Wettbewerb: Ost-West-Geschichte(n) – Jugendliche fragen nach "Ich begrüße Sie als Bürger der DDR" - zwei Schicksale. Eine Ärztin und ein Pfarrer erzählen

5. Preis
1995
Birkenfeld, Dorit / Marcus Schönknecht:
Norbert Hahn

12. Klasse, Bischöfliche Maria-Montessori-Gesamtschule, 47803 Krefeld

47803 Krefeld, Nordrhein-Westfalen, Deutschland

#1995-0932

Die Verf. stellen die Geschichten von zwei Westdeutschen vor, die in den 50er Jahren in den Osten Deutschlands übergesiedelt sind und bis heute dort leben. Es handelt sich dabei um eine Gynäkologin (geb. 1924), die 1950 wegen besserer Berufschancen in die DDR gegangen ist, dort Karriere gemacht hat und zuletzt Leiterin einer katholischen Klinik war. Außerdem geht es um einen Pastor, der 1953 aus Idealismus zusammen mit seiner späteren Frau in den Osten gezogen ist und dort als Gemeindepfarrer Schikanen des Staates gegenüber der Kirche, aber auch einen besonders engen Zusammenhalt der Gläubigen erlebt hat. Im Textteil ihrer Arbeit berichten die Verf. zunächst von der Begegnung mit den beiden Zeitzeugen und geben einen tabellarischen Überblick über die Biographien ihrer Protagonisten. Anschließend skizzieren sie in zwei personenbezogenen Kapiteln Erinnerungen und Gedanken der Befragten zu einzelnen Lebensphasen von der Übersiedlungsentscheidung bis heute. In beiden Fällen beschäftigen sie sich hier v. a. mit dem Verhältnis zum SED-Staat und mit der Stellung der Kirche in der DDR. Daneben beleuchten sie z. B. die "Ärzteschwemme" in der BRD der 50er Jahre als Hintergrund der Übersiedlung der Ärztin. Im Schlußwort weisen die Autoren darauf hin, daß beide Zeitzeugen ihren eigenen Weg in der DDR gefunden haben. Für die Ärztin sei dabei die eigene politische Zurückhaltung, für den Pfarrer der Freiraum Kirche maßgeblich gewesen. Beide hätten den Schritt in den Osten nie bereut. Allgemein sehen die Verf. durch die Beschäftigung mit den beiden Biographien ihr eigenes Bild von der DDR-Kirche positiv korrigiert. Vor dem Hintergrund der einseitigen Anpassung der DDR an die BRD nach 1989 plädieren sie für eine Symbiose von Ost und West heute. Basis des Beitrags sind Interviews mit den beiden Zeitzeugen. Zusätzlich wurden Dokumente aus dem Besitz der Ärztin berücksichtigt.

Literaturverzeichnis

(22 S., ms., ill. mit graphischen Statistiken sowie mit Kopien von Zeitungsartikeln u. eines Zeugnisses; 7 S. Interviewnotizen, hs.)

Quellen

Intensivinterviews, Material aus Privatbesitz, zeitgenössische Presse (Thüringer Tageblatt), Auskünfte des statistischen Bundesamtes.