Außenpolitik im Wandel: Ein Vergleich der Prioritäten von Deutschland und aufstrebenden Mittelmächten
Umfrage der Körber-Stiftung beleuchtet die verschiedenen Sichtweisen von Deutschland, Brasilien, Indien und Südafrika auf die Außenpolitik
Expertinnen und Experten aus Brasilien, Indien, Südafrika und Deutschland setzen unterschiedliche außenpolitische Schwerpunkte. Im Rahmen der Körber Emerging Middle Powers Initiative (KEMP) wurden knapp 1.000 Fachleute aus den vier Ländern zu ihren außenpolitischen Prioritäten, Wahrnehmungen und Einstellungen befragt. Ein zentrales Ergebnis: Das Interesse an einer blockfreien Außenpolitik nimmt zu. Während in Brasilien und Südafrika jeweils rund 80 Prozent der Befragten einer neutralen Haltung gegenüber den USA und China bevorzugen, gewinnt diese Position auch in Indien mit 52 Prozent (2023: 38 Prozent) und in Deutschland mit 29 Prozent (2023: 19 Prozent) deutlich an Zuspruch.
Unterschiedliche außenpolitische Prioritäten
Auf die Frage nach den drei wichtigsten außenpolitischen Prioritäten ihres Landes nannten alle Befragten internationale Beziehungen als zentralen Aspekt, doch diese variieren erheblich. Indien konzentriert sich demnach weiterhin auf das Verhältnis zu China (20 Prozent) sowie auf seine Rolle in der eigenen Region (20 Prozent). Für Südafrika gewinnen die Beziehungen zum Globalen Süden an Bedeutung (14 Prozent). Darüber hinaus zeigt sich, dass der Krieg in der Ukraine ausschließlich von den Befragten aus Deutschland als außenpolitische Priorität angesehen wird (42 Prozent). Klimapolitik hingegen gaben nur die brasilianischen Befragten als zentrale Priorität an (29 Prozent).
Geringes Vertrauen in Handelspraktiken der Großmächte
Der internationale Handel zählt in allen vier Ländern zu den drei größten außenpolitischen Prioritäten. Doch das Vertrauen in die Handelspraktiken der USA und China ist gering. Auch die der Europäischen Union werden kritisiert: 80 Prozent der Befragten in Brasilien, 60 Prozent in Südafrika und 56 Prozent in Indien bewerten die Handelspraktiken der EU als unfair.
Geteilte Wahrnehmung von China und den USA
Der weltweite Einfluss Chinas wird insbesondere in Brasilien (77 Prozent) und Südafrika (73 Prozent) als positiv oder eher positiv eingeschätzt. In Deutschland (85 Prozent) und Indien (66 Prozent) hingegen überwiegt eine kritische Haltung. Umgekehrt bewerten Deutschland (75 Prozent) und Indien (55 Prozent) den globalen Einfluss der USA überwiegend positiv, während in Brasilien (59 Prozent) und Südafrika (60 Prozent) eine kritischere Haltung vorherrscht.
Den gesamten Report sowie weitere Informationen finden Sie hier.
Über die Umfrage
Die Befragung von knapp 1.000 Expertinnen und Experten in Deutschland, Brasilien, Indien und Südafrika wurde 2024 zum zweiten Mal in Zusammenarbeit mit Gateway House India, dem BRICS Policy Center in Brasilien und dem South African Institute of International Affairs beauftragt und durch Verian Germany vom 15. Oktober bis 2. Dezember online durchgeführt. Die Stichprobe ist weder repräsentativ noch zufällig.
Der Emerging Middle Power Report wird am 17. April im Rahmen des Global History and Politics Dialogue in Indonesien veröffentlicht und enthält neben der Umfrage Handlungsempfehlungen für Deutschland sowie verschiedene Meinungsbeiträge und Kommentare. Verfolgen Sie den Launch des Reports hier ab 10:30 Uhr (CET) im Livestream.
Angebote für Medienschaffende (Anfrage über den Pressekontakt)
- Interview mit Julia Ganter, Programmleiterin KEMP-Initiative
- Tabellenband von Verian Deutschland mit allen Umfrageergebnissen
Pressekontakt
Körber-Stiftung
Amira Naumann
Pressereferentin
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