Wettbewerb: Ost-West-Geschichte(n) – Jugendliche fragen nach Es ist ein Stück von mir. Enteignungen in der Ex-DDR und Rückübertragung des Besitzes

3. Preis
1995
Matter, Urs:
Werner Ostendorf

11. Klasse, Rabanus-Maurus-Gymnasium, 55118 Mainz

55118 Mainz, Rheinland-Pfalz, Deutschland

#1995-0203

Ausgehend von zehn selbstrecherchierten Einzelfällen heute in Westdeutschland lebender Alteigentümer beschäftigt sich der Verf. mit Enteignungen in der SBZ bzw. DDR und mit der Rückübertragung des Besitzes nach 1990. Nachdem er im Arbeitsbericht die Bandbreite der vorgestellten Fälle deutlich gemacht hat, gliedert der Schüler den Beitrag - entsprechend den verschiedenen Enteignungswellen - chronologisch. Im ersten Teil geht er auf die Enteignung von Großgrundbesitzern kurz nach dem Krieg ein, die durch die im Herbst 1945 beschlossene "Demokratische Bodenreform" legitimiert wurde. Im zweiten Teil werden dann verschiedene Formen und Phasen von Enteignungen nach der Gründung der DDR thematisiert. Konkret angesprochen werden hier die Enteignung nach "Republikflucht", die Enteignung von Hotels im Rahmen der 1953 durchgeführten "Aktion Rose", die landwirtschaftliche Kollektivierung in den späten 50er Jahren und die erzwungene Übertragung privaten Immobilienbesitzes in staatliches Eigentum. Da für den Verf. v. a. die menschliche Dimension des Themas von Interesse ist, stehen in den einzelnen Kapiteln in langen Zitaten wiedergegebene Schilderungen der Enteigneten im Vordergrund. Sie beleuchten, ergänzt durch Auszüge aus Memoiren, sowohl die Zeit der Enteignung als auch die Probleme der Entschädigung bzw. Rückübertragung. Zusätzlich werden die jeweils relevanten Rechtsgrundlagen erläutert. In seinem Resümee betont der Autor die Heimatgefühle der Alteigentümer und die Unzulänglichkeit der aktuellen Rechtsprechung in speziellen Fällen. Zudem beschreibt er die Schwierigkeiten zwischen alten Besitzern und heutigen Nutzern auch als Folge der Prägung durch unterschiedliche politische Systeme. Der Beitrag basiert auf schematischen Befragungen und anschließenden Interviews mit Alteigentümern aus Westdeutschland, die im Anhang systematisch geordnet wiedergegeben werden. Sein methodisches Vorgehen reflektiert der Verf. kritisch. Der Beschränkung auf die westliche Perspektive ist er sich bewußt.

Literaturverzeichnis

(148 S., ms., ill. mit Farbkopien von Fotos u. einer Übersichtskarte sowie mit Kopien von Tagebuchauszügen, Behördenbriefen, eines Zeitungsartikels, eines Kaufvertrags, eines Gerichtsbescheids u. eines Grundbucheintrags)

Quellen

Intensivinterviews, schematische Befragungen, Material aus Privatbesitz, Publikationen des Bundesministeriums für Gesamtdeutsche Fragen, aktuelle Presse, Fernsehbericht (3sat), Memoiren, Fachliteratur.