Audiobiografien junger sterbender Eltern als Erinnerung: Familienhörbuch gGmbH
Menschen eine Stimme zu geben, das war schon immer die Leitlinie für die Hörfunkjournalistin Judith Grümmer (64). Mit ihrer 2019 gegründeten Familienhörbuch gGmbH ermöglicht sie unheilbar erkrankten Müttern und Vätern mit minderjährigen Kindern die Erstellung einer professionellen Autobiografie. Das kostenfreie Hörbuch gibt Palliativpatientinnen und Palliativpatienten eine Stimme, mit der sie ihren Kindern ihre eigene Geschichte, ihre Lebenserfahrungen mit auf den Weg geben können. Nach dem Tod unterstützt das erzählte Vermächtnis die hinterbliebene Familie, vor allem die Kinder, in der Trauerbewältigung. Der Prozess der Aufnahme erleichtert den Umgang der Betroffenen mit der Begrenzung ihrer Lebenszeit und trägt darüber hinaus zur Kommunikation in der Familie bei in einer Zeit, die von Krankheit, Schmerz und drohenden Verlust geprägt ist.
Judith Grümmer begleitete in ihrer beruflichen Laufbahn die Entstehung der Hospizbewegung und die Entwicklung der Palliativmedizin seit Beginn der Achtzigerjahre. Als dreifache Mutter bewegte sie besonders das Bedürfnis sterbender junger Eltern, den hinterbliebenen Kindern und Angehörigen eine Erinnerung zu hinterlassen. Jährlich erkranken deutschlandweit ca. 37.000 Eltern minderjähriger Kinder neu an Krebs. Rund ein Fünftel der Erkrankungen kann nicht geheilt werden. Tod und Sterben ist noch immer ein Tabuthema, das Grümmer in den gesellschaftlichen Fokus rücken wollte. Der Tod ihres Ehemannes bestärkt die damals 59-Jährige, ihre „Herzensidee“ in die Tat umzusetzen.
Aus dem Ein-Frau-Projekt ist in kurzer Zeit ein wachsendes Sozialunternehmen geworden, das Spenden einwirbt und mit einem 60-köpfigen Team von engagierten Interviewenden und freiberuflichen Hörbuchdesignerinnen und Hörbuchdesignern bereits mehr als 200 Familienhörbücher realisiert hat.