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Wie Eltern auf die Rolle von KI für Bildung und die berufliche Zukunft ihrer Kinder blicken

In der Elternumfrage 2024 liegt der Fokus auf dem Thema Künstliche Intelligenz. Eltern wurden zu ihren Einschätzungen mit Blick auf die zunehmende Bedeutung von KI in Schule, Alltag und Arbeitswelt befragt. Auch das eigene Nutzungsverhalten der Eltern von KI-Anwendungen und die wahrgenommene Präsenz von KI-Tools in den Schulen ihrer Kinder wurden in den Blick genommen. Zusätzlich haben wir Fragen aus dem Vorjahr aufgegriffen um zu erfahren, wie Eltern die Vermittlungskompetenz der Schulen oder die berufliche Zukunft ihrer Kinder einschätzen.

Die repräsentative Umfrage wurde im Zeitraum zwischen dem 13. März und dem 27. März 2024 vom Forsa Insitut umgesetzt. In der Online-Befragung wurden 1.007 Elternteile von Kindern zwischen 12 und 18 Jahren in Deutschland befragt.

Eltern im Fokus 2024

Podcast: Wie Eltern auf die Rolle von KI für die berufliche Zukunft ihrer Kinder blicken

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Themenschwerpunkt Künstliche Intelligenz

Vorwissen und Erfahrungen von Eltern mit KI

Für fast alle befragten Eltern ist „Künstliche Intelligenz“ (KI) ein Begriff. Gleichzeitig gibt es große Unterschiede, was ihre Vorkenntnisse angeht: Während jede bzw. jeder Vierte angibt, KI-Anwendungen bereits beruflich oder privat genutzt zu haben, kennen elf Prozent diese nur dem Namen nach. Rund die Hälfte (48%) hat zumindest eine Vorstellung davon, was man mit KI-Anwendungen wie z.B. ChatGPT machen kann.

Väter haben häufiger als Mütter KI-Anwendungen ausprobiert. Zudem besteht eine Erfahrungslücke abhängig vom Bildungsstand der Eltern: 48 Prozent der Eltern mit Abitur oder Studium haben KI-Anwendungen bereits genutzt verglichen mit nur 30 Prozent der Eltern mit einem Haupt- oder mittleren Schulabschluss.

Haben Sie ein Vorstellung davon, was künstliche Intelligenz ist bzw. was KI-Anwendungen wie  „ChatGPT“ können? Welcher der folgenden Aussagen stimmen Sie zu?
Haben Sie ein Vorstellung davon, was künstliche Intelligenz ist bzw. was KI-Anwendungen wie „ChatGPT“ können? Welcher der folgenden Aussagen stimmen Sie zu?

Umgang mit KI in der Familie

Bei der Frage, wie Familien mit dem Thema KI umgehen, zeigt sich ein gespaltenes Bild: Während etwa die Hälfte der befragten Eltern (52%) mit ihren Kindern über die Chancen und Risiken von KI spricht, ist das für ein gutes Viertel der Familien (27%) zuhause überhaupt kein Thema.

Welche der folgenden Sätze treffen auf Sie und Ihre Familie zu?
Welche der folgenden Sätze treffen auf Sie und Ihre Familie zu?

Eltern, die praktische Erfahrungen im Umgang mit KI haben, sprechen häufiger mit ihren Kindern über das Thema: In dieser Gruppe geben 72 Prozent an, im Familienkreis über KI zu sprechen, verglichen mit 44 Prozent derer, die eine Vorstellung von den Anwendungsmöglichkeiten haben, und 20 Prozent derjenigen, die KI nur dem Namen nach kennen.

„Die Nutzung von KI-Tools kann Wissen und Perspektiven erweitern, aber auch überfordern und desorientierend sein. Inhaltlicher Wissens- sowie sozialer Kompetenzerwerb kann nur gelingen, wenn auch Möglichkeiten zur gemeinsamen Reflektion gegeben sind. Es kommt also darauf an, dass junge Menschen sich im Unterricht mit der Klasse oder am Küchentisch mit der Familie über einzelne Anwendungen und Nutzungspraktiken austauschen und über Chancen, Risiken und Herausforderungen neuer Technologien diskutieren.“

Dr. Claudia Lampert

Senior Postdoc am Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI) in Hamburg

Nutzung von KI in der Schule

Nur 13 Prozent der befragten Eltern geben an, dass ihre Kinder bereits unter Anleitung einer Lehrkraft im Unterricht KI-Anwendungen genutzt haben. Die Mehrheit (66%) ist sich sicher, dass dies nicht der Fall ist, während 21 Prozent nicht wissen, ob KI im Unterricht genutzt wird.

Laut Einschätzung der Eltern ist der KI-Einsatz in Gymnasien und Gesamtschulen mit 15 Prozent häufiger als in Grund-, Haupt- und Realschulen mit nur acht Prozent.

Werden im Schulunterricht Ihres Kindes unter Anleitung von Lehrkräften KI-Anwendungen genutzt?
Werden im Schulunterricht Ihres Kindes unter Anleitung von Lehrkräften KI-Anwendungen genutzt?

Nutzung von KI außerhalb der Schule

Außerhalb des Schulunterrichts ist die Nutzung von KI-Anwendungen deutlich höher als im Unterricht. Knapp jedes dritte befragte Elternteil (30%) berichtet, dass sein Kind KI zur Erledigung von Hausaufgaben, zur Vorbereitung von Referaten oder als Lernhilfe nutzt.

Nutzt Ihr Kind außerhalb des Schulunterrichts selbstständig KI-Anwendungen, also z. B. zur Erstellung von Hausaufgaben, zur Vorbereitung eines Referats oder als Lernhilfe?
Nutzt Ihr Kind außerhalb des Schulunterrichts selbstständig KI-Anwendungen, also z. B. zur Erstellung von Hausaufgaben, zur Vorbereitung eines Referats oder als Lernhilfe?

KI in der Schule: Einstellung der Eltern

Mit Blick auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Schulunterricht sind Eltern unterschiedlicher Meinung. Während 29 Prozent der befragten Eltern der Ansicht sind, dass KI-Anwendungen im Unterricht oder für schulische Zwecke eher vorteilhaft sind, sehen 25 Prozent eher Nachteile. Die relative Mehrheit (36%) glaubt, dass Vor- und Nachteile in etwa ausgeglichen sind.

Was meinen Sie: Überwiegen beim Einsatz von KI im Unterricht bzw. für schulische Zwecke für Ihr Kind eher die Vorteile oder eher die Nachteile?
Was meinen Sie: Überwiegen beim Einsatz von KI im Unterricht bzw. für schulische Zwecke für Ihr Kind eher die Vorteile oder eher die Nachteile?

„Die Umfrageergebnisse zeigen, dass Eltern den Wandel der Arbeitswelt mit und durch künstliche Intelligenz sehr wohl wahrnehmen. Wenn es um die Einführung von künstlicher Intelligenz in der Schule geht, gehen die Meinungen auseinander; hier haben viele Eltern nachvollziehbare Vorbehalte und sind sich unsicher. Damit Eltern ihre Kinder bestmöglich auf dem Weg in die Zukunft mit KI begleiten können, braucht es entsprechende Lern- und Erfahrungsräume – und zwar für alle Generationen!“

Eiken Prinz

Programmleitung Bereich Bildung, Körber-Stiftung

KI in der Schule: vermutete Auswirkungen

Die Antworten zeigen, dass viele Eltern KI-Anwendungen im Schulunterricht skeptisch gegenüberstehen und mehr Bedenken haben als Vorteile sehen. Viele befürchten, dass KI das Schummeln bei Prüfungen und Hausaufgaben erleichtert (70%) und meinen, dass durch den Einsatz von KI falsche Inhalte vermittelt werden (62%). 60 Prozent nehmen an, dass KI dazu führen könnte, dass Kinder weniger selbstständig lernen, oder dass der Unterricht durch KI weniger „menschlich“ wird (48%).

Dennoch sehen viele Eltern auch Potenziale in KI-Anwendungen: Die Hälfte der Eltern findet, dass KI für eine zukunftsfähige Schule notwendig ist, und ebenso viele sehen KI als Bereicherung des Unterrichts. Fast die Hälfte der Eltern (48%) glaubt, dass KI Lehrkräfte entlasten könnte.

Diese positiven Ansichten stehen in einem klaren Kontrast zu den umfassenden Bedenken.

Bitte geben Sie jeweils an, inwieweit Sie den folgenden Aussagen zustimmen. Angaben in Prozentzahlen
Bitte geben Sie jeweils an, inwieweit Sie den folgenden Aussagen zustimmen. Angaben in Prozentzahlen

Zusammenhang von Einstellung zu KI mit Vorwissen und Erfahrung

Eltern, die bereits selbst KI genutzt haben, sehen deutlich häufiger Vorteile im Einsatz von KI für schulische Zwecke.

Korrelation der Fragen zur Einstellung von Eltern zu KI in der Schule und dem Vorwissen und Erfahrungen von Eltern mit KI | * Tendenzangaben aufgrund geringer Fallzahl | Angaben in Prozentzahlen
Korrelation der Fragen zur Einstellung von Eltern zu KI in der Schule und dem Vorwissen und Erfahrungen von Eltern mit KI | * Tendenzangaben aufgrund geringer Fallzahl | Angaben in Prozentzahlen

Interview: Wie sinnvoll ist KI in der Schule?

Prof. Dr. Inge Molenaar ist Professorin für Bildung und Künstliche Intelligenz an der Radboud Universität in den Niederlanden. Als Direktorin des National Education Lab AI (NOLAI) untersucht sie, wie technologiegestützte Innovationen das Lernen an Schulen unterstützen und verbessern können.

Foto: Rob Gieling Fotografie

„Schulen können Hausaufgaben ändern, um sicherzustellen, dass sie nicht durch generative KI erledigt werden. Wir haben gemerkt, dass sie dadurch viel spannender für die Schülerinnen und Schüler werden.“

Prof. Dr. Inge Molenaar

Professorin für Bildung und Künstliche Intelligenz, Radboud Universität, Niederlande

Frau Molenaar, Sie forschen zu künstlicher Intelligenz in der Bildung. In welchem Bereich ist der Einsatz von KI in Schulen grundsätzlich sinnvoll – und wo nicht?

In der Schule wird der Unterricht durch die Lehrkraft sehr wichtig bleiben. Bevor die Schülerinnen und Schüler anfangen können mit KI zu üben, sollten sie durch eine Lehrkraft angeleitet werden. Diese Rolle der Lehrkraft wird bleiben. Aber beim Übungsprozess, also dabei, zu verfolgen, was die Schülerinnen und Schüler tun, kann KI den Lehrkräften helfen. Durch sie können Lehrkräfte Vorhersagen darüber treffen, wie die Kinder und Jugendlichen vorankommen und wie lange sie für ein bestimmtes Thema brauchen. KI kann somit bei der Gestaltung des Unterrichts unterstützen.

In den Niederlanden wird künstliche Intelligenz an den Schulen bereits seit rund sieben Jahren eingesetzt. Wie sieht das konkret aus?

In der Primär- und Sekundarstufe arbeiten viele Schülerinnen und Schüler mit sogenannten adaptiven Lerntechnologien. Das sind Technologien, die teils Aufgaben von den Lehrkräften übernehmen und ihnen helfen, Übungen für die Kinder zu personalisieren. Während in Deutschland meistens alle Schülerinnen und Schüler die gleichen Übungsaufgaben beispielsweise in Deutsch oder Mathe bekommen, passen wir in den Niederlanden diese an das Niveau der Schülerinnen und Schüler an. Der Schwierigkeitsgrad entspricht also dem jeweiligen Kind. Die Übungen sind dabei gerade schwer genug, um herauszufordernd zu sein, aber nicht zu schwer, um lösbar zu sein. Direkt nach der Eingabe erhalten die Kinder Feedback und sehen, was richtig oder falsch ist. Dann schätzt das System das Niveau wieder ein und weist neue Aufgaben zu.

Verteilt die KI vorher entwickelte Aufgaben oder erarbeitet sie im Prozess selbst welche?

Diese Technologien, die wir an den Schulen verwenden, sind keine generative künstliche Intelligenz. Also keine KI, die neue Inhalte erstellen und entwickeln kann. Schulen arbeiten überwiegend mit adaptiver KI. Es handelt sich um maßgeschneiderte Anwendungen der künstlichen Intelligenz, die speziell für den Bildungsbereich entwickelt wurden. Das machen meistens die Verlage oder Technologieunternehmen. In einem Designprozess entstehen somit Lehrinhalte, die gezielt beim Unterrichten helfen sollen.

In Deutschland stehen viele KI in der Schule skeptisch gegenüber. Aus unserer Befragung geht hervor, dass 60 % der Eltern befürchten, dass ihre Kinder durch die Verwendung von KI weniger lernen. Was entgegnen Sie den Skeptikerinnen und Skeptikern: Warum sollte KI in der Bildung eingesetzt werden?

Dieses Ergebnis überrascht mich. Womöglich denken viele Eltern zunächst an generative KI – und wenn man die nicht richtig einsetzt, kann das sicher problematisch sein. Doch adaptive künstliche Intelligenz, wie wir sie in den Niederlanden verwenden, kann den Lernprozess verbessern – und dadurch lernen Kinder auch besser. Bleiben wir bei dem Beispiel der Übungsaufgaben: Sie werden den Schülerinnen und Schülern entsprechend zugeordnet. Gleichzeitig sehen Lehrkräfte, welche Fortschritte die Kinder machen und erhalten einen Überblick über die gesamte Klasse. Sie können sofort erkennen, welche Schülerinnen und Schüler gut abschneiden und welche schlechter. Lehrkräfte können darauf reagieren, indem sie entweder einem einzelnen Schüler zusätzliches Feedback oder Hilfestellung geben – was Lehrerinnen und Lehrer natürlich viel besser können als die Plattform. Oder sie unterteilen die Klasse kurzzeitig, bilden Gruppen und kümmern sich gezielt um die Kinder, die bei dem jeweiligen Thema mehr Hilfe benötigen. Gleichzeitig können Schülerinnen und Schüler, die bereits gute Leistungen erbringen, schwierigere Übungen erhalten. Oder wenn diese mit einem bestimmten Thema fertig sind, können sie zu einem anderen Thema übergehen, das sie noch üben müssen. Der Einsatz von KI hilft hier also auf zwei Weisen: Der Lernstoff ist innerhalb eines Themas personalisiert – nach Schwierigkeitsgrad – und auch themenübergreifend.

Die Befragung zeigt auch: 70 % befürchten, dass Schummeln erleichtert wird.

Schülerinnen und Schüler nutzen generative KI für Hausaufgaben – insofern ist das eine berechtigte Angst. Aber ich sehe einen anderen Lösungsansatz, als KI zu verbannen. Schulen können Hausaufgaben ändern, um sicherzustellen, dass sie nicht durch generative KI erledigt werden. Wir haben gemerkt, dass sie dadurch viel spannender für die Schülerinnen und Schüler werden. Hausaufgaben sind nicht mehr nur Zusammenfassungen von Inhalten. Sie zielen stattdessen darauf ab, die Erfahrungen der Kinder mit dem Stoff zu verbinden. In gewisser Weise sind Schulen froh, dass sie diesen Wandel durchlaufen. Aber es bedeutet definitiv einiger Arbeit, sich in Richtung einer sinnvolleren Bildung auf den Weg zu machen.

Welche Kompetenzen können Schülerinnen und Schüler entwickeln, indem KI in der Schule und im Unterricht verwendet wird?

Was sie vor allem lernen, ist mit einer KI richtig zu interagieren und kritisch zu beurteilen, ob die Technologie einen auf die richtige Weise unterstützt oder ob sie einem die korrekten Informationen liefert. In vielen Berufen werden die Menschen zunehmend mit intelligenten Systemen zusammenarbeiten. Für diese Generation wird es also sehr wichtig sein, die Fähigkeit zu entwickeln, KI-Systeme zu steuern und zu überwachen.

Wenn wir die Erfahrungen aus den Niederlanden auf das deutsche Schulsystem übertragen wollen, welche Vorgehensweise empfehlen Sie?

Bis zu einem gewissen Grad geschieht es bereits: In beiden Ländern werden einige digitale Methoden eingesetzt, wie z.B. bettermarks. Viele Unterrichtsmaterialien sind daher schon digital und werden zunehmend „intelligenter“. Ausgehend davon ist es einfacher, dies System Schritt für Schritt auszubauen. Aber zunächst sollte ein Dialog mit Lehrenden darüber geführt werden, welche Aufgaben das System ihrer Meinung nach anbieten könnte. Lehrkräfte haben oft Angst, die Kontrolle und Autonomie zu verlieren. Solche Ängste kann man abbauen, indem man Forschungsergebnisse vorstellt und die Vorteile aufzeigt: KI ist gut darin, die Aufgabenauswahl zu übernehmen. Ebenso kann sie gut und schnell Feedback geben und auch bis zu einem gewissen Grad Erklärungen für Schülerinnen und Schüler mitliefern, warum etwas falsch ist.

Wie wird sich die KI entwickeln? Wird an einem Punkt künstliche Intelligenz die Lehrkraft ersetzen?

Nein, das glaube ich nicht. Natürlich gibt es Expertinnen und Experten, die mir widersprechen würden. Es gibt durchaus Bereiche, in denen das System nicht so gut ist wie die Lehrkraft, weil Lehrkräfte immer mehr über Schülerinnen und Schüler wissen. Darum muss man die Balance finden. Zwar gibt es schon solche Technologien, die Lehrkräfte ersetzen könnten, aber in den Niederlanden – und auch in Deutschland – werden sie nicht eingesetzt. Das liegt auch an unserem Werteverständnis: Wir sind der Meinung, dass der Unterricht durch Lehrerinnen und Lehrer besser ist als der Unterricht am Bildschirm. Und wir legen Wert auf soziale Aktivitäten, zum Beispiel zusammen in der Klasse zu sitzen, gemeinsam zu arbeiten, zu diskutieren, statt allein zu arbeiten. Es passt also nicht zu den Werten, die wir für unser Bildungssystem haben. Adaptive Technologien vereinen diese Werte und die Vorteile der KI. Sie ermöglichen eine Mischung aus dem, was wir an Gruppeninteraktion und Gruppenaktivität schätzen, und individueller Praxis, die natürlich auch Teil des Unterrichts ist.

Auswirkungen von KI auf Ausbildung, Berufe und Arbeitswelt

Die Mehrheit der befragten Eltern glaubt, dass nicht alle Tätigkeiten durch Roboter oder KI ersetzt werden können. Dennoch erkennen viele, dass KI erhebliche Auswirkungen auf die Arbeitswelt hat. Insgesamt 78 Prozent der Eltern meinen (eher), dass ihr Kind Kompetenzen im Umgang mit KI-Anwendungen für Beruf oder Studium benötigen wird. Knapp ein Drittel (29%) der Eltern hat Bedenken, dass ihr Kind in einer von KI geprägten Arbeitswelt schlechtere Chancen auf einen guten Job haben wird.

Bitte geben Sie jeweils an, inwieweit Sie den folgenden Aussagen zustimmen. Angaben in Prozentzahlen
Bitte geben Sie jeweils an, inwieweit Sie den folgenden Aussagen zustimmen. Angaben in Prozentzahlen

„Das mindeste, was wir an Kompetenz brauchen werden, ist der Gestaltungswille, unseren Arbeitsplatz und die Prozesse und Werkzeuge aktiv mitzugestalten. Unsere Aufgabe als Gesellschaft ist es, die überall entstehenden soziotechnischen Konstellationen aus Menschen und Maschinen so zu gestalten, dass sie unseren Werten und Vorstellungen entsprechen – auch in Schulen als einem gesellschaftlichen Nucleus. Das bedeutet, wertebasiert dafür zu sorgen, dass Maschinen das machen, was Maschinen gut können und Menschen das tun, was Menschen gut können und gerne tun.“

Dr. Aljoscha Burchardt

Principal Researcher, Research Fellow und stellvertretender Standortsprecher am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Berlin

Fragen zu schulischer Bildung und berufliche Zukunft

Relevante Schulfächer

Eltern schätzen die Relevanz verschiedener Schulfächer mit Blick auf die Zukunft ihres Kindes sehr unterschiedlich ein: Im Ranking der als „sehr wichtig“ erachteten Fächer liegen Englisch (74 %), Deutsch (71 %), Mathe (60 %) und Informatik (46 %) ganz vorne. Wirtschaft, Gemeinschafts-/Sozialkunde bzw. Politik werden jeweils nur von 38 Prozent der Eltern als „sehr wichtig“ bewertet. Die Schlusslichter bilden Kunst (6%), Musik (5%) und Religion (4%).

Diese Schulfächer bewerten Eltern als zukünftig sehr wichtig für die Gesellschaft:

Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach die folgenden Schulfächer für die berufliche Zukunft und das spätere Leben Ihres Kindes?
Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach die folgenden Schulfächer für die berufliche Zukunft und das spätere Leben Ihres Kindes?

Geschlechtsspezifisch werden stereotype Rollenbilder sichtbar. Mütter bewerten Englisch, Deutsch, Gemeinschafts-/Sozialkunde und weitere Geisteswissenschaften tendenziell häufiger als „sehr wichtig“ im Vergleich zu Vätern. Väter hingegen stufen Informatik und Technik häufiger als „sehr wichtig“ ein.

Relevante Kompetenzen

Über die fachliche Schulbildung hinaus halten Eltern folgende Fähigkeiten und Kenntnisse für sehr wichtig für die berufliche Zukunft ihres Kindes:

Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach die folgenden Fähigkeiten oder Kenntnisse über die fachliche  Schulbildung hinaus für den weiteren Lebensweg und die berufliche Zukunft Ihres Kindes?
Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach die folgenden Fähigkeiten oder Kenntnisse über die fachliche Schulbildung hinaus für den weiteren Lebensweg und die berufliche Zukunft Ihres Kindes?

Mit Blick auf überfachliche Qualifikationen erachten Eltern Kompetenzen wie Selbständigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Neugier und Lernbereitschaft sowie Kreativität und Problemlösungsfähigkeit als besonders wichtig für die Zukunft ihrer Kinder. Auffällig ist, dass klassische „Karriereeigenschaften“ wie Zielstrebigkeit und Ehrgeiz sowie Willensstärke und Durchsetzungsvermögen auf den letzten beiden Plätzen des Rankings stehen.

Auch, dass Eltern dem Thema Medienkompetenz vergleichsweise wenig Bedeutung zuschreiben, ist bemerkenswert, wird die von Fachleuten und in der öffentlichen Debatte doch immer wieder als zentrale Voraussetzung z.B. für den verantwortungsvollen Umgang mit KI angeführt.

Gewünschte Berufsfelder

Diese Berufsfelder wünschen sich Eltern später für ihr Kind:

Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach die folgenden Schulfächer für die berufliche Zukunft und das  spätere Leben Ihres Kindes? Antwortmöglichkeiten: sehr wichtig – wichtig – weniger wichtig – unwichtig
Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach die folgenden Schulfächer für die berufliche Zukunft und das spätere Leben Ihres Kindes? Antwortmöglichkeiten: sehr wichtig – wichtig – weniger wichtig – unwichtig

Mit 82 Prozent Zustimmung können sich Eltern an erster Stelle Karrieren im Bereich „Technik, Technologiefelder“ sowie „Naturwissenschaft, Forschung“ für ihre Kinder vorstellen. Am wenigsten attraktiv erscheinen ihnen Berufe in „Produktion, Fertigung“ (48%) und im kulturellen Bereich (46%).

Mütter befürworten eher Berufe in den Feldern „Soziales, Pädagogik“, „Gesundheit, Pflege“, „Kunst, Kultur, Gestaltung“, während Väter technische Branchen bevorzugen.

Auch das Geschlecht des Kindes spielt eine Rolle: Eltern von Jungen ziehen Technologie- und IT-bezogene Berufe vor, während Eltern von Mädchen häufiger soziale, pädagogische und kreative Berufe unterstützen.

Schule als Vermittlerin von Kompetenzen für die berufliche Zukunft

So bewerten Eltern Schule hinsichtlich ihrer Fähigkeit, jungen Menschen Kompetenzen zu vermitteln, die für ihre berufliche Zukunft relevant sind:

Was meinen Sie, wie gut gelingt es Schule im Allgemeinen, den Schülerinnen und Schülern die  Kenntnisse zu vermitteln und die Fähigkeiten zu fördern, die für die berufliche Zukunft relevant sind?
Was meinen Sie, wie gut gelingt es Schule im Allgemeinen, den Schülerinnen und Schülern die Kenntnisse zu vermitteln und die Fähigkeiten zu fördern, die für die berufliche Zukunft relevant sind?

Die Kompetenz der Schule zukunftsrelevante Fähigkeiten und Kenntnissen vermitteln zu können wird von vielen Eltern kritisch gesehen: Etwa zwei Drittel (65%) der befragten Eltern sind der Meinung, dass Schule dies weniger gut oder gar nicht gelingt.

Eltern mit einem Haupt-/mittlerem Schulabschluss haben noch weniger Vertrauen in die Schule als Eltern mit Abitur oder Studium: In der Gruppe mit dem niedrigeren Bildungsgrad sagen nur 29 Prozent, dass Schule gut bzw. sehr gut auf die berufliche Zukunft vorzubereitet. In der Gruppe mit dem höheren Bildungsgrad sind es dagegen immerhin 39 Prozent.