Wettbewerb: Ost-West-Geschichte(n) – Jugendliche fragen nach Pressefreiheit - auch für Kommunisten? Der Versuch einer Antwort, aufgezeigt am "Volksecho" 1946-1956

4. Preis
1995
Mellies, Dirk:
Ohne Tutor

11. Klasse, Stadtgymnasium Detmold, 32756 Detmold

32756 Detmold, Nordrhein-Westfalen, Deutschland

#1995-0276

Der Verf. beschäftigt sich im Kontext des kalten Krieges mit der kommunistischen lippischen Tageszeitung "Volksecho", die Ende 1946 gegründet wurde und zehn Jahre später infolge des KPD-Verbots ihr Erscheinen einstellen mußte. In seiner klar gegliederten Arbeit setzt er sich, nachdem er wichtige Rahmendaten zur deutschen Geschichte 1945-56 und zum "Volksecho" genannt hat, zunächst mit den personalen und später auch organisatorischen Verbindungen der Zeitung zur KPD und ihrem positiven Verhältnis zur DDR auseinander. Im Hauptteil zeichnet der Schüler dann die steten Schwierigkeiten nach, die das "Volksecho" während der Jahre seines Bestehens bis zum endgültigen Verbot zunächst mit der britischen Besatzungsmacht und später mit westdeutschen Behörden hatte. Ausführlich geht er hier auf Repressalien in Form von temporären Verboten, Prozessen gegen den Chefredakteur und auf der Grundlage des "Staatsgefährdungsgesetzes" von 1951 ein. Verbunden damit vermittelt er zugleich einen Eindruck von den Inhalten des Blattes. Ausgehend von der Frage, ob die bundesdeutsche Pressefreiheit in der Nachkriegszeit auch für Kommunisten galt, unterstreicht der Verf. in seinem Resümee, daß er den Konflikt zwischen Staatsorganen und "Volksecho" als eine Art Stellvertreterkrieg im Kontext der in den 50er Jahren eskalierenden Ost-West-Konfrontation begreift. Die in der Demokratie eigentlich gewährleistete Meinungsfreiheit sei hier an die Grenzen des in der BRD v. a. der Adenauerzeit staatlich vorgegebenen Antikommunismus gestoßen. Dessen Auswirkungen aber seien, wie er bezogen auf den Umgang mit der PDS aufzuzeigen sucht, bis heute spürbar. Der Beitrag stützt sich auf die Ausgaben des "Volksechos", auf Archivmaterial und ergänzend auf Interviews mit Redakteuren der Zeitung. Die Gespräche werden nicht dokumentiert, ein Blanko-Fragebogen des Verf. im Anhang gibt jedoch Aufschluß über den Inhalt schriftlicher Befragungen. Ein ausführlicher Arbeitsbericht beschreibt die Recherche.

Literaturverzeichnis

(88 S., ms., ill. mit Kopien von Auszügen aus dem "Volksecho" u. eines Briefes, mit Originalfotos - u. a. von Karikaturen aus dem "Volksecho"- sowie mit Computergraphik)

Quellen

zeitgenössische Presse (v. a. Volksecho), Archivmaterial (Redaktionsarchiv des Volksechos u. Gerichtsakten der Bielefelder Staatsanwaltschaft im NRW-Staatsarchiv Detmold), Intensivinterviews, schriftliche Befragungen, Expertenauskünfte, Dokumente u. Fotos aus Privatbesitz, Fernsehsendung (WDR "Spuren"), Fachliteratur.