Field Trip nach Marokko
1. bis 6. Oktober 2023
Vom 1.-6. Oktober 2023 führte der jährliche Field Trip des Körber Netzwerk Außenpolitik seine Mitglieder in das Königreich Marokko nach Rabat, Casablanca, Ouarzazate und Marrakesch.
Nach sportlich frühem Aufbruch um 04:00 morgens am BER landete das Körber Netzwerk Außenpolitik am Sonntagnachmittag pünktlich für eine Einstimmung mit Stadtführung und anschließendem Abendessen in der Medina von Rabat. Am nächsten Morgen begann das Programm mit einem Briefing in der deutschen Botschaft: Der Botschafter Robert Dölger und Mitarbeitende gaben einen ersten Überblick zu Geschichte und politischem System Marokkos, die Lage nach dem kürzlichen Erdbeben, sowie zu Außenpolitik und der Rolle des Landes in der Region, seiner Wirtschaft und Energieversorgung sowie Migrationsthemen. Gefolgt von einem Austausch mit marokkanischen Journalistinnen und Journalisten beim Mittagessen traf die Gruppe anschließend mit Expertinnen und Experten des Policy Center for the New South auf dem Campus der Mohammed VI. Polytechnischen Universität zusammen. Abends kamen die Mitglieder des Netzwerks auf freundliche Einladung des Botschafters mit Vertreterinnen und Vertretern aus Kultur, Politik, Medien und Wissenschaft bei einem Empfang ins Gespräch.
Der nächste Tag begann mit einem Besuch bei MASEN und einem Gespräch mit CEO Tarik Hamane zu Energie und Transformation in Marokko. MASEN, die marokkanische Agentur für erneurbare Energien, betreibt unter anderem den Komplex Noor Ouarzazate – das größte Solarthermiekraftwerk der Welt und weitere Besuchsstation im Reiseverlauf. Zunächst aber folgte ein im Herkunfts-, Transit- und Zielland Marokko zentrales Politikfeld: Bei der Fondation Orient Occident informierte sich die Gruppe über Migration und die Situation von Migrantinnen und Migranten im Königreich. Die eng mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk zusammenarbeitende NGO unterstützt Migrantinnen und Migranten und Geflüchtete und bietet ihnen soziale und kulturelle Angebote von Kinderbetreuung bis Bildungsvermittlung. Nachmittags stand ein Höhepunkt auf dem Plan: Im Außenministerium wurde das Netzwerk von Außenminister Nasser Bourita empfangen. Über traditionellem marokkanischem Tee legte der Minister Marokkos Vision für die Rolle des Landes in der Region und seine außenpolitischen Prioritäten dar und kam darüber mit der Gruppe ins Gespräch. Beim Abendessen tauschte sich die Gruppe anschließend in einem informellen Rahmen mit Parlamentsabgeordneten aus, bevor es mit dem Spätzug von Rabat in die nächste Reisestation Casablanca ging.
Dort angekommen, traf die Gruppe am nächsten Morgen auf Journalistinnen und Journalisten und Kulturschaffende zu einem Gespräch über die rechtliche und soziale Situation von Frauen im Land, woraufhin ein weiterer Austausch und ein gemeinsames Mittagessen mit jungen Klimaaktivistinnen und -aktivisten auf dem Programm stand, die über erneuerbare Energien und Umweltschutz in Marokko berichteten. Durch traditionelle marokkanische Tajine gestärkt, besichtigte die Gruppe im Anschluss die Moschee Hassan II, eine der größten Moscheen der Welt, sowie die Synagoge Beth-El. Dort folgte ein Gespräch mit Serge Berdugo, ehem. Minister für Tourismus, Generalsekretär der jüdischen Gemeinde in Marokko und Präsident der jüdischen Gemeinde in Casablanca – einer der größten in der arabischen Welt. Am Abend traf die Gruppe mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Außenhandelskammer zusammen, bevor es zum Flughafen ging, um per Propellermaschine in die Wüste um den hohen Atlas nach Ouarzazate aufzubrechen.
Spät gelandet und früh gefrühstückt begann das Programm am vorletzten Tag mit einem Besuch beim Komplex Noor Ouarzazate. In einer Führung von Direktor Mustapha Sellam erfuhr die Gruppe alles über Bau, Funktionsweise und Leistung der weltweit größten Solarthermieanlage mit einer Fläche, die ungefähr der Stadt Rabat entspricht. Mit Zwischenstopp in der historischen Kasbah Ait Ben Haddou – bekannt auch als Filmkulisse etwa aus Gladiator oder Game of Thrones und wichtiger Standort der marokkanischen Filmindustrie – setzte sich der Weg durch das Atlasgebirge nach Marrakesch, der letzten Station der Reise fort. Beim Abendessen im Amal Women’s Training Center Guéliz lernte die Gruppe mehr über die Amal Initiative, die wirtschaftlich und sozial benachteiligte Marokkanerinnen fördert, indem sie ihnen im hauseigenen Restaurant eine Ausbildung für die Arbeit in Gastronomie ermöglicht und Arbeitsstellen vermittelt. Sein Ende fand der Tag auf dem Jemaa-el-Fna-Platz im historischen Zentrum von Marrakesch, der voller Händler, Straßenkünstler und sonstigen Attraktionen eine letzte Gelegenheit bot, Souvenirs zu erwerben und Marokkos einzigartige Atmosphäre aufzusaugen.
Vor der Rückreise aus dem strahlend sonnigen Marrakesch ins regnerische Berlin stand noch ein letzter Termin: Im Mohammed VI Museum zur marokkanischen Wasserkultur – ein Thema, das angesichts des erwähnten stetigen Sonnenscheins für das Land schon seit Jahrhunderten von zentraler Bedeutung ist – erfuhr die Gruppe alles von der chemischen Zusammensetzung des Wassers über unterschiedliche traditionelle Fördermethoden und seiner Verteilung bis hin zu Möglichkeiten eines geringeren Wasserverbrauchs angesichts der zunehmenden Knappheit. Mit der Fahrt zum Flughafen am Nachmittag endete der Field Trip 2023, und die Gruppe traf wohlbehalten und voller Eindrücke gegen Abend in Berlin ein.
Rückblicke
Seit 2005 fanden über 15 Field Trips des Körber Netzwerk Außenpolitik in mehr als 20 Länder statt.