Wettbewerb: Ärgernis, Aufsehen, Empörung: Skandale in der Geschichte »Euthanasie« – Empörung im NS-Staat (1936–1945)

1. Preis
2011
Aydin, Serkan u.a. (7 Verf.)
Rainer Pagel

Klasse 09, Realschule Barßel Europaschule, Realschule

26676 Barßel, Niedersachsen, Deutschland

#2011-0848

Über 1.500 Behinderte und psychisch Kranke wurden in der Psychiatrie Wehnen im Rahmen der sogenannten Euthanasieaktion der Nationalsozialisten systematisch ermordet. Bereits 1936 – also drei Jahre vor der entsprechenden Verfügung durch Hitler – ließen Ärzte und Pfleger Patienten verhungern. Nachdem unter anderem der Münsteraner Kardinal Graf von Galen in einer Predigt im August 1941 öffentlich seiner Empörung über die »Euthanasie« Ausdruck verlieh, wurde die Aktion kurze Zeit später offiziell für beendet erklärt. Das Morden ging dennoch weiter. Insgesamt 70.000 Menschen fielen der NS-Euthanasie zum Opfer. Bei einem Besuch der Gedenkstätte »Alte Pathologie« auf dem Gelände der heutigen Karl-Jaspers-Klinik in Wehnen entdeckten die sieben Realschüler – vollkommen unerwartet – auf dem Gräberfeld der Opfer auch den Namen des Urgroßvaters einer der Teilnehmerinnen. Die Schüler ermittelten, dass der Urgroßvater wahrscheinlich durch Nahrungsentzug ermordet wurde. Um die Geschehnisse in Wehnen bekannter zu machen, präsentierten sie ihre Ergebnisse in Form einer Zeitung, für deren Druck sie bei örtlichen Unternehmen Fördermittel einwarben. In einer Petition an den deutschen Bundestag forderten sie die offizielle Anerkennung der »Euthanasie«-Opfer als Opfer des NS-Regimes nach dem Bundesentschädigungsgesetz von 1965.