Wettbewerb: Aufbegehren, Handeln, Verändern – Protest in der Geschichte Da nun einige Bürger zu widersetzen vermeinen ... Das Aufbegehren Türkheimer Bauern um Zehntbefreiung

Der Verf. untersucht die Weigerung Türkheimer Bauer in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts, die Abgaben auf Grund, Boden und Ernteerträge - den Zehnt an die weltliche und die Gilt an die kirchliche Obrigkeit - zu zahlen. Er stützt sich nahezu ausschließlich auf bislang noch nicht veröffentlichtes Archivmaterial und legt auch daher eine originäre Forschungsarbeit vor. Der Konflikt um die Abgaben wird anhand von acht Briefen nachgezeichnet, die jeweils vollständig transkribiert wiedergegeben werden. Mit den Schreiben bitten die Vertreter der weltlichen und kirchlichen Verwaltung den bayerischen Kürfürsten, die Rechtsgrundlage für die Abgabenpflicht der Bauern - eine Urkunde aus dem 16. Jahrhundert - beizubringen. Als eine Reaktion ausbleibt, weil das verlangte Dokument nicht mehr auffindbar ist, ersuchen sie ihn eine Entscheidung in der Sache zu treffen. Schließlich werden die Bauern von den Zehntabgaben an die weltliche Herrschaft befreit und müssen nur noch die Gilt an das Pfarrgotteshaus entrichten. Auf dieser Quellengrundlage rekonstruiert der Verf. die Besitz- und Herrschaftsverhältnisse in Türkheim, die Bewirtschaftung der Felder und die Abgaben und Pflichten der Bauern. Er kommt zu dem Ergebnis, dass sich im Verhalten der Bauern ein "gewisses Mündigwerden" zeigt, und betont, dass die Herrschaftsverwaltung zunächst nach einer Rechtsgrundlage suchte und dann mit dem Verzicht auf den Zehnt eine Entscheidung zu ihren eigenen Ungunsten traf. So liefert er einen originären Beitrag zur Sozialgeschichte Türkheims im 18. Jahrhundert und thematisiert zugleich die nichtabsolutistischen Züge der Epoche des Absolutismus.

Literaturverzeichnis

(63 S., ms., Transkripte von neun Briefen und Auszügen aus der Grundbeschreibung von Türkheim, z. T. auch als Faksimile abgebildet)

Quellen

Bestände des Staatsarchivs Augsburg und des Türkheimer Pfarrarchivs.