Wettbewerb: Ost-West-Geschichte(n) – Jugendliche fragen nach Ost-West-Geschichten. Jugendliche fragen nach

4. Preis
1995
Jauer, Stephan / Jörg Ziethe:
Siegfried Wolf

12. Klasse, Maximilian-Kolbe-Gymnasium, 41844 Wegberg

41844 Wegberg, Nordrhein-Westfalen, Deutschland

#1995-0838

Die Autoren haben erfahrungsgeschichtliche Interviews mit einem 1960 geflüchteten Lehrer, einem 1989 ausgereisten Mitschüler, zwei Westdeutschen (Lehrer, Dreher) und zwei kirchlich engagierten Ostdeutschen - einem Pfarrer und einem zur DDR-Zeit Oppositionellen - geführt. Im ersten analytischen Teil ihres Beitrags vergleichen sie zunächst, was ihnen ihre Zeitzeugen über Erfahrungen mit dem Staat vor 1989, über daraus folgende Haltungen und Handlungen, über das Bild vom anderen deutschen Staat und über die Einheit berichtet haben. Anschließend stellen sie den Aussagen Darstellungen in ost- und westdeutschen Zeitungen und Schulbüchern u. a. zum 17. Juni 1953 und zum Mauerbau gegenüber. In einem Sonderkapitel setzen sie sich kritisch mit dem wiederholt gezogenen Vergleich zwischen dem Dritten Reich und der DDR auseinander. Außerdem halten sie fest, wie sie selbst als Ostdeutscher und als Westdeutscher die Veränderungen seit 1989 erlebt haben und wie sie das heutige Verhalten ihrer Umgebung bezogen auf den anderen Teil Deutschlands sehen. Hier lassen sie u. a. auch eine Umfrage über Aufenthalte von Mönchengladbachern in Ostdeutschland einfließen. Im zweiten Teil der Arbeit drucken sie dann die Protokolle der sechs Interviews ab. Die Verf. machen auf unterschiedliche Verhaltensweisen gegenüber dem SED-Regime und auf das vorrangig negative DDR-Bild der Zeitzeugen aufmerksam. Presse und Schulbücher stellen sie als in der DDR deutlich, in der BRD gemäßigter vom kalten Krieg beeinflußt dar; für ihre Zeitzeugen können sie jedoch kaum eine Prägung durch diese Publikationen konstatieren. Den Vergleich mit dem NS-Staat weisen sie in seiner pauschalisierenden Form zurück. Außerdem betonen sie die bis heute große Unkenntnis vieler Westdeutscher, wenn es um die DDR geht. Für die Gegenwart fordern sie dazu auf, zu differenzieren und mit Rücksicht auf die Unsicherheit mancher Ostdeutscher die DDR-Vergangenheit nicht in Gänze zu verurteilen. Der Beitrag stützt sich v. a. auf die Interviews. Ergänzend wurden Zeitungen, Schulbücher, Fachliteratur, Material aus dem Besitz der Befragten und eine selbstdurchgeführte Umfrage unter 169 Mönchengladbachern einbezogen. Die Interviews sind über die Protokolle dokumentiert.

Literaturverzeichnis

(87 S., ms., ill. mit gescannten Presseausschnitten u. Abbildungen bzw. Auszügen aus Publikationen - Fotos, Statistiken, Karikaturen -, mit Kopien von Briefen u. mit einer farbkopierten Collage auf dem Titel

Quellen

Intensivinterviews, Umfrage, Material aus Privatbesitz, zeitgen. Presse (u. a. Bild, Neues Deutschland), DDR- u. BRD-Schulbücher, Fachliteratur.