Field Trip nach Japan
25. Mai bis 2. Juni 2024
2024 ging es für das Körber Netzwerk Außenpolitik in das bisher am weitesten entfernte Reiseland: Die Gruppe besuchte vom 25. Mai bis 2. Juni Tokio, Hiroshima, Kioto, Ashiya und Osaka.
Nach 14 Stunden Flug begann das Programm mit einer Stadtführung durch und um den Tokioter Stadtteil Akihabara und einem Abendessen mit frischem Fisch und weiteren japanischen Köstlichkeiten.
Der Montag startete mit einer Reihe von Gesprächen: Mit Professor Hideshi Tokuchi, Präsident des Research Institute for Peace and Security, und Konteradmiral der japanischen Maritimen Selbstverteidigungsstreitkräfte a.D., Katsuya Yamamoto, sprach die Gruppe über die Frage, ob und inwiefern eine „Zeitenwende“ (auch) in Japan zu beobachten sei. Im Anschluss traf das Netzwerk auf Professor Yoko Iwama, Leiterin des Programms für Strategische Studien am National Graduate Institute for Policy Studies, und Dr. Rumi Aoyama, China-Expertin der Waseda University, um Wahrnehmungen und Entwicklungen im Verhältnis zu China zu erörtern. Vor einem gemeinsamen Mittagessen kam die Gruppe mit Professor Akira Igata und Daisuke Kawai zusammen, die als Experten für Wirtschaftssicherheit der Universität Tokio die japanischen Strategien, Entwicklungen, Erfolge und Herausforderungen in diesem Bereich darlegten.
Am Nachmittag folgte zunächst kulturelle Abwechslung: Ein Besuch des interaktiven Museum teamLab Planets stand beispielhaft für die Synthese von Kunst, Kultur und Technik, die Japan wie kein anderes Land auszeichnet.
Abends besuchte das Netzwerk dann die deutsche Botschaft: Auf freundliche Einladung des Gesandten Martin Huth wurde den Mitgliedern zunächst ein Überblick über das politische System Japans, die bilateralen Beziehungen und die Rolle des Landes in der Region geboten. Auch aktuelle Themen wie Wirtschaftssicherheit, Energiepolitik, Demographie und viele weitere wurden durch den Leiter der politischen Abteilung, Dr. Tilman Schmit-Neuerburg, mit den Mitgliedern des Netzwerks ausführlich diskutiert. Im Anschluss kam die Gruppe mit Vertreterinnen und Vertretern aus Kultur, Politik, Medien, Diplomatie und Wissenschaft bei einem Empfang ins Gespräch.
Der nächste Tag begann mit einem Besuch im Parlament: Nach einer Führung durch das beeindruckende Unterhaus traf die Gruppe auf Vertreter des Ministeriums für Wirtschaft, Handel und Industrie: Mit Shinichi Kihara, Generaldirektor für Internationale Politik für CO²-Neutralität, sowie Kazuhiro Kurumi und Kazuyuki Yamada, stellvertretende Leiter der Internationalen Abteilung der Agentur für Natürliche Ressourcen und Energie, tauschte sich das Netzwerk über den Fortschritt der Energiewende in Japan und Deutschland aus. Darauf folgte ein Gespräch mit zwei Abgeordneten: Gen Nakatani, Abgeordneter der Liberaldemokratischen Partei (LDP) und ehemaliger Verteidigungsminister Japans, und Minoru Kiuchi, ebenfalls Abgeordneter der LDP und ehemaliger Staatsminister für Auswärtige Angelegenheiten sowie Umweltangelegenheiten, sprachen mit der Gruppe über japanische Sicherheitspolitik und aktuelle Herausforderungen aus parlamentarischer Perspektive.
Beim anschließenden Mittagessen im Tokioter Foreign Correspondents‘ Club konnte sich die Gruppe in informellen Rahmen mit Journalistinnen und Journalisten über aktuelle Fragen der japanischen Innen- und Außenpolitik sowie die japanische Presselandschaft austauschen.
Am Nachmittag stand ein Besuch im japanischen Außenministerium auf der Tagesordnung: Mit Dr. Kimitake Nakamura, Stellvertretender Minister für Europäische Angelegenheiten, Abrüstung, Nichtverbreitung und Wissenschaft, sprach die Gruppe über die Rolle von G7-Staaten wie Deutschland und Japan in der Welt – insbesondere mit Blick auf das Verhältnis zum sogenannten „Globalen Süden“.
Den Abschluss des Nachmittagsprogramms bildete ein Gespräch mit Momoko Nojo, Lena Gabriela Shinozaki und Ayumi Adachi. Die jungen Aktivistinnen von NO YOUTH NO JAPAN und FIFTYS PROJECT setzen sich für eine stärkere Präsenz von jungen Menschen, Frauen und marginalisierten Gruppen in Politik und Gesellschaft ein.
Am Mittwoch stand zunächst ein Gespräch im Nationalen Sicherheitsrat auf dem Programm, welches sich um die Einschätzungen der Sicherheitslage in der Region sowie die Ursprünge und Arbeitsweise der Institution selbst drehte. Darauf folgte ein Gespräch mit den Energieexperten Mika Ohbayashi, Direktorin des Renewable Energy Institute, und Professor Hiroshi Takahashi von der Hosei University, die ihre Perspektive auf die Energiewende in Japan und aktuelle Herausforderungen darlegten. Am Nachmittag besuchte die Gruppe den Tokyo Rinkai Disaster Prevention Park: Hier wird bei Erdbeben, Tsunamis oder sonstigen Katastrophenfällen die Reaktion und der Bevölkerungsschutz für den Großraum Tokio koordiniert, worüber das Netzwerk durch die dort stationierten Beamten informiert wurde. Daneben bot sich auch die Gelegenheit, in interaktiven Trainingsräumen das Szenario eines Erdbebens zu erleben und mehr über die korrekten Verhaltensweisen in einem solchen Fall zu erfahren.
Den Abschluss des Tages bildete ein Gespräch mit Dr. Masahiko Mori, Präsident und CEO des deutsch-japanischen Werkzeugmaschinenherstellers und Weltmarktführers DMG MORI. Neben aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen in der Wirtschaft war auch die Situation auf dem japanischen Arbeitsmarkt Gegenstand des Gesprächs.
Nach Anreise mit dem Shinkansen aus Tokio noch am Vorabend begann der Donnerstag in Hiroshima. Nach einer Führung durch den Peace Memorial Park, der rund um das Epizentrum an den Abwurf der Atombombe auf die Stadt am 6. August 1945 erinnert, folgte ein Besuch des Hiroshima Peace Memorial Museums. Dieses legt die Geschichte der Stadt und die Erfahrungen ihrer Bevölkerung im Kontext der Bombardierung eindrucksvoll dar. Im Anschluss besuchte die Gruppe die kulturell bedeutsame Insel Mijyajima und den dort gelegenen Itsukushima-Schrein – ein UNESCO-Weltkulturerbe – bevor es abends weiter nach Kioto ging.
Von Kioto aus begann der Freitag mit einem Besuch im deutschen Generalkonsulat in Osaka, wo Generalkonsulin Melanie Saxinger die aktuellen Themen der Arbeit des Konsulats in der Region Kansai, unter anderem die anstehende Expo 2025, einordnete und sich mit den Mitgliedern des Netzwerks über die zahlreichen Erfahrungen der Woche austauschte. Der weitere Weg führte die Gruppe nach Ashiya, eine Stadt in der Nähe von Kobe. Dort traf sich das Netzwerk mit dem jüngsten Bürgermeister Japans: Mit dem bei seiner Wahl erst 26-jährigen Ryosuke Takashima sprachen die Mitglieder über Herausforderungen und Gestaltungsmöglichkeiten auf kommunaler Ebene sowie die außerordentliche Situation, als junger Bürgermeister in der traditionell von älteren Persönlichkeiten geprägten politischen Landschaft Japans eine herausgehobene Rolle einzunehmen.
Der Samstag bot als letzter Tag in Japan die Gelegenheit, noch einmal die kulturelle Vielfalt Kiotos – über 1.000 Jahre lang die Hauptstadt des japanischen Kaiserreichs – aufzunehmen. Geführte Besuche bei den Tempeln Ryoan-ji mit seinem berühmten Steingarten, Kinkaku-ji mit seinem goldenen Pavillon und dem Schreinkomplex Fushimi-Inari rundeten die Reise ab und ermöglichten abschließend noch einen Blick zurück in die lange Geschichte und Kultur des Landes. Ein Karaokeabend durfte als letztes kulturelles Highlight natürlich nicht fehlen, bevor es dann am Sonntagmorgen zurück nach Berlin ging.
Rückblicke
Seit 2005 fanden über 15 Field Trips des Körber Netzwerk Außenpolitik in mehr als 20 Länder statt.