Wettbewerb: Ost-West-Geschichte(n) – Jugendliche fragen nach Die katholische Kirche im sozialistischen Staat DDR. Von der Passivität zur Aktivität

5. Preis
1995
Ringe, Géorg / Martin Kröschel:
Ohne Tutor

12. Klasse, Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, 51375 Leverkusen

51375 Leverkusen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland

#1995-0938

Die Verf. beschäftigen sich für die gesamte Zeit 1945-90 mit der Situation der katholischen Kirche in der DDR. Ihr besonderes Interesse gilt dabei dem Verhältnis zwischen Kirche und SED-Staat. Nach Informationen zu Thema und Recherche skizzieren sie einleitend zunächst allgemein die Antireligiosität des SED-Regimes, die organisatorischen Grundstrukturen und verschiedene Entwicklungsphasen der katholischen Kirche in der DDR. Außerdem lassen sie einen katholischen Geistlichen aus Leverkusen, der enge Kontakte in die DDR, u. a. zu einer Gemeinde in Gera, unterhielt, aus westlicher Sicht zum Thema berichten. Im Hauptteil ihrer Arbeit geben die Autoren dann die Protokolle von Interviews mit einem seit den 70er Jahren im Raum Magdeburg tätigen katholischen Pastor und mit einem Lehrer wieder, der seit 1961 an einem katholischen Kolleg in Magdeburg unterrichtet. In den Protokollen geht es um sich wandelnde Orientierungen der Kirche und um von den Befragten persönlich ausgefochtene Konflikte mit dem Staat. Den Interviews folgen Zusammenfassungen der Aussagen und ein abschließendes Gesamtfazit. Im Anhang ist eine ausführliche Zeittafel zum Thema abgedruckt. Die Autoren bemühen sich, die Vorstellung von der bis 1989 ausschließlich passiv-angepaßten Rolle der katholischen Kirche in der DDR zu widerlegen. Als Hauptergebnis ihrer Recherchen halten sie fest: Um ihr Überleben in der ostdeutschen Diaspora-Situation zu sichern, hat sich die katholische Kirche dem SED-Staat zunächst angepaßt; sie hat dabei allerdings auf offizielle Kontakte verzichtet und - durch den Rückzug aus dem Politischen - eigene Werte zu wahren verstanden. Nach Festigung der eigenen Position ist dann aber seit Beginn der 80er Jahre ein deutlicher Wandel hin zu meist von Einzelpersonen getragenen Aktivitäten und zum subtilen Widerstand nachzuweisen, der in der Wendezeit seinen Höhepunkt gefunden hat. Allgemein erachten die Verf. die Beschäftigung mit Geschichte und das Hinterfragen von Vorurteilen als grundlegende Voraussetzung für die innere Vereinigung. Die Arbeit stützt sich auf die drei Interviews. Zusätzlich wurde v. a. Fachliteratur ausgewertet.

Literaturverzeichnis

(167 S., ms., ill. mit gescannten Fotos u. mit Kopien eines Briefes u. eines Literaturauszugs)

Quellen

Intensivinterviews, Material aus Privatbesitz, zeitgenössische Presse, Schulbücher, Fachliteratur.