Wettbewerb: Ost-West-Geschichte(n) – Jugendliche fragen nach Teil 1: Der Rockstar und der Genosse Staatsratsvorsitzende. Über den Versuch Udo Lindenbergs, in der DDR auf Tournee zu gehen. Eine Analyse des Briefwechsels von Honecker und Lindenberg als Beispiel deutsch-deutscher Kulturpolitik in den letzten Jahren v

5. Preis
1995
Merkel, Marcus
Ohne Tutor

12. Klasse, 1. Gesamtschule, Prenzlauer Berg, 10405 Berlin

10405 Berlin, Berlin, Deutschland

#1995-0940

Der Beitrag besteht aus zwei unabhängigen Teilen, deren gemeinsamer thematischer Kontext die Beziehung von SED-Staat und Jugendmusikkultur ist. Im ersten Teil geht der Schüler auf Verhandlungen ein, die der westdeutsche Rockmusiker Udo Lindenberg 1983/84 wegen eines Konzerts in der DDR mit Honecker und anderen verantwortlichen SED-Funktionären geführt hat. Gestützt auf erhaltene Briefe und Unterlagen zeichnet er hier Verhandlungspositionen und Entwicklungen von der ersten Anfrage Lindenbergs bis zur offiziellen Absage nach. Außerdem spricht er das Wiederaufleben der Thematik während des Honecker-Besuchs in der BRD 1987 an. Im zweiten Teil greift er wichtige Aussagen aus einem Interview zur Rock- und Popmusik in der DDR heraus, das er mit einem seiner Lehrer, einem ehemaligen Jugendclub-Mitarbeiter, geführt hat. Anhand längerer Interview-Zitate macht er hier auf Tendenzen der Jugendmusik in der DDR von der Nachkriegszeit bis in die 80er Jahre, auf staatliche Auflagen und auf von der FDJ vorgegebene organisatorische Rahmenbedingungen aufmerksam. Im ersten Teil betont der Autor die Hinhaltetaktik der SED und das Schwanken Lindenbergs zwischen Anbiederung, Verklärung, Unmut und dem Hinweis auf gemeinsame Friedensziele. Im zweiten Teil macht er klar, daß sich die Jugendmusikkultur in der DDR im Laufe der Jahre immer mehr aus ihrer Westorientierung gelöst und zunehmend eigenständig entwickelt hat. In diesem Zusammenhang weist er für die 70er und 80er Jahre auf den Doppelcharakter der FDJ als Kontrollinstanz und gleichzeitig als karrierefördernde Organisation hin, in der sich immer häufiger auch reformerische Kräfte vertreten sahen. Der erste Teil stützt sich auf Material aus dem Archiv der Parteien und Massenorganisationen im Bundesarchiv; ergänzend wurde die Autobiographie Lindenbergs berücksichtigt. Basis des zweiten Teils ist das im dritten Teil vollständig protokollierte Interview mit dem Lehrer.

Literaturverzeichnis

(3 Teile; Teil 1: 11 S. Text, ms.; Teil 2: 11 S. Text, ms.; Teil 3: 17 S. Interviewprotokoll, ms.)

Quellen

Archivmaterial (Stiftung der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv), Lindenberg-Autobiographie, Intensivinterview.