„Je mehr wir recherchiert haben, desto spannender wurde das Thema“

Beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten 2020/21 zum Thema „Bewegte Zeiten. Sport macht Gesellschaft“ haben sich elf Schüler:innen aus der 7. Klasse des Wilhelm-von-Oranien-Gymnasiums in Dillenburg mit den Weltjugendspielen 1990 in ihrer Kleinstadt auseinandergesetzt und gemeinsam einen Film gedreht.

Für ihre kreative Zusammenarbeit wurden sie mit einem Förderpreis und dem Gruppenpreis in Hessen ausgezeichnet. Wie sie auf das Thema gekommen sind, wie die Gruppenarbeit funktioniert hat und welche Herausforderungen sie meistern mussten, haben uns die drei Schüler:innen, Ida Benner, Nele Thomas und Noah Eckhardt sowie ihre Lehrerin Anne Hajek erzählt.

Das Interview führte Maximilian Pott.

Wie seid ihr auf das Thema „Weltjugendspiele 1990 in Dillenburg“ gekommen und was hat euch inspiriert, diesen Sportwettbewerb genauer zu erforschen?

Ida: Zunächst haben wir überlegt, was unser Thema überhaupt mit sich bringen muss. Es sollte ein spannendes und besonderes Thema sein, das in Bezug zu uns steht. Dann haben wir überlegt, was in Dillenburg passiert ist und sind so auf die Weltjugendspiele gekommen.

Anne Hajek: Die Weltjugendspiele waren damals unter anderem auf unserem Schulgelände. In der Sporthalle, in der heute auch unser Sportunterricht stattfindet, wurden Wettkämpfe ausgetragen und die Teilnehmer:innen wurden auf unserem Schulgelände mit Essen versorgt. Das war für uns nochmal ein kleiner Bonus.

Wie seid ihr an das Thema herangegangen und mit was für Quellen habt ihr gearbeitet, um mehr über die Weltjugendspiele zu erfahren?

Nele: Wir haben hier eine Sportlehrerin, die Sabine Kölzer heißt und damals an den Weltjugendspielen teilgenommen hat. Mit ihrer Partnerin hat sie sogar eine Goldmedaille beim Trampolin gewonnen. Wir haben natürlich mit Frau Kölzer gesprochen. Außerdem haben wir bei der Zeitung und dem Archiv der Stadt recherchiert. Und dann gab es noch Familienmitglieder wie meinen Vater, die den Wettbewerb damals miterlebt haben.

Noah: Durch ihre Teilnahme hatte Frau Kölzer noch ein paar Kontakte zu den damaligen Teilnehmer:innen aus verschiedenen Ländern. Mit denen haben wir dann auch Kontakt aufgenommen.

Wie war es mit den Zeitzeug:innen zu sprechen?

Ida: Gerade den ersten Kontakt aufzubauen, war anfangs ein bisschen schwierig, weil wir nicht genau wussten, ob sie uns überhaupt ein Interview geben wollen. Da sie aus verschiedenen Ländern kamen, war es auch eine Hürde, die Fragen auf Englisch zu formulieren. Die Interviews mit den Teilnehmer:innen der Weltjugendspiele waren auf jeden Fall spannend, weil wir die persönlichen Eindrücke von ihnen mitbekommen haben und selbst viel über das Thema lernen konnten.

Euer Projekt beweist, dass man mit Teamwork viel erreichen kann. Insgesamt elf Schüler:innen waren daran beteiligt. Wie habt ihr es geschafft, euch als Gruppe zu organisieren?

Anne Hajek: Wir haben die Themen zusammen aufgeschrieben und verteilt, was erledigt werden muss. Dann haben sich die Schüler:innen selbst danach eingeteilt, was sie interessiert. Das hat auch wirklich gut geklappt. In den Gruppen haben nicht nur Freund:innen miteinander gearbeitet, sondern die Kinder haben wirklich nach Interessen gewählt. Es war vorher klar, was zu erledigen ist, und wir hatten einen festen Zeitplan. Wir haben das Projekt im Rahmen des Sportunterrichts gemacht und einmal wöchentlich den Zwischenstand geklärt sowie weitere Aufgaben besprochen. Die Schüler:innen haben sich in der Gruppe wirklich super organisiert.

Noah: Bei unserer Gruppe war es zum Beispiel so, dass zwei Leute gedreht haben und eine andere Person sich einen Text überlegt hat. Dann sind wir gemeinsam nochmal drüber gegangen und haben geschaut, was noch verändert werden könnte. Es hat Spaß gemacht, gemeinsam mit Leuten, mit denen ich sonst nicht so viel geredet habe, etwas Neues zu entdecken.

Frau Hajek, wie sind Sie als Lehrerin mit einer so großen Gruppe und den unterschiedlichen Interessen der einzelnen Schüler:innen umgegangen?

Anne Hajek: Als Lehrerin bestand meine Aufgabe eher darin, den Rahmen festzulegen, weil die 7. Klasse noch nicht viel Erfahrung mit Projektarbeit hatte. Wir haben uns einen klaren Plan gemacht, wie wir loslegen und wie wir uns organisieren. Meine Schüler:innen sind sehr fleißig und gewissenhaft, sodass ich mich drauf verlassen konnte, dass es auch erledigt wird. Und dadurch, dass die Aufgaben so vielfältig waren, konnte jede:r nach eigenen Stärken arbeiten. Es war zwar viel Arbeit für mich, immer alles im Blick zu haben, weil wir natürlich auch noch andere Sachen gemacht haben, aber ich habe auch als Lehrerin nochmal viel gelernt über die Kinder, über die Klasse, und auch inhaltlich über das Thema. Diese Art zu arbeiten war etwas Neues. Ich habe gesehen, dass man mit Gruppenarbeit auf jeden Fall viel stärken kann – sowohl sozial als auch fachlich.

Was waren denn die größten Herausforderungen, die ihr als Gruppe bewältigen musstet?

Noah: Unsere Gruppe hat sich mit dem Durchsuchen von Zeitungen beschäftigt und am Anfang wussten wir nicht genau, wo wir uns melden sollen. Da mussten wir erstmal mit vielen telefonieren bis wir einen Termin hatten, damit wir zum Stadtarchiv gehen und dort nach Zeitungsartikeln suchen können. Das war ein bisschen aufwendig und auch nicht so einfach.

Nele: Ich glaube die größte Herausforderung war wirklich Corona, weil wir uns nicht alle direkt sehen konnten. Bei den Videokonferenzen hat einmal die Technik nicht funktioniert oder der eine konnte die Kamera nicht anmachen oder der Ton hat nicht gepasst. Das war sehr kompliziert. Trotzdem fand ich, dass es kaum Probleme bei der Kommunikation innerhalb der Gruppe gab.

Ida: Wir sind als Gruppe näher zusammengewachsen. Und ich habe auch andere Mitschüler:innen besser kennengelernt, weil wir fast tagtäglich zusammengearbeitet haben. Je mehr wir recherchiert haben, desto spannender wurde das Thema und das hat auch viel Spaß gemacht.

Welchen Rat habt ihr für andere Gruppen, die am Geschichtswettbewerb teilnehmen möchten?

Anne Hajek: Das Wichtigste ist von Anfang an eine Struktur zu haben. Also alles, was Rahmenbedingungen wie Zeitpläne oder einzelne Aufgaben sind, würde ich zu Beginn gemeinsam mit der Gruppe klären. Gerade als Lehrkraft sollte man bei der Themenwahl darauf achten, der Gruppe nichts überzustülpen, sondern sie selbst auf die Suche gehen zu lassen. Und dann sollte man wirklich keine Angst davor haben, den Kindern oder den Jugendlichen freie Hand zu lassen. Die hatten wirklich tolle Ideen und da musste ich relativ wenig machen, aber es ist eben wichtig, immer zwischendurch nochmal feste Termine zu haben, wo sich die Gruppe trifft und Fragen klärt. Man muss sozusagen Manager:in der Gruppe sein und dann klappt das.

Noah: Ein Tipp wäre auf jeden Fall, dass man sich nicht hängen lässt, wenn man vielleicht mal keine Lust hat weiter zu arbeiten, sondern guckt, dass man weiterkommt. Es hat sich am Ende ja gelohnt, dass wir drangeblieben sind und nicht aufgehört haben.