Wettbewerb: Aufbegehren, Handeln, Verändern – Protest in der Geschichte Der "Märtyrer der Schulkreuze" und die 50 Frauen. Protest im Jahr 1941

4. Preis
1999
Rust, Jürgen
Ohne Tutor

Hochschule, Universität Würzburg

97640 Hendungen, Bayern, Deutschland

#1999-0767

Der Erlass des bayerischen Kultusministers, die Kruzifixe aus den Schulen zu entfernen, führte 1941 im fränkischen Hendungen zu einem Konflikt mit dem Pfarrer, der schließlich verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau verbracht wurde. Daraufhin demonstrieren die Frauen der Dorfes für die Freilassung des Geistlichen. Der Verf. hat diesen Protest untersucht. Die Arbeit zeichnet sich aus durch die gelungene Verbindung von Zeitzeugeninterviews mit der Auswertung der dichten Aktenüberlieferung. Einleitend wird die katholische Prägung Hendungens vorgestellt, das in einem überwiegend protestantischen Gebiet liegt. Seit 1933 war Pfarrer Weigand wiederholt mit den Nationalsozialisten aneinander geraten. Als 1941 eine parteitreue Junglehrerin das Kruzifix in der Dorfschule durch ein Hitlerbild ersetzte, brachte der Pfarrer das Kreuz immer wieder an seinen alten Platz, bis er von der Gestapo verhaftet wurde. Der Verf. rekonstruiert die Kontakte zwischen Bürgermeister, Schulaufsicht und Parteistellen die zur Verhaftung führten. Als die Bevölkerung von der Festsetzung ihres Geistlichen erfährt, breitet sich große Unruhe im Dorf aus. Schließlich demonstrieren etwa 50 Frauen vor dem Haus des Bürgermeisters für die Freilassung des Geistlichen. Der Verf. schildert nun, wie die Gestapo mehrere Frauen verhörte, um die Bevölkerung einzuschüchtern. Parallel dazu wird der Fortgang des Kruzifix-Streits verfolgt. Nach Protesten der Kirchenführung und Unruhen in anderen Gemeinden wurde der Erlass schließlich suspendiert. Pfarrer Weigand wurde Anfang 1942 entlassen und durfte in seine Gemeinde zurückkehren.

Literaturverzeichnis

(192 S., ms., ill. mit Fotos aus dem Dorf Hendungen und der Zeitzeugen; Anhang: Auszüge aus den Gestapo-Akten, Interviewtranskripte)

Quellen

Bestände des Staatsarchivs Würzburg, des Diözesanarchivs Würzburg und des Gemeindearchivs Hendungen, Zeitzeugeninterviews, Sekundärliteratur.