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Emerging Middle Powers Report 2025
Momentum for Middle Powers
Wie unterscheidet sich der Blick auf Außenpolitik in den aufstrebenden Mittelmächten Brasilien, Indien und Südafrika? Wo gibt es Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu Deutschland und was bedeutet das für Deutschlands Rolle in der Welt? Das erfahren Sie in unserer Studie „Emerging Middle Powers Report 2025: Momentum for Middle Powers“.
Teil des Reports sind zum zweiten Mal die Ergebnisse einer Umfrage von knapp 1.000 Expertinnen und Experten aus Brasilien, Deutschland, Indien und Südafrika.
Umfrage-Highlights
Unterschiedliche außenpolitische Prioritäten
Für Experten und Expertinnen aus Brasilien ist Klima weiterhin die größte außenpolitische Priorität, für Südafrika und Indien haben andere Themen Priorität. Indien fokussiert sich weiterhin auf China und die regionale Sicherheit. Für Experten und Expertinnen in Südafrika, das aktuell die G20-Präsidentschaft innehat, wird die Beziehung zum Globalen Süden zunehmend wichtiger. Die Ukraine und der Nahe Osten werden dieses Jahr nur von Experten und Expertinnen aus Deutschland als eine der Top 3 Prioritäten genannt.
Handel als verbindendes Element und Chance für Europa
Internationaler Handel zählt in Indien, Brasilien, Südafrika sowie für die deutschen Befragten zu den drei wichtigsten außenpolitischen Prioritäten. Mit Ausnahme von Indien stimmen alle Befragten zu, dass ihr Land unter einem Handelskrieg zwischen den USA und China leiden wird. Bereits Ende 2024 werden die Handelspraktiken sowohl der USA als auch Chinas in allen vier Ländern mehrheitlich als unfair bewertet. Auch die EU steht in der Kritik: 80 Prozent der Befragten in Brasilien, 60 Prozent in Südafrika und 56 Prozent in Indien halten ihre Handelspraktiken für unfair. Ein fairer Abschluss der derzeit verhandelten Freihandelsabkommen könnte das Image der EU verbessern.
Wenig Hoffnung für internationale Reformen
In allen vier Ländern haben die Befragten wenig Hoffnung auf Veränderungen, wenn sie nach ihren Aussichten für internationale Reformen gefragt werden. Egal ob Internationaler Währungsfonds, die Weltbank, die Vereinten Nationen oder die Welthandelsorganisation reformbereit sind, halten es sechs von zehn Befragten in allen vier Ländern für „unwahrscheinlich“, dass es in den nächsten fünf Jahren wesentliche Reformen geben wird, um sie fairer und gerechter zu machen.
Fast ebenso pessimistisch sind Befragte, wenn es um die Beziehungen zwischen Ländern mit hohem Einkommen und Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen geht, wobei die meisten Befragten erwarten, dass sich diese in den nächsten fünf Jahren verschlechtern werden.

Zunehmend positive Wahrnehmung Chinas
Der globale Einfluss Chinas wird positiver wahrgenommen als im Vorjahr, auch in Deutschland. Das spiegelt sich ebenfalls in der Frage über die Rolle Chinas für den Frieden Ukraine-Russland wider. Weltweit gilt China als einer der aktivsten Akteure für den Frieden, meist auf Platz zwei oder drei – hinter dem eigenen Land und der Türkei, aber vor Europa, den USA und der Ukraine selbst. In Indien wird Russland aktiver eingeschätzt als die Ukraine, in Brasilien und Südafrika liegen die Bewertungen eng beieinander. In Deutschland hingegen weicht das Bild deutlich ab: Hier wird die Türkei als wichtiger Akteur gesehen, während die Ukraine nur auf Platz vier rangiert.
„Acknowledging the benefits of a multipolar system in 2025 entails recognizing that, beyond the actions of the Trump administration, recent reductions in development aid signal a clear trend of developed countries retreating from historical commitments and responsibilities. “
Auszug aus dem Editorial
Partners der KEMP Initiative
Wachsendes Interesse an „Blockfreiheit“/Neutralität
Während 8 von 10 Befragten in Brasilien und Südafrika nach wie vor die Option der „Blockfreiheit“/Neutralität einer Parteinahme für die Vereinigten Staaten oder China vorziehen, wird sie für 52 Prozent der indischen Befragten zunehmend zu einer Alternative (2023: 38 Prozent). Auch in Deutschland wird die „Blockfreiheit“ zunehmend zu einer Option (29 Prozent gegenüber 19 Prozent im Jahr 2023).