Über die Geschichte einer gewaltfreien Gesellschaft

Geschichte ist Gegenwart! Der History & Politics Podcast der Körber-Stiftung

  • Geschichte
  • Politik
  • Gesellschaft
  • 45 Min.
  • 71. Episode

Mit den Worten „Wir müssen kriegstüchtig werden” äußerte sich Verteidigungsminister Boris Pistorius in Worten, die selten so in der jüngeren deutschen Geschichte zu hören sind. Seine Aussage und die Reaktionen darauf werfen die Frage um das gesellschaftliche Verständnis von Gewalt auf. Was versteht die heutige deutsche Mehrheitsgesellschaft unter Gewalt und wo wird sie verortet? Wie hat die Zeit des Nationalsozialismus die Nachkriegsgesellschaft geprägt und tut es bis heute? Und wieso ist das relevant für das Verhältnis zur Bundeswehr? Diese Fragen und andere haben wir in unserem Gespräch mit Teresa Koloma Beck über die Geschichte einer gewaltfreien Gesellschaft besprochen.

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Weitere Informationen zu dieser Folge:

Zur Person Teresa Koloma Beck.

Teresa Koloma Beck über die Verortung von Gewalt in modernen Gesellschaften: (Staats)Gewalt und moderne Gesellschaft. Der Mythos vom Verschwinden der Gewalt (APuZ, 2017).

Teresa Koloma Beck mit einem Text zu ihrer Forschung in Afghanistan: Zerteilte Welten. Mit Frantz Fanon in Kabul.

Interview von „Berlin direkt” vom ZDF mit Boris Pistorius zur neuen Mentalität in der Gesellschaft und Kriegstüchtigkeit: Pistorius: ["Wir müssen kriegstüchtig werden"[(https://www.zdf.de/politik/berlin-direkt/pistorius-wir-muessen-kriegstuechtig-werden-berlin-direkt-100.html).

Bundestagsrede Dezember 2002 von Peter Struck, damaligem Verteidigungsminister zur Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte in Afghanistan: Rede des Bundesministers der Verteidigung, Dr. Peter Struck.

„Die Gesellschaften sensibilisieren sich für die Gewalt, sie werden gewaltaverser in ihren Haltungen, das heißt, sie finden Gewalt nicht mehr so gut. Das wird dann aber oft damit gleichgesetzt, dass die Gewalt wirklich weg ist und das stimmt eben nicht, weil man ja gleichzeitig beobachten kann, dass es eine, Expansion und eine Aufrüstung von Gewaltfähigkeit gibt. Man denke an die Atombombe oder an so etwas wie Genozid im industriellen Maßstab, wie er sich im Holocaust ereignet hat. Das findet ja alles gleichzeitig statt und deswegen ist die eigentlich empirisch zutreffender Beobachtung nicht, dass wir in einer, gewaltfreien oder gewaltärmeren Gesellschaft leben, sondern wir leben in einer Gesellschaft, die normativ der Gewalt gegenüber sehr viel kritischer ist, die sensibilisierter ist für Gewaltphänomene und die aber gleichzeitig immer wieder Wege findet, auch extreme Formen von Gewalt gegenüber großen Gruppen von Menschen als legitim zu erzählen.“

Teresa Koloma Beck

Soziologin

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Geschichte ist Gegenwart! Der History & Politics Podcast der Körber-Stiftung

Warum Geschichte immer Gegenwart ist, besprechen wir mit unseren Gästen im History & Politics Podcast. Wir zeigen, wie uns die Geschichte hilft, die Gegenwart besser zu verstehen.

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