den Taliban verfolgt und lebt seit 2015 in Deutschland.
Die politische Künstlerin Sara Nabil wurde von den Taliban verfolgt und lebt seit 2015 in Deutschland. Foto: Sara Nabil

Der Kulturpartner

Der Radiosender hr2-kultur begleitete die Tage des Exils als Kulturpartner.

hr2-kultur

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