Wettbewerb: Tempo, Tempo ... Mensch und Verkehr in der Geschichte Als der Lokomotivführer noch einen Degen trug - Die Bahn rund um Bensberg - 120 Jahre lokale Bahngeschichte

Die auf umfangreichen Recherchen basierende Arbeit zur Bensberger Eisenbahngeschichte verarbeitet neben zahlreichen in Sütterlinschrift verfaßten Quellen aus dem Stadtarchiv Bergisch Gladbach und dem Hauptstaatsarchiv Düsseldorf sowie Zeitungsausschnitten und gut ein Dutzend Gespräche mit Zeitzeugen und Experten. Die Verf. wertet die vorhandenen lokalgeschichtlichen Publikationen aus und zieht allgemeine Eisenbahnliteratur zu Rate. Im quantitativ umfangreichsten Teil beschreibt die Verf. materialreich Planung, Enteignungsverfahren sowie Bau und Betrieb der einzelnen Teilstücke der Sülztalbahn seit Ende der 1860er Jahre. Auf einen bislang unbekannten Teilaspekt der Bensberger Bahngeschichte macht die Autorin im zweiten Teil ihrer Arbeit aufmerksam, der sich mit dem Bau und Betrieb von Anschlußgleisen durch den Königforst an ein Munitionsdepot in Köln-Ostheim befaßt. Die Verf. belegt mit Archivmaterialien und Informationen von Zeitzeugen, daß seit 1937 bei der Luftwaffe Pläne bestanden, eine Munitionsbahn zu errichten. Sie verfolgt die Auseinandersetzungen zwischen dem zuständigen Reichsbahnbetriebsamt in Deutz und der Bauleitung der Luftwaffe, die schließlich die Munitionsbahn ohne Erlaubnis der zivilen Stellen in Betrieb nahm. Die Verf. ermittelte, daß nach Kriegsende eine Ehrenfelder Firma das gesamte Gleismaterial aufkaufte, das zum Teil für den Wiederaufbau der Kölner Vorortbahnen verwendet wurde. Mit aktuellen Fotos dokumentiert die Verf. Überreste der Trasse, Betonreste an der Strecke, Isolatoren für Telefonleitungen, Blitzableiter u. ä. Im dritten Teil ihres Beitrags geht die Verf. auf die Stillegung der Sülztalbahn ein, deren Gleise ab 1966 abgebaut wurden. Ihre historische Dokumentation ergänzt die Verf. mit der politischen und ökologischen Forderung nach einem Wiederaufbau der alten Trasse, die mit der Straßenbahnlinie Köln-Bensberg verbunden werden sollte. Durch einen Pro- und Epilog gewährt die Autorin Einblicke in ihren Arbeits- und Reflexionsprozeß.

Literaturverzeichnis

(116 S.; ill. mit kopierten Fotos, faksimilierten Quellen, Gleisplänen, Karten, Zeitungsausschnitten; 23seitiger Quellenanhang)

Quellen

Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Zweigstelle Schloß Kalkum; Stadtarchiv Bergisch Gladbach; lokal- und regionalgeschichtliche Veröffentlichungen; Sekundärliteratur; Eisenbahnliteratur; 14 Interviews; Ortserkundungen.