Wettbewerb: Alltag im Nationalsozialismus II (Kriegsjahre) "Rüstungsprojekt Ringeltaube": KZ-Kommando Kaufering-Landsberg: Keine Zerstörung, kein Krieg und doch Schauplatz des totalen Krieges

1. Preis
1983
Matthees, Gaby / Wolfgang Habel / Edith Raim
Anton Posset

12./13. Klasse, Dominikus-Zimmermann-Gymnasium, 8910 Landsberg.

86916 Landsberg, Bayern, Deutschland

#1983-0771

Die Verfasser dokumentieren ihre umfangreichen Recherchen über eines der größten kriegswirtschaftlichen Rüstungsprojekte des NS, den Bau des "Iglinger Bunkers" bei Landsberg 1944/45. Es sah die Errichtung mehrerer Bunker vor, die der deutschen Flugzeugfabrikation ("Me 262" im Rahmen des "Jägerprogramms") Schutz gegen Luftangriffe bieten sollten. Von den drei in Angriff genommenen Bunkern "Weingut II", "Walnuß II" und "Diana II", wurde lediglich "Weingut II", vier km nordwestlich von Landsberg, nahezu vollendet und 1959 als "Iglinger Bunker" der Bundeswehr übergeben, die ihn als "Luftwaffenwerft 31" nutzt. Neben den Spezialisten der "Organisation Todt" und firmeneigenen Arbeitern waren vor allem jüdische KZ-Häftlinge, überwiegend aus Osteuropa und z. T. direkt aus Auschwitz, zur Zwangsarbeit in die (wahrscheinlich) elf Lager des "KZ-Kommandos Kaufering-Landsberg" gebracht worden. Die Häftlingskartei verzeichnet für den Zeitraum Juni 1944 bis April 1945 28.838 Häftlinge, darunter Frauen und Kinder. Exakte Standorte einiger Lager sowie genaue Todeszahlen - ca. 12.000 Opfer können als gesichert gelten - bleiben auch nach den intensiven Recherchen der Verfasser offen, die aus Materialien des KZ-Museums Dachau, zeitgenössischer Literatur, protokollierten Aussagen, staatsanwaltlichen Erhebungen, Zeitungsberichten Ortsbesichtigungen und Interviews mit Überlebenden und Augenzeugen ein apokalyptisches Bild der KZ-Nebenlager liefern: "Es kann gesagt werden, daß die Kauferinger Nebenlager während der Zeit ihres Bestehens mehr Opfer zu verzeichnen hatten als das viel bekanntere Hauptlager Dachau im gleichen Zeitraum. Sie wurden von den Häftlingen mit gutem Grund als ?kalte Krematorien? bezeichnet ...".

Literaturverzeichnis

(2 Bde., ca. 280 S.).

Quellen

Archiv Dachau; Institut für Zeitgeschichte. Bildmaterial: KZ-Museum Dachau Filme über das "Lager III", aufgenommen durch die 163. Sig. Photo-Gruppe amerikanischer Truppen, Ministry of Defence, Royal Air Force, London, Air Photo Library, Department of Geography, University of Keele, Staffordshire; Landsberger Tageblatt; Privatarchiv des ehemaligen zweiten Bauleiters des "Projekts Ringeltaube"; eigene Aufnahmen: Überreste des Rüstungsprojekts, KZ-Friedhöfe. Ca. 16 Interviews (mit Überlebenden, Zeitzeugen und Beteiligten, u. a. dem stellvertretenden Bauleiter des Projekts); Literatur.