Wettbewerb: Mehr als ein Dach über dem Kopf. Wohnen hat Geschichte Vom Steigerhaus zur Zechensiedlung - Der soziale Abstieg einer Steigerfamilie
11. Klasse, Gymnasium St. Christophorus
59368 Werne, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
#2023-1586
Die Werkssiedlungen für Bergleute im Ruhrgebiet waren ganz auf die Organisation der Unternehmen zugeschnitten. Nicht nur war die Berechtigung zum Wohnen in den wegen niedriger Mieten attraktiven Zechenhäusern an ein Arbeitsverhältnis gebunden. Auch die Wohnungsgröße und Wohnlage hing von der Stellung im Unternehmen ab, wie Emil Boisson am Beispiel seines Urur-Großvaters Jakob Gräber schriftlich darlegt. Dieser arbeitete als Steiger auf der Zeche Werne, hatte also eine Aufsichts- und Vorgesetztenfunktionen für bestimmte Arbeitsbereiche. Nach dem Ersten Weltkrieg konnte Jakob Gräber diese Position wegen eines Kriegstraumas nicht mehr ausüben, eine höhere Stelle in der Verwaltung verlor er nach wenigen Jahren aus politischen Gründen. Dies bedeutete für die Familie einen materiellen Abstieg, der sich auch in der Wohnsituation zeigte: Von einer komfortablen „Steigervilla“ mit einer eigenen Hausangestellten mussten sie in die am schlechtesten angebundene Siedlung am Rand der Zeche umziehen.