Wettbewerb: Aufbegehren, Handeln, Verändern – Protest in der Geschichte "Der Klügere gibt nach" oder "Die Ratten verlassen das sinkende Schiff"? Zur Geschichte eines gescheiterten Protestes am Beispiel des Schloss Neuhauser Widerstandes gegen die Eingemeindung nach Paderborn

3. Preis
1999
Dinger, Dörte / Lange, Christiane
Ohne Tutor

12. Klasse, Goerdeler Gymnasium / St. Michael Gymnasium, 33102 / 33098 Paderborn

33098 Paderborn, Nordrhein-Westfalen, Deutschland

#1999-0564

Die Verf. haben eine sehr differenzierte, gut dokumentierte und aus den Quellen geschriebene Untersuchung über die Ablehnung der nordrhein-westfälischen Gemeindereform Anfang der 70er Jahre in Schloss Neuhaus vorgelegt. Ihre Arbeit zeichnet sich dadurch aus, dass sie grundsätzlich der Frage nachgehen, was eigentlich Protest ist und was eine ablehnende Haltung auszeichnet, um als Protest zu gelten. In vier Kapiteln wird die 10-jährige Auseinandersetzung um die Eingemeindung von Schloss Neuhaus nach Paderborn dargestellt. Zunächst stellen die Verf. die Gemeindereform in Nordrhein-Westfalen vor. Sie zeigen, dass Schloss Neuhaus eine bürgernahe Verwaltung besaß, mit der sich die Einwohner identifizierten. Dem wird das Ziel der kommunalen Neugliederung gegenübergestellt, die Effizienz der Verwaltung durch die Bildung größerer Einheiten zu steigern. Dann werden die Etappen der Eingemeindung nach Paderborn geschildert. Ausführlich gehen die Verf. auf die Alternativkonzepte ein, die von den Lokalpolitikern erarbeitet wurden. Sie wollten mit der Gemeinde Sande einen eigenen Kreis bilden. Dabei wird deutlich, dass die Auseinandersetzungen auf die politisch-institutionelle Ebene beschränkt blieben und die Bürger den Kampf um die Eigenständigkeit guthießen. Diese Zurückhaltung der Einwohner - abgesehen von Bürgerabenden und Podiumsdiskussionen, die den Charakter von Informationsveranstaltungen hatten - untersuchen die Verf. im dritten Kapitel. Das Fehlen einer Protesttradition und einer charismatischen Persönlichkeit, die konservative und konfessionelle Enge der Region werden als Faktoren genannt. Für entscheidend halten die Verf. jedoch, dass die Bürger sich offensichtlich von ihrem Gemeinderat gut vertreten fühlten und eigene Aktionen daher für überflüssig hielten. Dem habe das Selbstverständnis der Lokalpolitiker entsprochen, den Willen der Bevölkerung in objektive Politik umzusetzen. In diesem Rahmen seien dann alle Protestmöglichkeiten wahrgenommen worden. Demgegenüber glauben die Verf., dass eine aktivere Bürgerbeteiligung dem Anliegen eine höhere Durchschlagskraft gegeben hätte.

Literaturverzeichnis

(64 S., ms., ill. mit Stadtansichten, Zeitungsausschnitten und Flugblättern)

Quellen

Bestände des Stadtarchivs Paderborn, Berichterstattung der lokalen Presse, Zeitzeugeninterviews, Sekundärliteratur.