Körber History Forum Retreat 2024
Historical Thinking, Future Strategies:
Democracy in a New Geopolitical Era
Vom 27. bis 28. Mai 2024 fand zum dritten Mal in Folge das Körber History Forum Retreat auf Schloss Lübbenau statt. Experten und Expertinnen der Geschichtswissenschaft, Politikwissenschaft, Diplomatie und Medien kamen im Spreewald zusammen, um die tiefgreifenden Herausforderungen zu erörtern, vor denen Demokratien in einer Ära verstärkter geopolitischer Spannungen stehen. Das diesjährige Retreat bot eine Plattform, um die Anpassungsfähigkeit von Demokratien angesichts erstarkender autoritärer Kräfte und schwindender internationaler Normen zu diskutieren.
In den letzten Jahren sind die Anzahl und Qualität der liberalen Demokratien zurückgegangen, wodurch der historische Trend der demokratischen Expansion nach dem Kalten Krieg umgekehrt wird. Autoritäre Regime etablieren sich zunehmend als Gegengewichte zur westlich geprägten, liberalen Weltordnung und nutzen geopolitische Strategien, um ihren Einfluss auszuweiten.
Mit Blick auf die Zeit nach 1945 standen die folgenden Fragen im Fokus des Retreats: Welche Versprechen haben Demokratien und Autokratien abgegeben, und wie haben diese ihre geopolitischen Strategien und Machtausübungen geprägt? Wie können Demokratien ihre geopolitischen Strategien effektiv anpassen, um diesen Herausforderungen zu begegnen? Wie haben Autokratien und Demokratien historische Narrative und Erfahrungen genutzt, um innen- und außenpolitisch Macht auszuüben?
Programm:
LOOKING INWARDS: HOW CAN DEMOCRACIES DEFEND THEIR PROMISES AGAINST AUTOCRATIC CHALLENGES?
Speaker:
- Jan-Werner Müller
Roger Williams Straus Professor of Social Sciences and Politics, Founding Director, Project in the History of Political Thought, Princeton University
- Botakoz Kassymbekova
Lecturer/Assistant Professor in Modern History, University of Basel
LOOKING OUTWARDS: HOW DO DEMOCRACIES COUNTERACT AUTOCRACY AND REVISIONISM?
Chair:
- Beatrice de Graaf
Professor of History of International Relations and Global Governance, Utrecht University
Speaker:
- Knut Abraham
Diplomat and Member of the German Bundestag, Berlin
- Hal Brands
Henry A. Kissinger Distinguished Professor of Global Affairs, Johns Hopkins University
- Zanda Kalniņa-Lukaševica
Deputy Speaker of the Saeima of the Republic of Latvia
- Faisal Devji
Professor of Indian History, St Antony’s College, University of Oxford
THE NEW GERMANY: CAN IT OVERCOME ITS RUSSIA COMPLEX?
Chair:
- Mirko Kruppa
Head of Unit for Domestic Communication and Citizens’ Dialogues, German Federal Foreign Office, Berlin
Speaker:
- Jan-Claas Behrends
Professor for 20th Century History of Germany and Eastern Europe, European University Viadrina, Frankfurt (Oder)
- Katja Hoyer
Historian and Journalist; Visiting Research Fellow, King’s College London
CONFLICT IN CONTEXT: UKRAINIAN SOCIETAL DYNAMICS AND POST-1991 TRAJECTORIES
Chair:
- Joachim von Puttkamer
Director, Imre Kertész Kolleg; Professor of East European History, Friedrich-Schiller-University, Jena
Speaker:
- Georgiy Kasianov
Professor and Head of Laboratory of International Memory Studies, Maria-Curie-Skłodowska-University of Lublin
- Viktoriya Sereda
Head Coordinator of the Virtual Ukraine Institute for Advanced Studies; Senior Fellow at the Forum Transregionale Studien, Berlin
FROM COLD WAR NON-ALIGNMENT TO NEW DYNAMICS: THE GLOBAL SOUTH AND THE LIMITS FOR THE EURO-AMERICAN WEST
Chair:
- Galip Dalay
Senior Fellow, Middle East Council on Global Affairs; Senior Consulting Fellow, Turkey Initiative, Middle East and North Africa Programme, Chatham House, London
- Faisal Devji
Professor of Indian History, St Antony’s College, University of Oxford
Speaker:
- Adams Bodomo
Professor of African Studies, University of Vienna
- Sunniva Engh
Programme on Security in Asia, Norwegian Defence University College; Associate Professor of History, University of Oslo
DOES DEMOCRACY DEPEND ON GLOBALIZATION?
Chair:
- Cameron Abadi
Deputy Editor, Foreign Policy, Berlin
Speaker:
- Robert Gerwarth
Professor of Modern History and Founding Director, Centre for War Studies, University College Dublin
- Aparna Pande
Research Fellow, India and South Asia, Hudson Institute, Washington DC
- Richard Ghiasy
Senior Fellow, Leiden Asia Centre, Leiden University
Angesichts zunehmendem Autoritarismus und geschwächter internationaler Normen wurde deutlich, dass Demokratien vor erheblichen Anpassungsnotwendigkeiten stehen. Traditionelle Dichotomien zwischen Autokratie und Demokratie erscheinen aus europäischer Sicht relevant, sind jedoch nicht universell übertragbar.
China und Russland profitieren paradoxerweise vom „Washington-Konsens“, einem Wirtschaftsprogramm, bei dem Freihandel und Globalisierung im Zentrum standen, fordern ihn aber gleichzeitig heraus. Für Demokratien zeigt dies die Dringlichkeit, eine neue Agenda und ein Narrativ zu entwickeln, das den Versprechungen der Autokratien wirksam entgegentritt.
Allerdings ist das Verständnis der historischen Kontexte, in denen Demokratien entstanden und sich entwickelten, entscheidend. Ihre Anpassung an die veränderten globalen Realitäten erfordert es daher, neben den gegenwärtigen Umständen auch die historischen Erfahrungen zu berücksichtigen. Die daraus entstehenden Ansätze erlauben Demokratien, ihre Werte und ihren Einfluss in einer zunehmend multipolaren Welt zu bewahren und zu stärken.