Wettbewerb: Aufbegehren, Handeln, Verändern – Protest in der Geschichte Profil durch Protest? Eine Episode aus der Frühzeit der Hamburger NSDAP

5. Preis
1999
Bücke, Daniel u.a. (9 Verf.)
Helmut Meyer

13. Klasse, Wichern-Schule, 22111 Hamburg

22111 Hamburg, Hamburg, Deutschland

#1999-0643

Die Verf. setzen sich mit der Frage auseinander, wie Protest von radikalen Gruppierungen zu ihren Zwecken instrumentalisiert wird. Dazu haben sie den Skandal um die Aufführung des Stücks "Die Verbrecher" von Theodor Tagger 1929 in Hamburg untersucht. Es handelt sich um ein Justizdrama, das die Differenz zwischen geltendem Strafrecht und tatsächlicher Lebenspraxis thematisiert. Der eine Teil der handelnden Personen verstößt mit Homosexualität, Meineid oder Abtreibung aus wirtschaftlicher Not gegen das Strafgesetz, während der andere mit Profitgier und Skrupellosigkeit gegen den Gemeinschaftsgedanken verstößt, aber ungestraft bleibt. Nach Protesten und Störungen durch Anhänger der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) musste das Stück 1929 in Hamburg abgesetzt werden. Die Verf. stellen zunächst die Chronologie der Ereignisse dar. Darauf folgen detaillierte Analysen und Schilderungen der Berichterstattung der Hamburger Presse und eines kritischen Flugblattes des Fichte-Bundes, des Polizeieinsatzes im Theater, der folgenden Gerichtsverhandlung sowie eines parlamentarischen Nachspiels in der Hamburger Bürgerschaft. Ausführlich schildern die Verf. die Bedeutung der BGB-Paragrafen 175 (Verbot männlicher Homosexualität) und 218 (Verbot der Abtreibung) sowie die Positionen der NSDAP in diesen Fragen. Nach der Darstellung der marginalen Rolle der Nationalsozialisten in Hamburg während der 20er Jahre analysieren die Verf. die Strategie, die die NSDAP mit dem Protest gegen die Aufführung der "Verbrecher" verfolgte. Er wird als Versuch gedeutet, durch den Protest gegen ein bürgerliches Theaterstück die "antielitäre Profilierungsstrategie" der Hamburger Nationalsozialisten zu beleben.

Literaturverzeichnis

(61 S., ms., ill. mit zahlreichen Fotos der handelnden Personen, markanten Zitaten und Reproduktionen zeitgenössischer Werbung)

Quellen

Bestände aus der Sammlung des Zentrums für Theaterforschung der Universität Hamburg und des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Sekundärliteratur.