Begegnungsorte

Foto: Nicole Keller

Wir brauchen analoge Orte, nah am Lebensort der Menschen, an denen sie einfach sein dürfen und die sie mitgestalten können. Orte, die Menschen zusammenbringen, die sich sonst nie begegnen würden. Orte, die Miteinander stiften, für alle sicher sind und Raum für das Entstehen von Beziehungen geben. Orte für Gemeinschaft. Orte für eine lebendige Bürgergesellschaft. Das Projekt Begegnungsorte zeigt gute Beispiele zum Nachahmen auf und vernetzt vorbildhafte Beispiele miteinander.

Der amerikanische Stadtsoziologe Ray Oldenburg prägte Ende der 90er Jahre den Begriff „Dritte Orte“: Neben dem Zuhause als erstem und der Arbeit als zweitem Ort fasste er darunter öffentliche Räume wie zum Beispiel Cafés oder Büchereien zusammen. Heute ist die Definition breiter: Dritte Orte sind Räume oder Plätze, die möglichst viele Menschen zusammenbringen, Austausch ermöglichen, ohne Konsumzwang. Es sind Begegnungsorte für eine vielfältige Gesellschaft.

Die Körber-Stiftung hat gemeinsam mit dem Bezirksamt Hamburg-Bergedorf selbst einen solchen Ort initiiert und betreibt ihn seit Dezember 2022 partnerschaftlich mit insgesamt neun Organisationen. In der Broschüre „Ein Haus für die Gemeinschaft“ machen wir das Erfahrungswissen und die Erfolgsbausteine des Begegnungsortes KörberHaus sichtbar und bieten sie allen Interessierten zum Nachahmen an.

Wir laden interessierte Kommunen und andere Akteure ein, mit uns ins Gespräch zu kommen, wenn sie sich auf den Weg machen möchten, einen Begegnungsort ins Leben zu rufen, oder bereits aktiv sind.

DORT – Die Dritte Orte Konferenz am 26. und 27. Februar 2026

Die Konferenz vernetzt Akteure aus Praxis, Kommune und Zivilgesellschaft und fördert den Austausch, wie lebendige Dritte Orte gestaltet werden können.

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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigt Engagement im KörberHaus

Wo Menschen sich begegnen, entsteht Gemeinschaft. Wie vielfältig das aussehen kann, zeigte sich am 10. September 2025 in Hamburg-Bergedorf: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte das KörberHaus, um den Begegnungsort und die dort engagierten Menschen kennenzulernen.

Begrüßt wurde er von Eva Nemela, Vorstandsmitglied der Körber-Stiftung, und Cornelia Schmidt-Hoffmann, Leiterin des Bezirksamtes Bergedorf. Der Rundgang des Bundespräsidenten startet mit einem Auftritt des deutsch-türkischen Menekşe Chors – ein musikalisches Zeichen dafür, wie Begegnung hier über Sprache und Herkunft hinweg gelingt.

Anschließend folgte ein Besuch bei der Bergedorfer LeseLernhilfe, einer Initiative der STEB – Stiftung für Engagement in Hamburg-Bergedorf. Dort kam der Bundespräsident mit insgesamt vier Grundschulkindern und ihren Leselernhelferinnen und Leselernhelfern ins Gespräch und hörte ihren Geschichten zu. Durch das wöchentliche gemeinsame Üben entsteht hier mehr als Lesekompetenz – Kinder erfahren Ermutigung und entdecken die Freude am Lesen, während Erwachsene den Austausch zwischen Generationen erleben.

Beim darauffolgenden Interkulturellen Kochen standen Töpfe und Geschichten nebeneinander. Junge Menschen, viele mit Fluchterfahrung, bereiten hier zusammen mit Menschen aus dem Stadtteil jeden Monat Gerichte aus aller Welt zu. Das gemeinsame Essen wird zum Anlass, sich kennenzulernen, Erfahrungen zu teilen und neue Verbindungen zu knüpfen.

In seinem letzten Stopp lernte der Bundespräsident das Angebot Klicks & Tricks kennen. Junge Engagierte erklären hier Älteren den Umgang mit digitalen KI-Anwendungen und zeigen, wie diese den Alltag erleichtern können.

Zum Abschluss seines Rundgangs dankte Bundespräsident Steinmeier den Engagierten und betonte die gesellschaftliche Bedeutung von Begegnungsorten: „Demokratie braucht Austausch, braucht Kontakt, braucht Nähe der Menschen untereinander – und Nähe braucht Begegnung. Und genau das schafft das KörberHaus in wirklich vorbildlicher Art und Weise. Wie wir heute an einigen Beispielen erleben konnten, bringt dieses Haus in idealer Weise Menschen aus vielen Generationen zusammen, aber auch – was mindestens ebenso wichtig ist – einige Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebenswelten, die aus ganz unterschiedlichen Milieus kommen.”

Der Tag hat gezeigt: Begegnungsorte sind kein nice-to-have, sondern eine Notwendigkeit. Sie wirken Polarisierung entgegen, indem sie Räume öffnen, in denen Vielfalt nicht trennt, sondern verbindet. Sie machen Engagement sichtbar, ermöglichen Teilhabe und laden dazu ein, Verantwortung zu übernehmen. Begegnungsorte sind Werkstätten der Demokratie. Hier wird im Kleinen eingeübt, was unsere Gesellschaft im Großen zusammenhält: zuhören, Unterschiede aushalten, Kompromisse finden und Freude an Gemeinschaft erleben.

Der Besuch des Bundespräsidenten würdigt die Arbeit der Engagierten und Partner im KörberHaus und sendet zugleich ein Signal für unser bundesweites Netzwerk für Dritte Orte. Ob leerstehendes Ladenlokal, Kulturzentrum oder Gemeindehaus: überall können neue Orte des Miteinanders entstehen. Gemeinsam arbeiten wir daran, diese Erfahrungen zu teilen, voneinander zu lernen und die Bedingungen zu schaffen, damit überall in Deutschland Räume für Begegnung wachsen können.

Publikation zum Thema

Ein Haus für die Gemeinschaft

Diese Publikation stellt die einzelnen Bausteine des KörberHauses vor: Wie gelingt Collective Impact im KörberHaus? Welche Räume und Angebote gibt es? Wer trägt die Verantwortung?

Kontakt

Dorothea Kerrutt

Programmleiterin
Engagement und Begegnung

Annalena Jonetzko (in Elternzeit)

Programmleiterin
Engagement und Begegnung

Sarah Schneider

Programm-Managerin
Engagement und Begegnung

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