Streitfall Geschichte

Wie prägen Vergangenheit und Erinnerung die Politik von heute? Die Veranstaltungsreihe Streitfall Geschichte bringt Gäste aus Politik, Gesellschaft und Geschichtswissenschaft mit unterschiedlichen Standpunkten an einen Tisch – um strittige und politische, aber auch erinnerungskulturelle Fragen der Gegenwart zu diskutieren, bei denen ein Blick in die Geschichte besonders hilfreich ist.

Und auch Sie können mitreden: Welche konkreten Aspekte des Themas sollen diskutiert werden? Und schließlich: Wessen Argumente haben Sie überzeugt?

26. November: Haben wir ein Kolonialismus-Problem?

Grafik: Basics09

Als bedeutende Handels- und Hafenstadt war Hamburg ein zentraler Knotenpunkt und enormer Profiteur des deutschen Kolonialismus. Jene Vergangenheit liegt zwar über 100 Jahre zurück – im Stadtbild sowie in gesellschaftlichen Debatten rund um den Umgang mit dem kolonialen Erbe ist sie jedoch bis heute allgegenwärtig: So spiegeln sich Spuren der Geschichte noch immer in Straßennamen und Denkmälern zu Ehren kolonialer Täterfiguren. Und nicht zuletzt basiert der heutige Reichtum der Stadt maßgeblich auf Unterdrückung, Ausbeutung und Gewalt der Kolonialzeit.

Gleichzeitig gibt es auch neue Impulse, die kritisch an die koloniale Vergangenheit erinnern: So setzen sich zivilgesellschaftliche Initiativen oder (bis März 2025) die Forschungsstelle „Hamburgs (post)koloniales Erbe“ für neue Erinnerungsorte ein und machen ihre Opfer und den Widerstand Schwarzer Persönlichkeiten sichtbar.

Wie steht es also um Hamburgs Erinnerung an den Kolonialismus? Wird die Stadt ihrer erinnerungskulturellen Verantwortung gerecht – oder haben wir noch immer ein Kolonialismus-Problem?


Anmeldung ab 12. November

Unsere Gäste

  • Noa K. Ha
    Noa K. Ha Foto: Ines Grabner
  • Carsten Brosda
    Carsten Brosda Foto: Bertold Fabricius für Behörde für Kultur und Medien

Noa K. Ha ist wissenschaftliche Geschäftsführerin des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM). Die Stadt-, Migrations- und Rassismus-Forscherin leitete zuvor das Zentrum für Integrationsstudien an der TU Dresden, wirkte am Center for Metropolitan Studies, TU Berlin, und lehrte an der weißensee kunsthochschule berlin.

Carsten Brosda ist Senator für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg und seit 2020 Präsident des Deutschen Bühnenvereins. Er hat Journalistik und Politik an der Universität Dortmund studiert, wurde zum Thema „Diskursiver Journalismus“ promoviert und publiziert regelmäßig zu gesellschaftspolitischen Themen. Sein letztes Buch „Mehr Zuversicht wagen“ erschien 2023.

09. Oktober 2025: Doppelmoral statt Verantwortung?

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Streitfall Geschichte: Doppelmoral statt Verantwortung? (2025) Quelle: YouTube/Körber-Stiftung

Die deutsche Haltung gegenüber Israel seit dem Anschlag der Hamas wird wesentlich von der sogenannten deutschen Staatsräson geprägt – der Selbstverpflichtung, Israels Sicherheit als Teil deutscher Staatsinteressen zu schützen. Diese historisch begründete Verantwortung steht jedoch in einem Spannungsverhältnis mit den Prinzipien des Völkerrechts und der Menschenrechte angesichts der dokumentierten Kriegsverbrechen und humanitären Katastrophe in Gaza.

Wie haltbar ist also die deutsche Staatsräson im aktuellen Kontext des Leids in Gaza, und welche Herausforderungen stellen sich im Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion in Deutschland? Wie wird in Deutschland historische Verantwortung definiert, welche Perspektiven werden berücksichtigt, und zieht der Erinnerungsweltmeister Deutschland die richtigen Lehren aus der Vergangenheit?

Unsere Gäste

  • Jouanna Hassoun
    Jouanna Hassoun Foto: Anette Hauschild
  • Andreas Wirsching
    Andreas Wirsching Foto: Institut für Zeitgeschichte München - Berlin

Jouanna Hassoun ist Mitbegründerin des Bildungsvereins Transaidency e.V., der 2015 ins Leben gerufen wurde und sich der humanitären Hilfe verschrieben hat. Die Bildungsaktivistin mit palästinensischen Wurzeln floh als Kind vor dem Bürgerkrieg im Libanon nach Deutschland. Zu ihrem Engagement gehört die Auseinandersetzung mit dem Nahostkonflikt, Antisemitismus und die Bekämpfung von Muslimfeindlichkeit.

Andreas Wirsching ist Direktor des Instituts für Zeitgeschichte München–Berlin (IfZ) sowie Inhaber des Lehrstuhls für Neueste Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Seit 2013 ist am IfZ auch das Zentrum für Holocaust-Studien als Forum für die internationale Holocaust-Forschung etabliert. Zu Andreas Wirschings Forschungsschwerpunkten zählen u. a. die Geschichte der Weimarer Republik, des Faschismus und des Nationalsozialismus. Er ist u. a. Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Zentrums für Israel-Studien an der LMU München und gehört zu den Herausgebern der Dokumenteneditionen „The Persecution and Murder of the European Jews by Nazi Germany, 1933 – 1945“ und „Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland“.

16. September 2025: Wie viel Patriotismus verträgt die Mitte?

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Streitfall Geschichte: Wie viel Patriotismus verträgt die Mitte? (2025) Quelle: YouTube/Körber-Stiftung

Wird die politische Mitte zum Auslaufmodell – oder lässt sie sich neu begründen? In Europa gewinnen autoritäre Bewegungen und rechte Ideologien und Geschichtsbilder an Einfluss. Klassische Mitte-Positionen verlieren an Rückhalt. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie in einer vielfältigen Gesellschaft eine nationale Identität aussehen kann, die verbindet statt ausgrenzt.

Wie haben sich Mitte, Identität und Patriotismus in Deutschland historisch entwickelt, wie wurden sie missbraucht – und was bedeutet das für heute und morgen? Was sind traditionelle Werte und Erzählungen, auf die wir uns heute mehrheitlich verständigen können? Wie funktionieren sie in einer post-migrantischen Gesellschaft? Und was setzen wir dem Geschichtsbild der Rechten entgegen?

Unsere Gäste

  • Per Leo
    Per Leo Foto: Alexa Geisthövel
  • Peter Tauber
    Peter Tauber Foto: Tobias Koch

Per Leo, geboren 1972, wurde mit einer Arbeit über die Geschichte des Antisemitismus in Deutschland promoviert. Sein Debütroman „Flut und Boden“ stand auf der Shortlist des Leipziger Buchpreises. Der von ihm mitverfasste Leitfaden „Mit Rechten reden“ wurde zum vieldiskutierten Bestseller. Leo lebt als freier Autor und Schatullenproduzent in Berlin.

Peter Tauber war von 2009 bis 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages, von 2013 bis 2018 Generalsekretär der CDU Deutschlands und von 2018 bis 2021 Parlamentarischer Staatsekretär im Bundesministerium der Verteidigung. Der promovierte Historiker ist heute Geschäftsführer der von ihm gegründeten Agentur für Strategie- und Kommunikationsberatung vierfichten und ist als Dozent und Autor tätig.

6. Februar 2025: Ist die deutsche Erinnerungskultur gescheitert?

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Streitfall Geschichte: Ist die deutsche Erinnerungskultur gescheitert? (2025) Quelle: YouTube/Körber-Stiftung

Erinnerungsweltmeister Deutschland? Kein Land investiert mehr Ressourcen in den mahnenden Blick in die Vergangenheit als Deutschland. Und doch nehmen antisemitische Vorfälle und rechtsextreme Attentate zu.

Kritikerinnen und Kritiker beklagen schon lange, dass die deutsche Erinnerungskultur in ihrer etablierten Form gescheitert sei. Ihr wird vorgeworfen, (post-)migrantische Stimmen und deren Vergangenheiten zu überhören. Andere werfen ihr Selbstgefälligkeit vor: Der Wunsch nach Versöhnung und die daraus abgeleitete politische Verantwortung verdränge gelebtes Erinnern von unten. Bietet die Erinnerungskultur noch genügend Potential, um die Geschichte(n) einer gespaltenen Gesellschaft am Leben zu erhalten? Welche blinden Flecken gibt es in der deutschen Gedenkkultur bis heute? Wie sieht die Zukunft der deutschen Erinnerungskultur aus und wer sind die Erinnerungsträger von morgen?

Unsere Gäste

  • Ibou Diop
    Ibou Diop
  • Aleida Assmann
    Aleida Assmann Foto: IMAGO

Aleida Assmann ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin. Von 1993 bis 2014 war sie Professorin an der Universität Konstanz. Sie publizierte zahlreiche einschlägige Schriften zum kulturellen Gedächtnis und der deutschen Erinnerungskultur. Zuletzt erschien (mit Jan Assmann): „Gemeinsinn. Der sechste, soziale Sinn“ (Beck, 2024).

Ibou Diop ist Literaturwissenschaftler und Kurator. Derzeit erarbeitet er für den Berliner Senat ein Erinnerungskonzept Kolonialismus und ist Teil der Kompetenzstelle Dekolonisierung in der Stiftung Berliner Stadtmuseum. Zuletzt hat er zusammen mit Max Czollek das Diskursprogramm “heimaten” im Haus der Kulturen der Welt kuratiert.

23. Januar 2025: Lässt sich Migration steuern? (Nachholtermin)

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Streitfall Geschichte: Lässt sich Migration steuern? (2025) Quelle: YouTube/Körber-Stiftung

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die Zu- und Abwanderung von Menschen der Normalfall ist. Und doch wird die gegenwärtige Migration nach Europa und Deutschland als Ausnahmezustand und Gefahr wahrgenommen. Forderungen nach Kontrolle, Beschränkungen und einem „härteren Kurs“ werden lauter. In der erhitzten Diskussion zwischen dem Vorwurf der „Festung Europa“ bis zu perfiden Plänen zu „Remigration“ geht die Suche nach einer solidarischen Migrations- und Flüchtlingspolitik unter.

Welche Debatten um die Regulierung von Migration finden wir in der Geschichte und wozu haben sie geführt? Welche Verbindungen bestehen zwischen der Rhetorik der politischen Diskussion und Gewalt? Und inwieweit lässt sich Migration überhaupt steuern?

Unsere Gäste

  • Michael Gwosdz
    Michael Gwosdz Foto: GRÜNE Bürgerschaftsfraktion/Henning Angerer
  • Patrice Poutrus
    Patrice Poutrus Foto: privat

Michael Gwosdz ist für die Bündnis90/Die Grünen Abgeordneter in der Hamburger Bürgerschaft. Dort ist er als Parlamentarischer Geschäftsführer Mitglied im Fraktionsvorstand und als Fachsprecher für die Themen Flucht und Religionspolitik tätig. Als Vorsitzender des Sozialausschusses widmet sich Michael Gwosdz sozialen Fragenstellungen.

Patrice G. Poutrus ist Historiker. Er wurde 1961 in Ostberlin als Sohn einer ost-deutschen Mutter und eines ost-afrikanischen Vaters geboren. Nach 1990 studierte er an der Humboldt-Universität. Die Schwerpunkte seiner Arbeit sind DDR-Geschichte, Flucht und Asyl im Nachkriegsdeutschland und die Erinnerung an die Transformation in Ostdeutschland. Derzeit arbeitet er am IMIS der Universität Osnabrück am Aufbau eines Einwanderungsarchivs in Hannover.

Weitere Termine 2025 folgen in Kürze.

Moderation

Victoria Reichelt
Victoria Reichelt Foto: Klaus Weddig

Victoria Reichelt studierte Wirtschaftskommunikation in Berlin und Mexiko. Seit 2019 arbeitet sie als Journalistin und berichtete bis 2022 bei Deutschland3000 (funk) gemeinsam mit Eva Schulz über Politik.
Seit 2022 ergänzt Victoria Reichelt das Moderationsteam des Funk-Formats DIE DA OBEN und moderiert bei ZDFheute live.

Streitfall Geschichte 2024

Veranstaltungen 2024

Wie lassen sich der Zustand der Europäischen Union sowie der zunehmende Rechtsruck in Deutschland und Europa historisch einordnen? Diese und weitere Themen diskutierten wir mit Expertinnen & Experten.

Mediathek

Unser Podcast

Geschichte ist Gegenwart

Wie hilft uns die Geschichte, die Gegenwart besser zu verstehen? Das besprechen wir mit unseren Gesprächspartnerinnen und -partnern in Geschichte ist Gegenwart! Dem History&Politics Podcast.

Kontakt

Gabriele Woidelko

Leiterin Bereich Geschichte und Politik

  • @Woidelko

Melina Heinze (in Elternzeit)

Programm-Managerin
EUSTORY

Inka Siuts

Programm-Managerin
Sonderprojekt MEMORIAL