Wer ist genialer: Beethoven oder künstliche Intelligenz? Ali Nikrang ist Pianist und forscht seit über zehn Jahren an einem KI-basierten System zur Komposition von klassischer Musik. Was passiert, wenn künstliche Intelligenz auf musikalische Kreativität trifft, bespricht er mit Rafael Rennicke.
Viel beachtet, aber künstlerisch wenig überzeugend: Vor zwei Jahren wurde mithilfe von künstlicher Intelligenz die 10. Sinfonie von Ludwig van Beethoven vollendet. Auf der Grundlage von Skizzen und Notizen hatte ein Team aus Musikwissenschaftler:innen und Programmierer:innen eine KI entwickelt, um die Leerstellen zu füllen. Der Computer wurde dafür unter anderem mit vielen weiteren Beethoven-Stücken gefüttert, aber auch mit Musik seiner Zeitgenossen. Das Ziel: Die Maschine zu befähigen, wie Beethoven zu komponieren.
Am Ars Electronica Futurelab in Linz wird auf ähnliche Art und Weise geforscht und experimentiert. Ali Nikrang arbeitet hier seit mehr als zehn Jahren als KI-Forscher und klassischer Musiker. Sein multidisziplinärer Ansatz verbindet künstliche Intelligenz und musikalische Kreativität. Auch er entwickelt Musikkompositionssysteme, die mithilfe von KI neue Stücke im Stil der klassischen Musik schreiben können.
Nikrangs KI-Kompositionen waren bereits Gegenstand zahlreicher Fernseh- und Radiodokumentationen; die von ihm entwickelten KI-Systeme bzw. ihre Werke wurden bei mehreren Ausstellungen und Konzerten in Asien, Europa und Nordamerika vorgestellt.
Was ist alles möglich, wenn künstliche Intelligenz und musikalische Kreativität aufeinandertreffen und miteinander interagieren? Wie wird das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine dabei sinnvoll ausgelotet? Und wo liegen die Grenzen der KI im Bereich der klassischen Musik?
In unserer Reihe „2× hören“ kommen Sie in den Genuss, ein Werk von Ali Nikrang zu hören – wie gewohnt zwei Mal. Dazwischen klärt der erfahrene Musikvermittler Rafael Rennicke die drängenden Fragen zu Computertechnik und klassischer Musik.