2× hören: Keine Angst vor Kaija Saariaho
„Ich bewundere den magischen Augenblick, wenn im Wald, nach dem Regen, die Vögel sich durch die feuchten Blätter bewegen und singen. Oder wenn es sehr kalt ist, wenn der Schnee wie feiner Puder ist; das bewirkt eine besondere Stille. Und der Klangraum des feuchten, schweren Schnees. Alles ist tönende Atmosphäre.“
Naturräume in „tönende Atmosphäre“ zu verwandeln – das konnte Kaija Saariaho wie kaum eine andere Musikerin unserer Zeit. Die finnische Komponistin war eine Meisterin der grafisch skizzierten Klangentfaltung, der magischen Linien und des behutsamen Einsatzes der Elektronik. Im Juni diesen Jahres ist sie im Alter von 70 Jahren in ihrer Wahlheimat Paris verstorben.
Mit dem Stück „Six Japanese Gardens“ erinnert der Perkussionist Olaf Tzschoppe an die bedeutende Komponistin. Kaija Saariaho hatte dieses Werk für Schlagzeug und Live-Elektronik nach einer Japan-Reise im Jahr 1993 komponiert – inspiriert von den traditionellen japanischen Gärten in Kyōto.
Ihre Eindrücke finden Echos in einer Musik, die mal geheimnisvoll, mal furios und mal gefühlvoll klingt. Zusammengehalten wird sie von einem feingliedrigen rhythmischen Netz, das den Geräuschklangwelten eine Struktur verleiht. Die Perkussionsinstrumente verbinden sich mit elektronischen Tonzuspielungen – wie Naturklänge und rituelle Gesänge – zu eben jener tönenden Sphäre, die Saariahos Musik zu etwas so Besonderem macht.
Es moderierte Rafael Rennicke.
Olaf Tzschoppes
Olaf Tzschoppes künstlerischer Schwerpunkt als Schlagzeuger liegt auf dem solistischen und kammermusikalischen Repertoire des 20. und 21. Jahrhunderts. Zahlreiche Werke wurden ihm gewidmet und von ihm auf internationalen Bühnen uraufgeführt. Er war Mitglied von „Percussions de Strasbourg“, ist Gründer des „Bremer Schlagzeugensembles“ und lehrt als Professor für Schlagzeug an der Hochschule für Künste Bremen.