Wettbewerb: Ärgernis, Aufsehen, Empörung: Skandale in der Geschichte Die Louis-Stern-Affäre

Das Kurbad Bad Kissingen genoss im 19. Jahrhundert einen ausgezeichneten Ruf in aller Welt. Internationale Gäste kamen, so auch 1895 der wohlhabende jüdische Kaufmann Louis Stern aus den USA. Am 11. Juli 1895 besuchte Stern mit Frau und Sohn die Reunion, einen wöchentlichen Tanzabend für die Kurgäste. Doch kam es an jenem Abend zu einem folgenschweren Streit zwischen Stern und dem Badekommissar Freiherr von Thüngen. Thüngen zeigte Stern wegen Beamtenbeleidigung an. Zwar bat Stern einflussreiche Freunde um Hilfe, doch selbst das Königlich Bayerische Staatsministerium konnte Thüngen nicht dazu bewegen, die Anzeige zurückzuziehen. Stern wurde zu einer Gefängnishaft verurteilt. In der deutschen und internationalen Presse wurde ausführlich über den Fall berichtet. Während sich liberale Blätter auf die Seite Sterns schlugen, überboten sich zahlreiche Redaktionen mit antisemitischen Parolen. Auch auf politischer Ebene eskalierte der Streit und wurde zu einer handfesten diplomatischen Affäre. 14 Schülerinnen und Schüler haben die Louis-Stern-Affäre mithilfe der Aktenbestände des Bayerischen Hauptstaatsarchivs und zeitgenössischer Presseartikel rekonstruiert.