Tage des Exils Hamburg
Vom 11. April bis zum 12. Mai 2023 fanden die Tage des Exils Hamburg statt. 50 Veranstaltungen luden dazu ein, historischen und aktuellen Exilerfahrungen nachzugehen und über die Frage ins Gespräch zu kommen, welche Bedeutung Zugehörigkeit, Fremdheit oder Entwurzelung haben. Wir freuen uns sehr, dass die fünfte Auflage der Tage des Exils in Hamburg nach pandemiebedingten Anpassungen wieder hauptsächlich in Präsenz stattfand. In Kooperation mit vielen Institutionen und Initiativen ist es erneut gelungen, ein abwechslungsreiches Programm mit Ausstellungen, Lesungen, Diskussionen, Führungen, Theater- und Filmaufführungen und mehr zusammenzustellen. Allen, die daran mitgewirkt haben, danken wir sehr herzlich für ihr Engagement.
Tage des Exils in Hamburg: Das Programmheft zum Download
Die Schirmherrin: Swetlana Tichanowskaja
Swetlana Tichanowskaja war Schirmherrin der Tage des Exils 2023. Sie ist Bürgerrechtlerin und führt die belarussischen demokratischen Kräfte im Exil an. Nach Meinung unabhängiger Beobachter hat sie die Präsidentschaftswahl am 9. August 2020 gegen den autokratischen Präsidenten Alexander Lukaschenko gewonnen.
„Wenn heutzutage Millionen durch Europa wandern, um Krieg, Terror und Tyrannei zu entkommen, ist es wichtiger denn je, Brücken zu bauen und unsere Herzen und Häuser für jene in Not zu öffnen. Ich freue mich, dass die Umstände, mögen sie noch so furchtbar sein, das Beste aus den Menschen hervorholen.
Sie bringen das Beste aus den Menschen hervor, die Obdach gewähren, humanitäre Hilfe leisten und helfen, um das Leiden der Ukrainer:innen zu schmälern. Sie holen das Beste aus den Menschen hervor, die den Belaruss:innen dabei geholfen haben, weitab vom Terror des Regimes eine neue Existenz aufzubauen.
Seit der gestohlenen Wahl 2020 wurden Hunderttausende Belaruss:innen ins Exil gezwungen. Ich bin eine davon. Mit meinen Kindern habe ich in Litauen Zuflucht gefunden. Mein Mann ist noch immer ein politischer Gefangener in Belarus. Für viele ist Exil eine Geschichte von zerbrochenen Familien, von Trennung und unterbrochenen Leben. Exil wird einem per Definition aufgezwungen. Aber es ist unsere Entscheidung, was wir mit unseren Leben im fremden Land anfangen.
Wir sehen einem freien und demokratischen Belarus entgegen. Viele werden nach Belarus zurückkehren, um die Schäden der jahrelangen Diktatur zu beheben. Sie werden neues Wissen, Ideen und im Exil gewonnene Freundschaften mitbringen. Hilft man einer belarussischen Person im Exil, trägt man zur Zukunft unseres Landes bei.
Menschen im Exil sollten aber nicht als Opfer angesehen werden. Ich traf in vielen Ländern Belaruss:innen in der Diaspora. Immer wieder bin ich von der Energie und dem Engagement begeistert, mit denen sie ihr Leben aufbauen und ihrem Land helfen.
Es ist mir eine Ehre, Schirmherrin der Tage des Exils zu sein. Ich hoffe, einen Beitrag zu leisten, Brücken der Verständigung und neue Verbindungen aufzubauen. Diese Zusammentreffen und das gegenseitige Verständnis, das sie fördern, sind der beste Weg zu einer friedvollen Zukunft.“
Swetlana Tichanowskaja
Das Key Visual von Künstlerin Sofiia Klymenko
Das Key Visual der Tage des Exils 2023, das auf dem Cover des Programmheftes abgebildet ist, hat Sofiia Klymenko entworfen. Sie wurde 2003 in Charkiw in der Ukraine geboren. Seit ihrer Kindheit betätigt sie sich künstlerisch. Mit 15 legte sie ihren Hauptfokus auf Illustrationen. 2020 begann sie an der Kharkiv State Academy of Arts das Grafikdesign-Studium. Während ihres zweiten Studienjahres begann der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Sofiia Klymenko floh daraufhin nach Deutschland. Sie bewarb sich erfolgreich bei einem Programm für ukrainische Studierende an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg (HFBK).
Gemeinsam mit ihren Kommiliton:innen organisierte sie die Ausstellung „Contra Spem Spero“ über die Ukraine. Seit Oktober 2022 studiert sie in an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart Kommunikationsdesign. Mit der Illustration auf dem Programmheft der Tage des Exils interpretiert sie das Thema Exil auf eine symbolische und moderne Weise. Der Kopf stellt die Macht des Bösen dar, vor der die Menschen fliehen. Sie porträtiert den emotionalen Aspekt einer Erfahrung,die Millionen Menschen mittlerweile machen mussten.
Die Kulturpartner
Der Radiosender NDR Kultur und die Nachrichtenplattform Amal, Hamburg! begleiten die Tage des Exils als Kulturpartner.