Wettbewerb: Unser Ort – Heimat für Fremde? Lohfelden - zweite Heimat für Vertriebene?

3. Preis
1989
Niesler, Elisabeth u. a. (27 Verf.):
Maili Hochhuth

4. Klasse, Grundschule, 3503 Lohfelden

34253 Lohfelden, Hessen, Deutschland

#1989-10123

Nach 1945 wurden mehr als 1 200 Heimatvertriebene in die erst während des Krieges gegründete Gemeinde Lohfelden eingewiesen. Die Suche der Kinder nach Spuren der Menschen, die neuen Wohn- und Lebensraum um die Grundschule herum finden mußten, führt die Kinder in den Keller ihrer Schule - dort waren öffentliche Wasch- und Bademöglichkeiten für die Vertriebenen errichtet worden -, in die benachbarte katholische Kirche - sie entstand aus einer Lagerhalle, die die US-Armee bis zu ihrem Abzug als Kino genutzt hatte - und in die Straßen und Häuser der Siedlung. Die Kinder beschäftigen sich ausführlich mit dem ehemaligen Flüchtlingslager "Fernsicht", auf dessen Gelände während des Zweiten Weltkrieges Zwangsarbeiter untergebracht waren. Aus Befragungen in den eigenen Familien, an der Schule - dort werden ehemalige Lehrerinnen, die als Vertriebene nach Lohfelden kamen, interviewt - und in der Wohnumgebung sowie aus schriftlichen Quellen (Akten der Siedlergemeinschaft, des Schul- und des Gemeindearchivs) berichten die Verf., wie und aus welchen Gründen die Vertriebenen nach Lohfelden kamen - im Unterricht wird ein Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Siedlungs- und Besetzungspolitik hergestellt -, wo sie anfangs untergebracht waren, wie es ihnen nach der Einquartierung ging und wo sie Arbeit fanden. Die Integration der Vertriebenen wurde durch Arbeitsmöglichkeiten bei Lohfeldener Firmen, den Aufbau eigener Betriebe (die Vertriebenen hatten z. B. die Glasbläserkunst mitgebracht), Eigenheimbau und Heiraten mit Einheimischen gefördert. Lohfelden sei eine zweite Heimat für die ehemaligen Vertriebenen geworden; obwohl einige von ihnen sich manchmal in die alte Heimat zurücksehnen, wolle keiner mehr dorthin zurück. DieÜberlegungen der Kinder über ihre eigene Heimat sind in erster Linie bestimmt durch das Zusammensein mit der Familie, Freundschaften und dem konkreten "Ort" Wohnung bzw. eigenes Zimmer.

Literaturverzeichnis

(173 S.; ill. mit Fotos, Zeichnungen, Zeitungsausschnitten und Quellenfaksimiles)

Quellen

Interviews und Befragungen; regional- und lokalgeschichtliche Darstellung und Heimatkundebücher; Vertriebenen-Literatur; Gemeindearchiv; Archiv der katholischen Kirchengemeinde; Akten der 1941 gegründeten Siedlergemeinschaft; Schularchiv: Chronik und Fotosammlung; Archiv der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen.