Foto: WSB Bayern / Kurt Otto

Von Malaysia bis Kasachstan: Wohnen in anderen Ländern

von Dana Sendelbach

Wie lebten und wohnten eigentlich Menschen im Laufe der Zeit im Ausland? Was war der Unterschied zum Leben in Deutschland? Wodurch wurde das Wohnen beeinflusst?

Einige der Teilnehmer:innen des diesjährigen Geschichtswettbewerbs beschäftigten sich, häufig ausgehend von der eigenen Familiengeschichte im Ausland, mit diesem Thema. Dabei wurden in spannenden Beiträgen unterschiedliche Formen des Wohnens und Lebens außerhalb Deutschlands verdeutlicht. Mit Zeitzeugen-Interviews, Videos und selbst komponierten Songs wurden die Themen auf kreative Weise eingereicht.

Foto: Basile Morin /CC BY-SA 4.0

„Wie wurde Kasachstan ein Zuhause für meine russlanddeutsche Urgroßmutter?“

Diese Frage stellte sich Ellen Flemming aus Bonn. Um die Geschichte ihrer Familie besser zu verstehen, untersuchte sie den Lebensweg ihrer russlanddeutschen Urgroßmutter. Der Beitrag führt von Deutschland nach Russland, über Kasachstan und wieder zurück nach Deutschland.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden deutsche Siedlungen in verschiedenen Regionen des Russischen Kaiserreichs. Die Nachfahren dieser Siedler werden als „Russlanddeutsche“ bezeichnet. Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg wurde viele Angehörige dieser Bevölkerungsgruppe deportiert, da man sie unter Spionageverdacht stellte. Auch die Urgroßmutter der Teilnehmerin wurde nach Ostkasachstan deportiert. Nach der Umsiedlung wurden die Männer und Frauen in die Arbeitsarmee (genannt „Trudarmija“) eingezogen und mussten dort schwere Zwangsarbeit verrichten. Als der Krieg endete, konnten die fast eine Millionen Deportierten die „Trudarmija“ verlassen und wurden in ihnen zugewiesene Wohnorte gebracht.

Ellens Urgroßmutter kam so mit ihrem Mann nach Südkasachstan und gründete dort eine Familie. Um die Wohnsituation dort besser zu verstehen, baute die Schülerin das alte Wohnhaus mithilfe des Videospiels „The Sims“ nach. Das Modell ermöglicht einen Überblick über den Grundriss des Hauses und des Gartens. Man kann erkennen, wo und wie gekocht, geschlafen und geheizt wurde. Schließlich kam die Uroma von Ellen mit ihrer Familie nach Deutschland. Das Herkunftsland Kasachstan bleibt immer die „alte Heimat“.

  • Das alte Haus der Urgroßmutter
    Das alte Haus der Urgroßmutter Fotos: GW-Beitrag 2023-0608

Der Hausschrein in Japan – Ein Ausdruck der Religiosität?

Welche Bedeutung haben Hausschreine für Japaner:innen? Wie beeinflusst es sie im Alltag? Diese Fragen stellen sich Kento Ono, Julienne Schönenberger und Laura Sommer auf ihrer Spurensuche. In vielen japanischen Haushalten gibt es Hausschreine, kleine Schreine in oder auf Regalen. Die Hausschreine gibt es in verschiedenen Religionen. Die Teilnehmerinnen berichteten von den Hausschreinen im Shintosimus, genannt Kamidana, und den Hausschreinen des Buddhismus, die Butsudan. Diese werden täglich mit verschiedenen Ritualen und kleinen Opfergaben bedacht.

Der Hausschrein soll Religion in den Alltag integrieren und ist damit ein fester Bestandteil des Zuhauses vieler Japaner:innen – und das, obwohl sich viele gar nicht als religiös bezeichnen. Besonders die jüngere Generation fühlt sich der Religion immer weniger verbunden. Die drei Schülerinnen finden heraus, dass man die Schreine und die dazugehörige Religionspraxis als Teil der japanischen Kultur und Tradition bezeichnen kann.

Die drei Teilnehmerinnen komponierten eigens für den Geschichtswettbewerb ein Lied. Darin erzählten sie die Geschichte einer fiktiven Person, die die Rolle der Religionen und der Hausschreine in ihrem Zuhause beschreibt.

Der Hausschrein von Julienne
Der Hausschrein von Julienne Foto: GW-Beitrag: 2023-0361

Die „Orang Asli“. Wie beeinflusst die Wohnsituation der Orang Asli ihre Lebensweise?

Das Leben der Orang Asli in den malaysischen Tropen

Als „Orang Asli“ werden indigene Bevölkerungsgruppen der Halbinel Malaysias bezeichnet. Die Stämme leben in ganz Malaysia verteilt, zum Beispiel in Regenwäldern oder an der Küste. Dabei leben sie meist in Holzhäusern. Diese stehen auf Stelzen, zum Schutz vor Tieren oder Flut. Sara J. L. Mangelmann und Sienna Gastager aus Kuala Lumpur erstellten eine Präsentation über die Orang Asli und veranschaulichen in einem Video mit einem selbst gebauten Modellhaus deren Wohnsituation und Bauweise.

Gleichzeitig machen sie auf das große Problem der Orang Asli aufmerksam: der Schwund ihres Lebensraums. Denn die Gebiete, in denen sie leben, wohnen und wirtschaften, bekommen sie von der Regierung zugewiesen. Doch die zunehmende Abholzung verringert diese Fläche – was oft zu Konflikten zwischen Stämmen und Holzunternehmen führt.

Das Land ist für die Orang Asli nicht nur eine Einkommensquelle, es hat für sie auch einen religiösen Wert. In ihrem Glauben ist das Land von Gott geliehen und es liegt in ihrer Verantwortung, sich darum zu kümmern. Laut Recherchen der beiden Schülerinnen werden die Orang Asli durch immer größeren Verlust von Land an Holzunternehmen oft umgesiedelt und führen einen konstanten Kampf um Landrechte, weshalb einige bereits in die Großstädte auswandern. So wird die beschriebene Lebensform ihrer Bevölkerungsgruppe immer seltener und könnte in Zukunft ganz verschwinden.

  • Das selbst gebaute Modell eines Orang Asli Hauses
    Das selbst gebaute Modell eines Orang Asli Hauses Fotos: GW-Beitrag 2023-1647