Wettbewerb: Vom Armenhaus zur Suchtberatung – Zur Geschichte des Helfens Die Geschichte der Hütekinder oder welch schillernde Form Geschichte haben kann.

3. Preis
1997
Karabelas, Iris:
Ohne Tutor

12. Klasse, Graf-Zeppelin-Gymnasium, 88045 Friedrichshafen

88045 Friedrichshafen, Baden-Württemberg, Deutschland

#1997-0114

Die Schülerin erzählt zwei Geschichten. Die eine handelt von 8- bis 16-jährigen Kindern aus dem Vorarlberg, Tirol und Graubünden, die im 18. und 19. Jahrhundert aus Armut im schwäbischen Oberland als "Hütekinder" Saisonarbeit verrichtet haben. In der anderen geht es um den 1891 gegründeten "Verein zum Wohl der Schwabenkinder". Die Verf. verfolgt ein klar umrissenes Forschungsinteresse: Anhand einer periodischen Armutswanderung untersucht sie, ob und in welchem Ausmaß sich Hilfsmaßnahmen und Ausbeutung wechselseitig durchdringen. In ihrer klar gegliederten Arbeit versucht die Autorin, möglichst alle Aspekte des Hütekinderwesens von seinen Ursprüngen im 18. Jahrhundert bis zum letzten durch soziale Not bedingten Kinderzug 1914 zu durchleuchten. Erst der aufkommende Tourismus in der Schweiz schaffte Arbeitsplätze und setzte der Pendelei der Kinder über die Alpen ein Ende. Die Autorin behandelt nicht nur die anstrengende Reise, sondern auch Alter, Anzahl, Lohn und Lebenssituation der Kinder. Das Klischee, dass reiche schwäbische Bauern armen und hungrigen Kindern geholfen haben, relativiert sie durch die Feststellung, dass diese Bauern die Kinder nicht aus Nächstenliebe im Sinne von "Ferien auf dem Bauernhof" ins Land holten, sondern bereitwillig auf die billige Arbeitskraft der Kinder zurückgriffen, da sie sich keinen weiteren Knecht leisten konnten. Der 1891 gegründete Verein "Zum Wohle der Schwabenkinder" konnte den Kinderhandel zwar nicht unterbinden, jedoch durch verschiedenste Aktionen erträglicher gestalten und "Ordnung in die Unordnung der Kindermärkte bringen". Die gründlich recherchierte Arbeit wertet ohne zu moralisieren und entfaltet, von reichem Bildmaterial unterstützt, ein facettenreiches Bild des Hütekinderwesens.

Literaturverzeichnis

(60 S., ms., ill. mit Farbkopien und Kopien von Dokumenten und Zeitungsartikeln)

Quellen

Archivrecherche, veröffentlichte Quellensammlungen, Material von Organisationen und Behörden, zeitgenössische und aktuelle Presse, veröffentlichte Bildquellen, lokalhistorische Veröffentlichungen.