2. Preis Geistes- und Kulturwissenschaften 2022

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Martin Sieglers medien- und kulturwissenschaftliche Arbeit zeigt, unter welchen Bedingungen und Voraussetzungen Menschen in Not Lebenszeichen senden und empfangen können.

Die Forschung

Über Lebenszeichen als Überlebenszeichen

Text: Dorthe March

Sturzfluten im Ahrtal, Erdbeben auf Haiti, Vulkanausbrüche auf La Palma – kaum eine Woche vergeht ohne verheerende Katastrophenereignisse; höchste Priorität in solchen Notfällen hat die Suche nach Überlebenden. „Doch um gefunden werden zu können, müssen sich Verunglückte bemerkbar machen. Sie müssen Lebenszeichen senden: Leuchtfeuer auf hoher See, Klopfzeichen im Trümmerfeld, SOS-Signale im Funkgerät. Nur, wenn das Leben Zeichen gibt, kann es gerettet werden“, erläutert Martin Siegler. Für sein Promotionsprojekt hat er den Zusammenhang von Medien und Lebenszeichen analysiert. „Um Lebenszeichen zu senden, sind Menschen auf Medien angewiesen, die ihnen die Äußerung von Zeichen ermöglichen: kein Notruf ohne Netz, kein Leuchtsignal ohne Leuchtmittel, kein Schriftzeichen ohne Schreibzeug“, sagt der Medienwissenschaftler.

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Anhand von fiktionalen und historischen Beispielen aus 100 Jahren Katastrophengeschichte zeigt Siegler auf, dass Leben in Not von komplexen technischen Bedingungen, politischen Entscheidungen und ethischen Abwägungen abhängt. Diese müsste die Gesellschaft kritisch beleuchten. Dafür formuliert er drei Fragen, die auf Ungleichheiten aufmerksam machen sollen: Hat jedes Leben Zugang zu den nötigen Kommunikationsmitteln, um seiner Notlage Ausdruck zu verleihen? Sind wir für jedes Lebenszeichen in Not gleichermaßen empfänglich, oder ignorieren wir bestimmte Lebenszeichen zugunsten anderer? Und nutzen wir die Lebenszeichen, die wir empfangen, zum Schutz des Lebens oder aber zu seinem Schaden – beispielsweise, wenn ein Herzschlag einen Verschütteten, aber auch einen Menschen auf der Flucht in einem Versteck anzeigt?

Alle am Such- und Rettungsgeschehen beteiligten Akteur:innen könnten sich an diesen drei Fragen orientieren, um die eigenen Praktiken und Organisationen zu beleuchten: Ersthelfer:innen und Rettungsgesellschaften, Hilfsorganisationen und Katastrophenschutzbehörden, Sicherheitsorgane und Hersteller von Rettungstechnik, Betreiber kritischer Infrastrukturen und nicht zuletzt Gesetzgeber, die Rahmenbedingungen gestalten.

„Um Lebenszeichen zu senden, sind Menschen auf Medien angewiesen, die ihnen die Äußerung von Zeichen ermöglichen: kein Notruf ohne Netz, kein Leuchtsignal ohne Leuchtmittel, kein Schriftzeichen ohne Schreibzeug.“

Studienpreisträger Martin Siegler

Siegler kommt zu dem Schluss, dass Lebenszeichen sich in besonderem Maße eigneten, um Verhältnisse von Menschen und Medien unter prekären Vorzeichen zu erforschen und so die existentzielle Grundierung der Mensch-Medien-Beziehung ans Licht zu bringen. Er möchte dazu anregen, „gemeinsam über die technischen, sozialen und politischen Bedingungen nachzudenken, von denen menschliches Leben in Notlagen abhängt“.

Der Preisträger

Foto: David Ausserhofer

In Mainz studierte Martin Siegler (32) zunächst Film- und Theaterwissenschaft, Kulturanthropologie und Publizistik, bevor er 2012 für das Studium der Kulturwissenschaftlichen Medienforschung an die Bauhaus-Universität Weimar wechselte. Dort promovierte er von 2015 bis 2020 im Fachgebiet Medienwissenschaft, wo er heute wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Medienphilosophie ist.

Beitragstitel: Lebenszeichen. Warum Menschen in Not existenziell von Medien abhängen

Martin Siegler

martin.siegler@uni-weimar.de​​​​​​

Promotion an der Bauhaus-Universität Weimar, Fakultät Medien, Fachbereich Medienwissenschaft

Materialien zum Download

Wettbewerbsbeitrag von Martin Siegler

Pressefotos Martin Siegler

Weitere Preisträger:innen aus der Sektion Sozialwissenschaften

Vorteile auf allen Seiten

„Die Metamodellierung stellt ein geeignetes Verfahren dar, um sowohl den gestiegenen Anforderungen an die Modellkomplexität für die Bewertung der Versorgungssicherheit mit Elektrizität als auch den zu berücksichtigenden Unsicherheiten hinsichtlich der Eingangsdaten Rechnung zu tragen“, fasst Nolting zusammen. Und es profitieren alle Beteiligten von seiner Metamodellierung und deren Konsequenzen, denn „während eine Überdimensionierung der Reserven mit hohen Kosten für Stromverbraucher und Steuerzahler in Milliardenhöhe verbunden ist, birgt die Unterdimensionierung solcher Maßnahmen die Gefahr, dass das Niveau der Versorgungssicherheit absinkt“.

Deshalb werden die Ergebnisse jetzt in die industrielle Praxis übertragen. Gemeinsam mit den vier deutschen Übertragungsnetzbetreibern sowie der Bundesnetzagentur bringt Nolting unter anderem das Forschungsprojekt „Künstliche Intelligenz zur Bewertung der Versorgungssicherheit mit Elektrizität (KIVi)“ voran – damit auch künftig gewährleistet werden kann, dass der Strom zuverlässig aus der Steckdose kommt.

Bildergalerie

  • Lars Nolting hat eine KI-gestützte Methode – eine sogenannte Metamodellierung – zur Bewertung von Versorgungssicherheit mit Elektrizität entwickelt.
    Lars Nolting hat eine KI-gestützte Methode – eine sogenannte Metamodellierung – zur Bewertung von Versorgungssicherheit mit Elektrizität entwickelt.
  • Seine Promotion hat der Wirtschaftsingenieur an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen abgeschlossen.
    Seine Promotion hat der Wirtschaftsingenieur an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen abgeschlossen.
  • Mit seiner Forschung hilft er Entscheidungsträger:innen aus Politik und Industrie, die Energieversorgung auch in Zukunft lückenlos aufrecht zu erhalten.
    Mit seiner Forschung hilft er Entscheidungsträger:innen aus Politik und Industrie, die Energieversorgung auch in Zukunft lückenlos aufrecht zu erhalten.
  • Nolting arbeitet daran, die Ergebnisse seiner Forschung in die industrielle Praxis zu übertragen.
    Nolting arbeitet daran, die Ergebnisse seiner Forschung in die industrielle Praxis zu übertragen.
  • Schnell uns präzise: Ein Szenario-Durchlauf auf einem Hochleistungsrechner dauert dank der Metamodellierung nicht mehr rund 8,5 Stunden, sondern lediglich drei Minuten.
    Schnell uns präzise: Ein Szenario-Durchlauf auf einem Hochleistungsrechner dauert dank der Metamodellierung nicht mehr rund 8,5 Stunden, sondern lediglich drei Minuten.