Wettbewerb: Mehr als ein Dach über dem Kopf. Wohnen hat Geschichte Die Enteignung von Juden und die Vertreibung aus ihren Wohnungen - während des Nationalsozialismus in Gießen

Landessieger
2023
Paula Sophie John
Schriftlich-Sachtext
Andriane Karzos, Christoph Geibel

11. Klasse, Landgraf-Ludwigs-Gymnasium

35396 Gießen, Hessen, Deutschland

#2023-1946

Nachdem Jüd:innen ihre Wohnungen durch Vertreibung im Nationalsozialismus verloren hatten, wurde dieser Wohnraum zu günstigen Preisen an die Stadt und an Dritte verkauft. Dahinter stand die sogenannte „Arisierung“ des Wohnraums. Paula Sophie John untersucht die Rolle des Antisemitismus bei der Vertreibung von Jüd:innen. Dafür hat sie sich Gerichtsprozesse angeschaut, die Einblicke in die Prozesse der Vertreibung gewähren. Als Quellen nutzte sie Akten aus dem Gießener Stadtarchiv, die die Enteignungen aus der Perspektive des Staates dokumentieren. Von Betroffenen selbst gibt es Beschwerdebriefe, die als Quellen dienen. Die Schülerin stellt fest, dass Antisemitismus in der nationalsozialistischen Ideologie eine zentrale Rolle spielte, da so die Grundlage für die systematische Vertreibung geschaffen wurde. Sie fasst zusammen, dass Enteignung und Arisierung des Wohnraums Aspekte der Ausgrenzung von Juden waren, deren Grundlage die NS-Ideologie und die entsprechende Gesetzgebung legte. Paula Sophie zeigt sich abschließend überrascht, dass die Stadt Gießen versuchte, den rechtsstaatlichen Schein zu wahren (Widersprüche gegen den Räumungsbescheid waren zum Beispiel erlaubt) und dass die Betroffenen unerwartet große Spielräume hatten, sich zu wehren und die Räumung hinauszuzögern.