Wettbewerb: Genutzt – geliebt – getötet: Tiere in unserer Geschichte Die Seilschaften. Treidelpferde an den Ufern der Saar

4. Preis
2001
Brittnacher, Holger / Prinz, Sandra
Günter Heidt

12. Klasse, Gymnasium Saarburg, 54439 Saarburg

54439 Saarburg, Rheinland-Pfalz, Deutschland

#2001-0871

Der Beitrag beschäftigt sich hauptsächlich mit "Halfen", den Menschen des Treidelgewerbes, und ihren Pferden, welche im Auftrag der Schiffer in den zurückliegenden Jahrhunderten Schiffe gegen die Strömung der Saar zogen. Die Fragestellung des Beitrags ist, wie die "Halfen" mit ihren Pferden auf der Saar zusammengearbeitet haben. Der Beitrag befasst sich mit der Geschichte des Treidelns an der Saar und berücksichtigt dabei nicht nur soziale und kulturgeschichtliche Aspekte, sondern versucht auch, diese in ihrer geschichtlichen Bedeutung für die Region zu erfassen. Die Arbeit stützt sich auf die Sekundärliteratur und zitiert umfassend aus Archivalien, die dem Leser angeboten werden. Da die hinzugezogenen Quellen kaum Informationen über die Tiere selbst beisteuern, wie die Verf. einräumen, kann zumeist nur über den sozialhistorischen Hintergrund des Treidelgewerbes etwas über die Tierhaltung und das Mensch-Tier-Verhältnis ausgesagt werden. Zwei Interviews mit einem Landwirt und einem ehemaligen Fährmann versuchen, etwas von dem Verhältnis von Mensch und Pferd im Arbeitseinsatz greifbar zu machen. Die Verf. erstellen ein plastisches Bild des ausgestorbenen Treidelgewerbes, dem im 19. Jahrhundert eine zentrale Bedeutung im Transportwesen zukam und dem erst der rasante Eisenbahnausbau in der zweiten Jahrhunderthälfte die Basis entzog. Zunächst wird auf geografisch-technische Bedingungen der Treidelwirtschaft eingegangen, der Fluss beschrieben, auf Gefahren hingewiesen und die Geschichte des Ausbaus der Wasserstraße vorgestellt (S. 3-12). Eine Reihe von gelungen eingebundenen hist. Abb. und Flussansichten vermitteln ein Bild vom Transportwesen des 19. Jahrhunderts. Im 2. Kapitel geht es um die "Seilschaften", die Zugverbände aus Mensch und Pferd. Hier stehen die Pferde, ihre Zucht und Eigenschaften und insb. das Verhältnis der "Halfen" zum Pferd (S. 26) im Mittelpunkt (insg. S. 13-30). Die Verf. zeigen auf, dass die Pferde oft roh behandelt wurden und dass heutige Aspekte des Tierschutzes kaum Berücksichtigung fanden (S. 20 ff.). Im Saar-Mosel-Raum entstanden im Zusammenhang mit dem Treideln spezifische Zuchtformen eines zugstarken Pferdes. Das 4. Kapitel geht noch einmal detailliert auf die Berufsgruppe der "Halfen" ein. (S. 39-56). Ihre Gewerbeorganisierung führte auch zur Errichtung von Halfenhäuser, längs der Flussstrecke (S. 67-80). Die wirtschaftliche Seite der Treidelwirtschaft, insb. unter dem Aspekt der deutschen Kleinstaaterei und der oftmals zu zahlenden Zölle und Abgaben (S. 57-66). Als Abschluss wird das Ende der Treidelschifffahrt durch die Dampf- und Motorschifffahrt und die Eisenbahn dargestellt (S. 81-86). Das Mensch-Tier-Verhältnis und die Leistungen der Tiere, denen sich die Arbeit widmet, rücken aufgrund der Vielzahl von Themenaspekten mitunter in den Hintergrund. Gut gelungen ist es den Autoren, den Bogen zur Gegenwart zu schlagen und die Mensch-Pferd-Beziehung heute nochmals in Vergleich zur untersuchten Epoche zu setzen. Hier wird der Wertewandel gegenüber dem Gebrauchsobjekt Pferd deutlich. In der Zusammenfassung "Die Beziehung des Menschen zum Pferd - früher und heute" (S. 89-92) stellen die Verf. noch einmal dar, dass - trotz einer gelegentlich groben Behandlung - der Schutz der Tiere seitens der "Halfen" dem Schutz des Gewerbekapitals entsprach. Dieser Aspekt spielt heute in der Haltung von Freizeitpferden nahezu keine Rolle mehr. Heute wird an das Treideln sowohl als touristische Attraktion als auch im Zusammenhang mit der Landschaftspflege (Leinpfade) erinnert. Zahlreiche Vereine widmen sich der kulturhistorischen Erhaltungswürdigkeit der "Leinpfade" längs der Flussstrecken. Reit- und Traditionsvereine stellen das Pferd heute als Reminiszenz an die vorindustrielle Vergangenheit wieder für die Touristen in den Dienst.

Literaturverzeichnis

(119 S., ms., Fotos, Buchabb., davon 20 S. Materialienanhang mit Interviewtranskripten, Quellen- und Literaturverzeichnis)

Quellen

Interviews, Landeshauptarchiv Koblenz, Fach- und Sachliteratur, heimat- und regionalgeschichtliche Literatur, Chroniken, Presseart., Ortsbesichtigung.