Field Trip durch Nordmazedonien und Albanien
13. bis 18. Juni 2022
Nach zwei Jahren coronabedingter Pause war es im Juni 2022 wieder soweit: Der Field Trip des Körber Netzwerk Außenpolitik führte die Mitglieder in den Westbalkan, nach Nordmazedonien und Albanien.
Nordmazedonien
Startpunkt der Reise war Skopje. Der erste Tag des vielfältigen Programms begann mit einem Austausch mit Dragan Nikolic, Staatssekretär im Verteidigungsministerium. Im Zentrum der Diskussion standen die mazedonische NATO-Mitgliedschaft und der Aufbau der Cyberfähigkeiten des Landes. Nach dieser spannenden Tour d`Horizon der Sicherheits- und Verteidigungspolitik ging es weiter zur deutschen Botschaft in Skopje. Dort wurde die Gruppe von Botschafterin Anke Holstein empfangen. Bei einer Tasse Kaffee brachte die erfahrene Diplomatin den Gästen die deutsche Perspektive auf die aktuellen politischen Entwicklungen in Nordmazedonien und der gesamten Region näher.
Der Anschlusstermin führte die Teilnehmenden in den Regierungssitz des Landes, wo sie von Edmond Ademi, dem außenpolitischen Berater des sozialdemokratischen Premierministers Dimitar Kovachevski, begrüßt wurden. Wie in einer Vielzahl der vor Ort geführten Gespräche stand der avisierte EU-Beitritt des Landes im Fokus der Diskussion. Ademi verdeutlichte, dass der EU-Beitritt die Top-Priorität aller politischen Kräfte vor Ort sei. Weiter ging es mit einem Treffen mit Zoran Popov, der als Staatssekretär im Außenministerium die Sichtweise seines Hauses auf die wichtigsten regional- und europapolitischen Themen darstellte.
Den inhaltlichen Abschluss des Tages stellte ein Gespräch mit Radmila Šekerinska dar. Die ehemalige Verteidigungsministerin und Parteivorsitzende der mazedonischen Sozialdemokraten zeichnete in ihrem Vortrag nicht nur die großen Linien der mazedonischen Politik der letzten Jahre nach, sondern ging auch auf die aktuellen Herausforderungen für die Regierung ein. Abgerundet wurde der Tag durch ein gemeinsames Abendessen mit Vertreter:innen von mazedonischen Jugendorganisationen, die nicht nur von ihrer vielfältigen Arbeit, sondern auch von den Sorgen und Hoffnungen der jungen Generation berichteten. Dazu gab es köstliche mazedonische Hausmannskost, die vom Restaurantbetreiber erklärt wurde, sodass die Gruppe die Möglichkeit hatte, in die landestypische Küche zu einzutauchen.
Der zweite Tag startete mit einem Treffen mit zwei Fachleuten aus der mazedonischen Think-Tank-Community. Von der EU-Erweiterungspolitik bis zur Rolle von Think Tanks in Nordmazedonien – es war ein breites Spektrum an Themen, über das sich die Gruppe mit Simonida Kacarska, Direktorin des European Policy Institute (EPI), und Marko Trosanovski, Präsident des Institute for Democracy „Societas Civilis“ Skopje, austauschen konnte.
Der nächste Programmpunkt führte die Mitreisenden raus aus den Besprechungsräumen und rein ins Zentrum der Hauptstadt. Bei einer geführten Tour lernte die Gruppe mehr über die bewegte Geschichte und die vielfältige Architektur der Stadt. Für den inhaltlichen Abschluss des Nordmazedonien-Teils der Reise ging es an die Ss. Cyril and Methodius-Universität, um mit Aleksandar Spasenovski zu sprechen. Der Professor an der juristischen Fakultät und ehemalige Abgeordnete des Parlaments ergänzte die bisherigen Erkenntnisse und Einblicke der Gruppe mit einem Ritt durch die mazedonische Geschichte und Politik.
Voller Eindrücke machte sich die Gruppe von dort auf in Richtung Ohridsee. Dort folgte eine Führung, die den Schwerpunkt auf die Rolle der Religion in Nordmazedonien legte und der Gruppe nicht nur die einzigartigen Fresken in den lokalen orthodoxen Kirchen näherbrachte, sondern auch das interreligiöse Zusammenleben thematisierte.
Albanien
Mit der Fahrt von Ohrid nach Tirana begann der zweite Teil des Field Trips, der die Gruppe nach Albanien führte. Dort begann das Programm mit einem Gespräch mit der stellvertretenden Außenministerin Megi Fino und weiteren Vertreter:innen des Außenministeriums, bei dem es unter anderem um die Perspektive für EU-Beitrittsverhandlungen, Albaniens Mitgliedschaft im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, die Open Balkan Initiative sowie die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine ging. Im Anschluss traf die Gruppe bei einem Empfang in der Residenz des Deutschen Botschafters Peter Zingraf Vertreter:innen deutscher politischer Stiftungen sowie der albanischen Zivilgesellschaft.
Am vorletzten Tag der Reise begann der Tag mit einem Frühstück mit dem Premierminister Albaniens, Edi Rama, gefolgt von einem Besuch im Parlament und einem Gespräch mit Jorida Tabaku, Parlamentsabgeordnete und Vertreterin der größten albanischen Oppositionspartei, der Demokratischen Partei Albaniens. Hier bestimmten Themen wie der EU-Beitritt, die politische Lage auf dem Balkan, der Einfluss Russlands und der Kampf gegen Korruption und die organisierte Kriminalität das Gespräch.
Am Nachmittag traf die Gruppe zunächst Gresa Hasa, Aktivistin sowie Herausgeberin des Magazins „Shota“, und Kristina Voko, Direktorin des Balkan Investigative Reporting Network in Albanien, zu einem Gespräch über Pressefreiheit, die Rolle der Zivilgesellschaft in Albanien und die Studierendenproteste 2018 und 2019. Es folgte ein Besuch im Kulturzentrum Tulla Center und eine Diskussion zu ländlicher Entwicklung und Landwirtschaft in Albanien. Zum Abschluss des Tages traf die Gruppe Jonila Godole vom Institute for Democracy, Media and Culture und lernte viel über die Arbeit der Organisation für die Aufarbeitung der albanischen Geschichte unter der Diktatur Enver Hoxhas.
Der letzte Tag der Reise stand ganz im Zeichen der albanischen Geschichte: Nach einer Führung durch das Museum Bunk’art 1, bei der die Politik und Gesellschaft Albaniens während Enver Hoxhas Diktatur im Mittelpunkt stand, reiste die Gruppe bei einem Besuch in Kruja zeitlich noch weiter zurück und wandelte auf den Spuren Skanderbegs – dem identitätsstiftenden Nationalhelden Albaniens – bevor es abends wieder zurück nach Berlin ging.
Rückblicke
Seit 2005 fanden über 15 Field Trips des Körber Netzwerk Außenpolitik in mehr als 20 Länder statt.