Munich Young Leaders 2024
Vom 15. bis zum 18. Februar 2024 nahm der 15. Jahrgang der Munich Young Leaders (MYL) an der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) teil.
Im Rahmen der 60. MSC trafen die jungen Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft, Medien, Zivilgesellschaft und Think Tanks aus über 15 Ländern (darunter Äthiopien, Brasilien, Türkiye, Japan, und viele mehr) mit hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern aus Außen- und Sicherheitspolitik zusammen.
Die Teilnehmer:innen
Bevor sie Mitarbeiterin im Foreign Relations Committee im Senat der Vereinigten Staaten wurde, hat Maggie Dougherty als Senior Policy Advisor für Nikki Haley, ehemalige US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, gearbeitet. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind internationale Organisationen, Demokratie, Geflüchtete, globale Strafjustiz und Menschenrechte.
Die größte Herausforderung in den heutigen internationalen Beziehungen ist in Maggie Doughertys Augen der Aufstieg des Autoritarismus, weil Autokraten neue Technologien nutzen und aktiv daran arbeiten würden, offene, demokratische Gesellschaften zu untergraben. Neben Regierungen, Medien und Zivilgesellschaften sieht sie mögliche Lösungen bei den Young Leaders: Sie können Netzwerke bilden und bewährte Verfahren zur Bekämpfung von Bedrohungen der Demokratie miteinander austauschen. Außerdem können Young Leaders demokratische Basisbewegungen auf der ganzen Welt unterstützen.
Maggie Dougherty freut sich am meisten darauf, die Sicht der anderen Munich Young Leaders auf die Herausforderungen unserer Zeit kennenzulernen, weil alle von ihnen einzigartige Perspektiven aus ihren unterschiedlichen Erfahrungen mitbringen.
Als Projektleiter am Centre for Humanitarian Dialogue in Nord-Ost-Asien leitet Qiyang Niu Gespräche mit dem Ziel, Spannungen abzubauen und Risiken in wichtigen China-bezogenen Konfliktthemen zu mindern. Er promoviert außerdem an der Tsinghua-Universität in Peking, wo er als Fellow am Center for International Security and Strategy arbeitet und sich auf Themen der Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung von Waffen konzentriert.
Die größte Herausforderung in den heutigen internationalen Beziehungen sieht Qiyang Niu in der eskalierenden Intensität der Rivalität der Großmächte, die sich nicht nur direkt auf die beteiligten Parteien auswirke, sondern auch einen allgegenwärtigen Einfluss auf den Verlauf der Weltpolitik habe. Um dieses Problem anzugehen, sei konstruktiver Dialog dringend erforderlich – nicht nur zwischen Nationen, sondern einzelnen Menschen.
Er freut sich darauf, bei den Munich Young Leaders neue Freundschaften zu knüpfen, denn er ist sich sicher, dass diese Verbindungen den Weg zu weiteren Kooperationen in internationalen Sicherheitsfragen ebnen werden.
Gustavo Orozco ist nicht nur Berater für Sicherheitsstrategien des Bürgermeisters von Cali in Kolumbien, sondern auch Gründer von Objetivo Cero, einer Bürgergruppe, die sich der politischen Kontrolle und der Mobilisierung gegen Kriminalität widmet. Als Experte für Bürgersicherheit und Terrorismusbekämpfung ist er regelmäßiger Gast in den nationalen Medien und wurde als einziger Lateinamerikaner eingeladen, vor der Suchtstoffkommission, dem zentralen Gremium für Drogenpolitik der UNO, zu sprechen.
Als größte derzeitige Herausforderung für internationale Beziehungen sieht er das Thema „Grenzen“. Die Migration sei zu einem Streitpunkt zwischen und innerhalb von Staaten geworden, der das Zusammenleben, die regionale Stabilität und sogar die nationale Sicherheit bedrohe. Die Forderung, als Konsequenz die Grenzen zu schließen, hält er für populistisch und nicht realisierbar. Der globale Süden müsse dazu beitragen, den Verlust seiner Arbeitskräfte zu stoppen.
Als Munich Young Leader freut sich Gustavo Orozco besonders darauf, mehr über die sicherheitspolitischen Herausforderungen in anderen Teilen der Welt zu erfahren und sich mit den anderen Teilnehmenden des Programmes auszutauschen.
Programm bei der 60. Münchner Sicherheitskonferenz
2024 hatte die aktuelle Gruppe der Munich Young Leaders (MYL) die Gelegenheit, an der „Jubiläumsausgabe“ – der 60. – MSC teilzunehmen. Gleich am Morgen des ersten Konferenztages wurden sie vom Vorsitzenden der Konferenz, Christoph Heusgen begrüßt, und konnten ihre Fragen hinsichtlich der Abläufe, Herausforderungen und Ziele der MSC stellen. Im Anschluss traf die Gruppe auf Nana Akufo-Addo, Präsident der Republik Ghana, zu einer weitreichenden Diskussion zu den Herausforderungen demokratischer Systeme, der regionalen Sicherheit in Westafrika bis hin zum Klimawandel. Darauf folgte ein Gespräch mit Wolfgang Schmidt, Leiter des Bundeskanzleramtes und Bundesminister für Besondere Aufgaben, in dem die deutsche Zeitenwende, der Krieg in der Ukraine sowie die Energiewende die Diskussion dominierten. Ebenfalls am ersten Konferenztag sprachen die MYL mit Subrahmanyam Jaishankar, Außenminister der Republik Indien, über das „Superwahljahr 2024“ und die Konsequenzen neuer Technologien wie Künstliche Intelligenz.
Wie können kleinere Staaten ihre Handlungsfähigkeit im internationalen System bewahren? Wie lässt sich Vertrauen in Regierungshandeln aufbauen? Und welche Führungsqualitäten werden in der heutigen Zeit gebraucht? Um diese und weitere Fragen ging es am zweiten Konferenztag im Gespräch mit Ng Eng Hen, Verteidigungsminister der Republik Singapur. Ebenfalls über Führungsqualitäten, aber auch um aktuelle Herausforderungen wie die Spaltung der Gesellschaft sprachen die MYL mit Nancy Pelosi, ehemalige Sprecherin, und Hakeem Jeffries, Fraktionsführer der Demokraten im US-Repräsentantenhaus. Den Abschluss bildete ein Gespräch über die aktuelle Lage im Nahen Osten mit Rym Momtaz, Alumna des MYL-Programms, Journalistin und Research Fellow beim International Institute for Strategic Studies.
Bisherige Jahrgänge auf der MSC
Nach den pandemiebedingten Einschränkungen der letzten Jahre konnten die Teilnehmenden in diesem Jahr wieder im vollen Umfang am Hauptprogramm der Sicherheitskonferenz sowie an exklusiven Hintergrundgesprächen teilnehmen.
Diese boten dabei wichtige Einblicke, neue Impulse, diverse Perspektiven und offene Diskussionen: Mit Nadia Murad, Friedensnobelpreisträgerin und Gründerin von „Nadia’s Initiative“, dem deutschen Verteidigungsminister Boris Pistorius, seinem singapurischen Amtskollegen Ng Eng Hen, dem Außenminister von Litauen Gabrielius Landsbergis, US-Senatorin Jeanne Shaheen sowie dem togolesischen Außenminister Robert Dussey tauschten sich die MYL über aktuelle Herausforderungen der Außen- und Sicherheitspolitik aus. Darüber hinaus traf die Gruppe mit den ukrainischen Aktivist:innen, ehemaligen Parlamentsabgeordneten und MYL-Alumnae Hanna Hopko und Svitlana Zalishchuk zusammen, die dem aktuellen Jahrgang einen Einblick in die Rolle der ukrainischen Zivilgesellschaft in Kriegszeiten gaben und internationale Perspektiven in Bezug auf die russische Invasion mit der Gruppe diskutierten.
Der 13. Jahrgang der Munich Young Leaders ist der erste Jahrgang, der sich bereits vor der Münchner Sicherheitskonferenz im September 2021 in einer digitalen Auftaktsitzung kennenlernen konnte.
Nach einer kurzen virtuellen Kennenlernrunde diskutierte Dr. Oby Ezekwesili, ehemalige nigerianische Ministerin, ehemalige Vizepräsidentin der Weltbank und Mitbegründerin von Transparency International, mit den MYL die Zukunft des Multilateralismus. Die Diskussion drehte sich unter anderem um nötige Reformen des multilateralen Systems und die Lehren, die aus der Bekämpfung der weltweiten COVID-19 Pandemie gezogen werden sollten – positiv wie negativ. Dr. Ezekwesili betonte, wie wichtig junge, engagierte Menschen und deren Visionen seien, um einzelne Länder sowie den internationalen Dialog voranzubringen.
Im Februar 2022 nahmen die MYL 2021/2022 dann am Hauptprogramm der 58. Münchner Sicherheitskonferenz teil, welche unter den zu der Zeit herrschenden Pandemiebedingungen stattfand. Das bedeutete: weniger Gäste, weniger Medienvertreter:innen und kleinere Delegationen sowie zusätzliche digitale und partizipative Formate, die alle traditionellen Aktivitäten ergänzten. Auch für die MYL ergab sich daraus ein stark reduziertes Programm, das parallel zum Hauptprogramm lief.
Dabei führte der 13. Jahrgang exklusive Hintergrundgespräche mit hochrangigen Konferenzteilnehmer:innen, darunter Ng Eng Hen, Verteidigungsminister der Republik Singapur, die belarussische Oppositionsführerin Svetlana Tichanowskaja und Pekka Haavisto, Außenminister der Republik Finnland.
Im Rahmen der 56. Münchner Sicherheitskonferenz kam der zwölfte Jahrgang der Munich Young Leaders zusammen. Zu den Gesprächspartner:innen gehörten in diesem Jahr Subrahmanyam Jaishankar, Außenminister der Republik Indien, Eric Schmidt, ehemaliger Geschäftsführer von Google, die deutsche Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Fu Ying, die Vize-Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Nationalen Volkskongress der Volksrepublik Chinas.
Im Februar 2019 diskutiert der elfte Jahrgang der Munich Young Leaders auf der Münchner Sicherheitskonferenz unter anderem Kersti Kaljulaid, Präsidentin der Republik Estland, Ivanka Trump, Beraterin des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Christine Lagarde, geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds, und Rosemary DiCarlo, Untergeneralsekretärin für Politische Angelegenheiten und Friedenseinsätze bei den Vereinten Nationen.
Zum zehnten Mal kamen vom 15. bis 18. Februar 2018 junge Außen- und Sicherheitspolitiker:innen am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz zusammen. Die MYL 2018 diskutierten unter anderem mit H. R. McMaster, nationaler Sicherheitsberater des US-Präsidenten, Scheich Mohammed bin Abdulrahman bin Jassim Al Thaniv, stellvertretender Ministerpräsident und Außenminister des Emirats Katar, Anders Fogh Rasmussen, ehemaliger NATO-Generalsekretär, und Tzipi Livni, ehemalige stellvertretende Premierministerin und ehemalige Außenministerin Israels.
Die MYL 2017 sprachen auf der 53. Münchner Sicherheitskonferenz unter anderem mit Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen, Dr. Fatou Bensouda, Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag, Ine Eriksen Søreide, Verteidigungsministerin von Norwegen, und Alexander Grushko, Botschafter von Russland bei der NATO.