Wettbewerb: Ost-West-Geschichte(n) – Jugendliche fragen nach Die Geschichte von Rudolf Seiffart, eingebunden in die Absicht der Verstaatlichung von Grund und Boden als Stütze zum Aufbau eines sozialistischen Staates

5. Preis
1995
Seiffart, Til:
Ohne Tutor

Student, 55291 Saulheim

55291 Saulheim, Rheinland-Pfalz, Deutschland

#1995-0064

Der Großvater des Verf., Rudolf Seiffart (1909-1991), wurde 1954, während er aus politischen Gründen in Haft saß, enteignet. Sein Hof im thüringischen Dorf Großurleben ging damals in den Besitz der örtlichen LPG über. Die 1994 beschlossene Rückübertragung nimmt der Student zum Anlaß, sich eingehend mit dem Gesamtkomplex "Verstaatlichung in der DDR" zu beschäftigen. Im ersten Kapitel seines Beitrags beschreibt er zunächst die Etablierung der SED-Parteidiktatur und die Einführung der Planwirtschaft als wichtige Rahmenbedingungen. Im zweiten Kapitel skizziert er dann, vom Vorbild Sowjetunion ausgehend, sowohl die verfassungsrechtlichen Grundlagen für die Verstaatlichung von Grund und Boden in der DDR als auch die konkrete Umsetzung des Enteignungsbeschlusses in den Jahren 1952-61. Als Einzelbeispiel führt er in diesen Zusammenhang die Geschichte seines Großvaters an. Im Vordergrund steht hier, wie sich der Großvater - auch über Kontakte zu offiziellen Stellen im Westen, die schließlich 1953 zu seiner Verhaftung führten - vergeblich gegen die Enteignung zu wehren versuchte und wie schließlich 1957 als Ausweg nur die Flucht in den Westen blieb. Abschließend nennt der Autor sowohl auf allgemeine Rückübertragungsregelungen als auch auf den konkreten Fall seines Großvaters bezogen die Folgen der Wiedervereinigung für sein Thema. Persönlich plädiert er dafür, das alte Unrecht der Enteignung nicht mit neuem Unrecht zu vergelten. Die nationalsozialistische Vergangenheit seines Großvaters thematisiert er hier allerdings nicht mehr. Im allgemeinen Teil basiert die Arbeit v. a. auf Informationen aus der Fachliteratur; für den familiengeschichtlichen Teil stand dem Verf. reiches Aktenmaterial aus dem Rehabilitierungs- und Rückübertragungsprozeß seines Großvaters zur Verfügung, das er um Erinnerungen der Großmutter ergänzte. In der Einleitung und im Arbeitsbericht am Ende des zweiten Bandes begründet der Student den Aufbau seines Beitrags damit, daß der konkrete Einzelfall erst im Kontext der historischen Rahmenbedingungen, als "story in history", interessant wird.

Literaturverzeichnis

(2 Bde.; Bd. 1: 33 S. Text, ms., ill. mit Kopien von Abbildungen aus Einzelpublikationen, Fotos u. einer Planskizze; Bd. 2: 31 S. Anhang mit Kopien von Grundbuchauszügen, Bescheinigungen, persönlichen Dokumenten, einer Inventarliste, Behördenmaterial,

Quellen

Intensivinterview, schriftliches Material u. Fotos aus Privatbesitz, zeitgenössische u. aktuelle Presse, Publikationen des Bundesministeriums für Gesamtdeutsche Fragen bzw. für Innerdeutsche Beziehungen u. der Bundeszentrale für politische Bildung, Schulbuch, Fachliteratur.