
© Khaled Barakeh
Tage des Exils Berlin
Vom 08. September bis zum 09. Oktober 2023 finden die Tage des Exils erstmals in Berlin und in Kooperation mit der Stiftung Exilmuseum Berlin statt. 50 Veranstaltungen zum Thema Exil laden dazu ein, historischen und aktuellen Erfahrungen von Exil nachzugehen und über die Bedeutung von politischer Verfolgung und Flucht sowie von Zugehörigkeit, Fremdheit und Entwurzelung zu reflektieren. Gemeinsam mit zahlreichen Partnern – Kinos, Museen, privaten Initiativen, städtischen Einrichtungen und Stiftungen – haben wir an 45 Orten in Berlin ein vielseitiges Programm erstellt.
Eröffnet werden die Tage des Exils mit der Langen Nacht des Exils in Kooperation mit der Akademie der Künste, Berlin. Schirmherrin Herta Müller wird die Rede zum Exil halten. Diskussionen, Lesungen und die Verleihung des Exile Visual Arts Award runden den Abend in der Akademie der Künste am Hanseatenweg ab. Der Eintritt für die Lange Nacht des Exils ist frei.
Allen, die zu dem facettenreichen Programm der Tage des Exils beitragen, sprechen wir unseren herzlichen Dank für ihr Engagement aus.
Tage des Exils Berlin: Das Programmheft zum Download
Aktuelle Informationen über die Veranstaltungen finden Sie hier sowie auf den Webseiten der Veranstalter:innen.
Die Schirmherrin: Herta Müller
Herta Müller ist Schirmherrin der Tage des Exils Berlin 2023. Die in Rumänien geborene Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin ging 1987 ins Exil nach Deutschland. Sie drängt darauf, Erfahrungen von Exil sichtbar zu machen, und ist Schirmherrin des in Gründung befindlichen Exilmuseums Berlin. 2016 hatte die Literaturnobelpreisträgerin bereits in Hamburg die Schirmherrschaft der Tage des Exils inne.

„Wer nach 1933 aus Deutschland ins Exil entkommen konnte, galt nach 1945 nicht als Opfer der Nazidiktatur, sondern als jemand, der sich retten konnte. Sogar als jemand, der die Schrecken des Krieges nicht miterleben musste.
Es gibt in der Erinnerungslandschaft Deutschlands leider bis heute keinen Ort, der zeigt, was das Wort Exil tatsächlich bedeutet. Wie das ist, wenn jemand mit nichts als Angst im Kopf fliehen und alles zurücklassen muss – auch die liebsten Menschen.
Schon 1933 begann die Flucht ins Ungewisse. Die Ankunft in der Fremde war und blieb oft endlose Armut und Einsamkeit, die Sprachbarriere zunächst bei jedem Schritt im Alltag. Der Verdacht der Behörden blieb, und das undurchschaubare Hin und Her der Zufälle blieb. Mehr als 500.000 Deutsche sind diesen Weg wegen politischer oder rassistischer Verfolgung gegangen. Viele davon gingen den Nazis doch noch in die Falle, weil auch das Land des Exils von den Nazis besetzt wurde.
Während der Tage des Exils werden diese Geschichten von damals und von heute erzählt. Schon eine von vielen Biografien aus der Türkei zeigt, was es bedeutet, wenn ein Journalist wie Can Dündar mit einem Koffer fliehen, seinen Besitz, seine liebsten Menschen zurücklassen muss. Wie entscheidend es ist, dass er in Deutschland aufgenommen und geschützt wird, statt womöglich lebenslänglich im Gefängnis zu sein.
Die Tage des Exils sind ein temporäres Exilmuseum, zugleich aber auch ein starkes Plädoyer für ein permanentes Exilmuseum. Ich freue mich sehr, dass sie in diesem Jahr zum ersten Mal in Berlin stattfinden.“
Herta Müller
Das Key Visual von Khaled Barakeh

Das Key Visual der Tage des Exils Berlin auf dem Cover des Programmheftes stammt von Khaled Barakeh, einem in Berlin lebenden syrischen Konzeptkünstler, Kulturaktivisten und kreativen Vermittler. Er absolvierte ein Studium der Malerei an der Fakultät für Bildende Künste in Damaskus (2005), einen Master of Fine Arts der Odense Funen Art Academy (2010) und eine Meisterschule an der Städelschule in Frankfurt a. M. (2013).
Seine Arbeit basiert darauf, Momente der Dissonanz und offenkundiger Ungerechtigkeit in politischen und sozialen Strukturen umzugestalten. Er erreicht dies durch Manipulation sofort erkennbarer Objekte und bereits existierender Bilder. Als Leiter von coculture e. V. verbindet er Kunst, Aktivismus und Community-Work und unterstützt Künstler:innen im Exil.
Sein Kunstwerk „Shattered Image of Oneself“ ist Teil des „Design of Necessity“, einem ortsspezifischen partizipativen Kunstprojekt, und einer Ausstellung, die 2022 in der Marienkirche in Kopenhagen stattfand. Die Werke in „Design of Necessity“ zeigen die kreativen, alltäglichen Praktiken, die Syrer:innen mit gewöhnlichen Gegenständen entwickelt haben, während sie unter der Belagerung in Kellern, Notunterkünften und kargen Verstecken leben mussten.
Das abgebildete Werk ahmt die Technik nach, bei der Spiegel in Scherben zerbrochen und an der Innenseite von Satellitenschüsseln angebracht werden, um Lebensmittel zu erhitzen. Die in der Serie entstandenen Porträts zeigen das zerstörte Bild, das die Bevölkerung Syriens nach Jahren der politischen Unterdrückung, der Belagerung, des Hungers, des gewaltsamen Verschwindens und der Zwangsumsiedlung von sich selbst und ihren Gemeinschaften hat.

Die Medienpartner


Der Radiosender rbb Kultur und die Nachrichtenplattform Amal, Berlin! begleiten die Tage des Exils als Medienpartner.