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2x hören: Keine Angst vor Glojnarić

„Artefacts #2“ der kroatischen Komponistin Sara Glojnarić ist ein wahres Gewitter an funkensprühender Energie und rhythmischer Kraft. Wie geschaffen für die Sängerin Sarah Maria Sun, eine der virtuosesten Interpretinnen zeitgenössischer Musik. Dirk Rothbrust begleitete sie am Schlagzeug.

Wer erleben will, wie viele Stile, Farben und Temperamente die Musik der Gegenwart besitzt, muss die Sängerin Sarah Maria Sun gehört haben. Die 1978 geborene Musikerin, die bereits mehrere hundert Uraufführungen auf die Bühne gebracht hat, ist bei allen namhaften Komponist:innen unserer Zeit begehrt und versetzt das Publikum regelmäßig in Staunen.

Ihre Stimmkunst ist auch in „Artefacts #2“ der kroatischen Komponistin Sara Glojnarić gefragt, bei dem unter anderem Fiepen und Feixen, Krächzen und Gurren, Bibbern und Beben zum Repertoire gehören. Zeitweise wurde Sun sogar zur Perkussionistin, denn Sara Glojnarić verarbeitet in ihrem Stück die Top 20 Schlagzeug-Intros aus Rocksongs der 80er und 90er-Jahre. Dirk Rothbrust begleitete sie am Schlagzeug, den Abend moderierte Rafael Rennicke.

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2× hören: Keine Angst vor Glojnarić

Impressionen

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Sarah Maria Sun

Sarah Maria Sun zählt zu den außergewöhnlichsten und weltweit führenden Interpretinnen der zeitgenössischen Musikszene. Ihr Repertoire beinhaltet neben zahlreichen Liedern, Opern- und Oratorienpartien zurzeit über 1500 Kompositionen des 20. und 21. Jahrhunderts, darunter mehr als 350 Uraufführungen. Eine enge Zusammenarbeit verbindet sie mit den verschiedensten Komponisten, darunter u. a. Helmut Lachenmann, Heinz Holliger, Georg Friedrich Haas, Salvatore Sciarrino und Bernhard Lang. Der NDR widmete ihr 2012, 2016 und 2018 Portrait-Konzerte.

Ihre enorme Wandelfähigkeit demonstriert sie auch regelmäßig auf der Musiktheaterbühne. So war sie an diversen nationalen und internationalen Opernhäusern unter anderem in Zürich, Dresden, Frankfurt, München, Strasbourg, Luxembourg, Zagreb, der Opéra Bastille und Opéra Comique in Paris zu Gast. Im Sommer 2021 gab sie ihr Debüt bei den Salzburger Festspielen in der Neuproduktion von Luigi Nonos Intolleranza 1960.

Ihre eindringliche schauspielerische und musikalische Interpretation beweist sie immer wieder in der Darstellung komplexer Frauenfiguren. Hier sind vor allem die Monodramen Yes I will Yesvon Dieter Schnebel (Elbphilharmonie Hamburg) und Lohengrin von Salvatore Sciarrino (Osterfestspiele Salzburg) hervorzuheben. Von der Opernwelt wurde sie 2017 für die Rolle der Elsa in Sciarrinos Monodram sowie 2019 für die Partie der Gwen in Philip Venables 4.48 Psychose (Semperoper Dresden) als Sängerin des Jahres nominiert.

Sie tritt als Solistin in Konzerthäusern wie der Suntory Hall Tokyo, dem Muziekgebow Amsterdam, dem Auditorio National Madrid, der Elbphilharmonie Hamburg, der Berliner und Kölner Philharmonie, den Biennalen Paris und München und den Festivals in Witten, Donaueschingen und Herrenhausen auf. Sarah Maria Sun konzertierte mit namenhaften Dirigenten und Orchestern wie Sir Simon Rattle, Kent Nagano, Susanna Mälkki sowie u. a. mit dem Gewandhausorchester Leipzig oder den Berliner Philharmonikern.

Sarah Maria Suns Diskografie umfasst mehr als 30 CDs. 2017 wurden vier ihrer sechs Neuveröffentlichungen für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik nominiert. Kürzlich sind ihre beiden neuesten und gegensätzlichen CD Einspielungen Harawi mit Liedern von Olivier Messiaen und Killer Instincts mit Werken von u. a. Tom Waits, Kurt Weill und Leonard Bernstein bei Mode Records erschienen. Die Aufnahme „Les Espaces Électroaqoustiques“ (Col Legno) erhielt den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik.

Sie studierte Gesang in Köln und Stuttgart und wurde anschließend von Darinka Segota und Tanja Ariane Baumgartner betreut. Sie gibt regelmäßig Meisterkurse für Vokalmusik des 20. und 21. Jahrhunderts. Von 2018-2022 war sie Gastprofessorin, Tutorin und Lehrbeauftragte an den Musikhochschulen Hannover, Graz und Luzern. Seit 2022 unterrichtet sie als Professorin an der Musikhochschule Basel.

Dirk Rothbrust

Geboren 1968 im saarländischen Illingen, heute lebt er in Köln. Bereits als Elfjähriger rückte er das Schlagzeug radikal in den Mittelpunkt seines Lebens. Studiert hat er dann von 1986 bis 1994 in Saarbrücken und Karlsruhe bei Franz Lang und Isao Nakamura. Seit 1995 ist Dirk Rothbrust Mitglied des SCHLAGQUARTETT KÖLN, von 2001 bis 2008 spielte er im KAMMERENSEMBLE NEUE MUSIK BERLIN, 2005 wurde er Mitglied des ENSEMBLE MUSIKFABRIK.

Er gibt Konzerte auf allen wichtigen europäischen Festivals für zeitgenössische Musik und arbeitet mit den bedeutendsten Komponisten und Interpreten unserer Zeit zusammen, etwa mit Maurizio Pollini, Martha Agerich, Peter Brötzmann, Mouse on Mars und zurzeit mit Pierre Laurent Aimard. Die ungeheure Vielfalt des Schlagzeugs begreift Dirk Rothbrust als permanente Herausforderung, die ihn immer wieder zur Neubelichtung und Ausforschung des klanglichen Potenzials von Schlaginstrumenten motiviert; so auch zum Beispiel in dem bei den Wittener Tage für Neue Kammermusik 2014 uraufgeführten „void“ von Rebecca Saunders, dem 2016 für ihn geschriebenen drumset Solos „Fell“ von Enno Poppe, sowie dem Solostück „dust“ von Rebecca Saunders (2018).

2018 und 2022 war Rothbrust Coach bei der Lucerne Festival Academie und war als Solist, sowie im Duo mit Pierre-Laurent Aimard, Gast u.a. bei den Klangspuren Schwaz, dem Lucerene Festival und dem Musikfest Berlin. Seit 2019 ist er Lehrbeauftragter für Schlagzeug (Sololiteratur, Ensemble und Neue Musik) an der HfMT Köln.