Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung“ über jüdische Sportstars in Hamburg

Foto: Roman Sielert

„Er hat einigen Kindern das Leben gerettet“

Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Franziska Püllen, Landessiegerin des Geschichtswettbewerbs 2020/21, beschäftigte sich für ihren Radiobeitrag mit dem jüdischen Sportlehrer Alfred „Fredy“ Hirsch, der als Häftling in Auschwitz war. Maike Krob sprach mit der Zehntklässlerin anlässlich des Holocaust-Gedenktags.

Franziska, du hast für deine Arbeit zu Fredy Hirsch beim letzten Geschichtswettbewerb einen Landessieg in Nordrhein-Westfalen gewonnen. Wer war das?

Fredy Hirsch war ein Jude aus Aachen, der über das Prager Ghetto nach Theresienstadt und schließlich nach Auschwitz deportiert wurde. Dort hat er mit den Kindern Sport gemacht und mit ihnen gespielt. Außerdem hat er sehr auf Hygiene und Sauberkeit geachtet. Durch seine Fürsorge hat er die Situation der Kinder verbessert und hat einigen von ihnen damit sogar das Leben gerettet.

Wie konnte er im Konzentrationslager Auschwitz Sport mit den Kindern machen?

Fredy Hirsch hat es gemeinsam mit einem anderen jüdischen Gefangenen geschafft, im Familienlager in Auschwitz einen eigenen Block für Kinder bis 14 Jahre bewilligt zu bekommen. Dorthin kamen die Kinder tagsüber, um mit ihm Sport zu machen, zu singen, zu spielen und um am heimlich stattfindenden Unterricht teilzunehmen.

Hat er den Holocaust überlebt?

Als ein Teil des Familienlagers liquidiert werden sollte, wurde an Fredy Hirsch die Bitte herangetragen, einen Aufstand anzuführen. Diese Bitte stellte Fredy Hirsch vor eine schwierige Entscheidung. Er ging davon aus, dass bei Misslingen des Aufstandes das gesamte Familienlager umgebracht werden würde. In dieser Situation hat Fredy Hirsch bei einem Lagerarzt nach Beruhigungstabletten gefragt. Wenig später wurde er bewusstlos aufgefunden und nach vergeblichen Wiederbelebungsversuchen verbrannt. Ob er mit einer Überdosis der Tabletten Suizid begangen oder ob ihm der Arzt absichtlich eine Überdosis gegeben hat, lässt sich nicht mehr rekonstruieren.

Mit welchem Quellenmaterial hast du gearbeitet?

Es war schwierig, an Quellen zu kommen, da es zum einen nicht viel Material über Fredy Hirsch gibt und zum anderen wegen des Lockdowns im Winter 2020/21 alle Bibliotheken, Archive und Museen geschlossen waren. Über Umwege habe ich eine Biografie von ihm von seiner alten Schule geliehen bekommen. Einige andere Bücher habe ich gekauft. Außerdem gibt es im Internet inzwischen einige Fernsehsendungen und Radiosendungen zu ihm, die ich auch als Quellen genutzt habe.

Wie bist du auf Fredy Hirsch gekommen?

Meine Mutter hat ein Buch eines Zeitzeugen gelesen, in dem sein Name erwähnt wurde. Sie wusste noch, dass Fredy Hirsch ein Sportler aus Aachen war und zur Zeit des Nationalsozialismus gelebt hat, mehr aber auch nicht. Da ich auf jeden Fall einen Beitrag zu Sport im Nationalsozialismus machen wollte und Fredy Hirsch diesbezüglich gepasst hat, habe ich seinen Namen im Internet recherchiert und war direkt gefesselt von seinem Engagement für Kinder.

Warum hast du eine Radiosendung erstellt?

Ich habe mir überlegt, was am interessantesten für die Person wäre, der ich das Thema näherbringen möchte. Deshalb haben in meiner Radiosendung verschiedene Familienmitglieder von mir gesprochen, weil ich es viel abwechslungsreicher finde, wenn unterschiedliche Stimmen zu hören sind. Ich habe auch Ausschnitte der originalen Telefongespräche mit meiner Oma und einem älteren Herrn aus der Gemeinde verwendet.

Du hast dich intensiv mit dem Holocaust auseinandergesetzt. Welche Bedeutung hat der Holocaust-Gedenktag für dich?

Ich finde es wichtig, dass es so einen Gedenktag gibt. Der Nationalsozialismus ist ein sehr wichtiges Thema, mit dem sich jeder auseinandersetzen sollte. Mir ist durch meine Radiosendung noch einmal mehr bewusstgeworden, wie schrecklich der Holocaust war. Immer wieder kam mir die Frage, wie so etwas Schreckliches passieren konnte.