Wettbewerb: Unser Ort – Heimat für Fremde? Chinesen in Hamburg

5. Preis
1989
Drewer, Daniel J. J. / Herr, Ingmar:
Siegmund Wülfken

11. und 12. Klasse, Helene-Lange-Gymnasium, 2000 Hamburg 13

20144 Hamburg 13, Hamburg, Deutschland

#1989-10640

Die Verfasser versuchen, die Ankunft der ersten Chinesen in Hamburg zu rekonstruieren, die auf deutschen Schiffen anheuerten und dort die schwersten und am schlechtetesten bezahlten Arbeiten verrichteten. Einige siedelten sich in Hamburg, vor allem im hafennahen St. Pauli, an, wo in den 20er Jahren in der Schmuckstraße das Zentrum des chinesischen Lebens in Hamburg entstand. Heute ist ist der Chinesische Verein von besonderer Bedeutung, dessen Tätigkeit die Verfasser vorstellen. Sie berichten über die "Chinesenaktion" am 13. Mai 1944, bei der die Gestapo alle in Hamburg wohnenden Chinesen verhaftete und viele folterte und in "Arbeitslager" oder KZs verschleppte, und diskutieren kritisch verschiedene Begründungs- bzw. Erklärungsversuche für diese Aktion. Nach dem Krieg blieben nur etwa 30 Chinesen in Hamburg; die wenigen Entschädigungsanträge wurden abgelehnt. Ohne einen direkten Vergleich mit der rassistisch motivierten "Chinesenaktion" zu ziehen, untersuchen die Autoren kritisch die Berichterstattung der Hamburger Lokalpresse über einen Doppelmord an chinesischen Geschäftsleuten, der in reißerischer Aufmachung zur Tat eines "chinesischen Todes-Syndikats", der "China-Mafia" stilisiert und mit haltlosen Spekulationen von "China-Experten" aufgeblasen wird. Weitaus weniger spektakulär wurde die Lösung des Falles in der Presse veröffentlicht: die Händler mußten sterben, weil sie in einem der beiden afghanischen Räuber einen ehemaligen Mitarbeiter ihrer Firma wiedererkannt hatten.

Literaturverzeichnis

(28 S.; ill.)

Quellen

Zehn (nicht dokumentierte) Interviews; Staatsarchiv Hamburg: Adreßbücher, Chroniken, Zeitungsausschnitte und Krankenhausakten; aktuelle Zeitungsausschnitte.